URI: 
       # taz.de -- Kolumne Generation Camper: Eierlegende Wollmilchsau
       
       > Seit ich mit der GPS-App auf Wanderschaft gehe, bin ich Technik-Fan. Ich
       > verlaufe mich nicht mehr. Nur mein Freund ist nicht begeistert.
       
   IMG Bild: Technik sei Dank: Jetzt muss man auch nicht mehr auf die Schilder achten.
       
       Er liebe das Unerwartete, sagt der agile Freund. Angst vorm Verlaufen? Das
       gehört doch dazu, so sei das wahre Rucksackwandern! Ich wollte ihm
       eigentlich nur von meiner Reisebegleitung, meinem iPhone erzählen. Seit ich
       diese genialische GPS-App installiert habe, bin ich Technik-Fan.
       
       Und ich verlaufe mich nicht mehr. Meine Distanz zu dem kleinen
       elektronischen Universaltalent ist dahin, ich liebe es neuerdings wie eine
       eierlegende Wollmilchsau.
       
       Ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, wo ich den nächsten Cappuccino
       erwarten kann, wo Nord und Süd und oben und unten sind, ich kann mich
       verorten. Und das ist wunderbar. Orientierungslosigkeit mitten im Wald und
       Gewaltmärsche vorm Dunkelwerden – das war früher.
       
       Wenn der Wanderweg unter Wasser steht, wenn die Markierungen weg sind, wenn
       ich überhaupt die Nase voll habe und einfach nur auf dem kürzesten Weg zum
       nächsten Bett will, dann ist das alles kein Problem, denn ich weiß jetzt,
       wo es langgeht.
       
       Mein Freund hat gut reden und wahrscheinlich ist er einfach nur
       nostalgisch: Er verliert Kompetenz. Er hat mehrere Wanderbücher verfasst
       und das zu einer Zeit, als an GPS noch gar nicht zu denken war. Ein Profi.
       
       Ich profitiere jetzt (Danke!) von den Aktivitäten der Internetgemeinde, die
       auf einschlägigen Webseiten unzählige GPS-Tracks vom kleinsten Rundweg bis
       zu den großen Fernwanderwegen zum Download ins Netz gestellt hat. Was ich
       brauche, schicke ich auf meine App und lade dann die Karten dazu.
       
       Alles offline, versteht sich. Denn das ist das Schöne daran: Auch ohne
       Internetverbindung und selbst ohne Mobilfunknetz (kostengünstig, vor allem
       im Ausland) kann ich mich jederzeit orientieren.
       
       Natürlich weiß ich, dass mich dieses kleine elektronische Monster immer
       mehr im Griff hat, dass es mich transparent für die Interessen von Menschen
       macht, denen ich weder ihre Macht noch mein Geld zugestehen möchte. Ob ich
       will oder nicht: Sie finden mich. Überall und jederzeit. Aber Hand aufs
       Herz: Wenn es wirklich nötig ist, will doch jeder Outdoorfan schnellstens
       gefunden werden.
       
       28 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christel Burghoff
       
       ## TAGS
       
   DIR Wandern
   DIR GPS
   DIR iPhone
   DIR Wandern
   DIR Reisen
   DIR Hausbesetzung
   DIR Algerien
   DIR Paare
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Als Frau allein im Wald
       
       Wie ein Relikt aus Rotkäppchens Urangst-Universum, wo Realitäten und alte
       Traumata böse durcheinandergehen.
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Wo ist mein Sherpa?
       
       Rucksackträger wäre in unseren Breiten eine Dienstleistungslücke. Warum
       muss Mann und Frau dieses Ding eigentlich immer selbst schleppen?
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Cool Campen
       
       Die Gegenbewegung zur Verspießerung der Campingplätze ist längst da. Sie
       will das Camping-Abenteuer zurückerobern.
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Landschaft fressende Ferienhäuser
       
       Leerstehende Sommerhäuser zu besetzen, ging in den 70ern in Ordnung. Immer
       noch bleiben viele Ferienhäuser die meiste Zeit unbenutzt.
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Camus statt Meditation?
       
       Der Star des coolen Existenzialistenlooks, der Schriftsteller Albert Camus,
       wurde auf der Buchmesse gewürdigt und wiederentdeckt.
       
   DIR Kolumne Generation Camper: Oh ja, einen Schnaps!
       
       Ergraute Wohnmobilisten sind meist konventionell, auch wenn manche von
       alten Hippi-Zeiten träumen. Sie pflegen ihre Pärchenwirtschaft.