# taz.de -- Kommentar Chinas neue Freihandelszone: Gut für die kleinen Fische
> Peking erlaubt das internationale Bankengeschäft. Damit kommen auch
> kleine und mittlere Unternehmen endlich leichter an Kredite.
IMG Bild: Anzugsträger hoch im Kurs: Die Freihandelszone ist eingeweiht
Der chinesische Premierminister Li Keqiang hat in Rekordgeschwindigkeit
eine Regelung durchgeboxt, die aus der Schanghai vorgelagerten Halbinsel
Pudong auf einen Schlag eine Freihandelszone macht. Erstmals in der
Geschichte der Volksrepublik ist damit auf dem Festland des offiziell sich
noch als kommunistisch bezeichnenden Staatsgebiets Finanzkapitalismus
möglich. Das heißt: Internationale Banken, Versicherungen und
Finanzdienstleister dürfen anlegen und spekulieren, wie sie es in
Frankfurt, Hongkong und New York auch tun.
Mehr Wettbewerb im chinesischen Finanzsektor ist durchaus eine gute Idee.
Denn so sehr in westlichen Ländern mehr staatliche Regulierung im
Bankensystem vonnöten ist – auf China trifft das Gegenteil zu. Das
bisherige Bankensystem der Volksrepublik mit seinem Einheitszinssatz hat in
den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Staatsunternehmen und
Großkonzerne in der Volksrepublik noch größer, mächtiger, aber auch
ineffizienter geworden sind.
Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen erhalten wegen einer
höheren Risikobewertung nur schwer Zugang zu Krediten und müssen sich zu
horrenden Zinsen Geld von informellen Banken leihen – außerhalb jeglicher
staatlichen Kontrolle. Chinas Kapitalmarkt ist so völlig außer Rand und
Band geraten. Die ausländische Konkurrenz könnte diesen Missstand zumindest
ein Stück weit aufheben.
Von einem ausartendem Finanzkapitalismus bleibt die Volksrepublik trotz des
Schanghaier Experimentierfelds ohnehin weit entfernt. Die Erfahrung in
China lehrt: Nur was das Machtmonopol der regierenden Kommunistischen
Partei nicht gefährdet, wird irgendwann auch im Rest des Landes eingeführt.
Das heißt: Solange die KP nicht abdankt – nie.
29 Sep 2013
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DIR Felix Lee
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