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       # taz.de -- Der Hafen wächst: Im Westen nichts Neues
       
       > Der Container-Terminal Waltershof wird später ausgebaut als geplant. Zu
       > tun hat das mit rechtlichen Unsicherheiten – und ausbleibenden
       > Containerschiffen.
       
   IMG Bild: Tief im Westen, wo man die Sonne verstaut: Containterterminal Waltershof
       
       Der Ausbau des Hamburger Hafens verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Das
       bestätigte am Dienstag die Hafenverwaltung Port Authority (HPA). Grund
       dafür sind rechtliche Unsicherheiten im Verfahren um die geplante
       Elbvertiefung.
       
       Wegen der Diskussion über die Wasserrahmenrichtlinie der EU müssten auch
       die Pläne für die sogenannte Westerweiterung des Eurogate-Terminals
       Waltershof „überarbeitet und angepasst werden“, sagt HPA-Sprecherin Sinje
       Pangritz. Wie lange die Verzögerung dauere, könne „aus aktueller Sicht
       nicht benannt werden“.
       
       Die Westerweiterung betrifft ein rund 38 Hektar großes Gebiet am Köhlfleet,
       dessen Landfläche durch die Zuschüttung des nicht mehr zeitgemäßen
       Petroleumhafens vergrößert werden soll. An einer auf 1.159 Meter
       verlängerten Kaimauer sollen zwei Liegeplätze für Containerriesen und einer
       für Feederschiffe geschaffen werden.
       
       Im aktuellen Verfahren um die Elbvertiefung vor dem
       Bundesverwaltungsgericht spielt das Verschlechterungsverbot der
       Wasserrahmenrichtlinie eine wichtige Rolle. Danach sind Eingriffe in die
       ökologische Substanz von Gewässern verboten – deren Definition aber ist
       strittig.
       
       Im Verfahren um die geplante Vertiefung der Weser hat das Leipziger
       Bundesgericht diese Frage zur Klärung an den Europäischen Gerichtshof in
       Luxemburg überwiesen, bei der Elbvertiefung könnte demnächst ein ähnlicher
       Schritt folgen. Deshalb wollen die Hafenplaner nun auch bei Waltershof die
       Richtersprüche abwarten.
       
       Geplant ist, die Kapazität des Terminals von vier auf sechs Millionen
       Standardcontainer (TEU) pro Jahr zu erhöhen. Die Kosten von etwa 283
       Millionen Euro trägt die Stadt, Betreiber Eurogate will weitere 250
       Millionen Euro in moderne Umschlaganlagen investieren.
       
       Allerdings hatte Eurogate im Jahr 2012 in Waltershof lediglich 1,8
       Millionen TEU umgeschlagen. Man könne dort „also schon jetzt 100 Prozent
       mehr bewältigen“, rechnet zumindest Anjes Tjarks von den Hamburger Grünen
       vor: „Noch mehr ungenutzte Kapazitäten brauchen wir ganz sicher nicht.“
       Eurogates Hauptstandort ist Bremerhaven, auch am neuen Jade-Weser-Port in
       Wilhelmshaven ist das Unternehmen beteiligt.
       
       Tjarks hatte schon Anfang Mai auf Fehlplanungen hingewiesen. Damals räumte
       der Senat in seiner Antwort auf eine Anfrage des Grünen ein, dass in den
       Haushaltsplänen der HPA bis 2018 eine Lücke von 444 Millionen Euro klafft:
       Für neue Investitionen stünden rechnerisch nur 80 Millionen Euro im
       HPA-Haushalt zur Verfügung.
       
       Bis 2020 belaufe sich die Unterdeckung sogar auf rund 760 Millionen Euro.
       Damals prophezeite Tjarks, dass mindestens eines der aktuell geplanten
       Großprojekte verschoben oder aufgegeben werden müsste: „Hamburg kann sich
       das gar nicht mehr leisten.“
       
       Jetzt sieht der Grünen-Abgeordnete sich bestätigt. Rechnerisch könnten im
       Hamburger Hafen etwa 14 Millionen TEU pro Jahr umgeschlagen werden, 2012
       waren es aber nur rund neun Millionen. „Die Kapazitäten sind mehr als
       ausreichend“, folgert Tjarks: „Die Westerweiterung wird nicht gebraucht und
       ist nicht bezahlbar.“
       
       1 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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