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       # taz.de -- Berlin-Marathon: „Sich nicht überschätzen“
       
       > Sport ist Mord, lautet die Weisheit der Faulen. Tatsächlich kommt es bei
       > Marathonläufen nicht selten zu Todesfällen. Sportmediziner Markus de
       > Marées weiß warum – und wie man vorbeugen kann.
       
   IMG Bild: Gedrängel beim Marathon 2010 in Berlin.
       
       taz: Herr de Marées, bei Ausdauersportveranstaltungen sterben immer mal
       wieder Teilnehmer – zuletzt beim hiesigen Halbmarathon im April. Überrascht
       Sie das? 
       
       Markus de Marées: Nein. Die Unterschiede im Trainingsniveau der Teilnehmer
       sind extrem groß. Ein plötzlicher Herztod – häufigste Todesursache bei
       diesen Läufen – kann viele verschiedene Ursachen haben.
       
       Zum Beispiel? 
       
       Ein angeborener Defekt oder eine Fehlentwicklung des Herzens, die nicht
       erkannt wurden, eine Arteriosklerose, also eine Verengung im Bereich der
       Herzkranzgefäße. Auch eine verschleppte Grippe kann dazu führen: Der
       Sportler trainiert trotz Erkältung, es kommt zur Herzmuskelentzündung und
       dadurch zur Arhythmie des Herzens.
       
       Also spielt auch die falsche Vorbereitung eine Rolle. Was sind andere
       mögliche Fehler? 
       
       Am häufigsten kommt es vor, dass man zu wenig oder nicht kontinuierlich
       genug trainiert. Man überschätzt sich im Training und setzt die Belastung
       zu hoch an oder trainiert, obwohl man im Stress ist.
       
       Und Ernährungsfehler? 
       
       Wenn man zu wenig trinkt und es zur Wasserunterversorgung kommt, kann auch
       dies auf längere Sicht zu Herzrhythmusstörungen führen. Übermäßiges Rauchen
       und fettiges Essen genauso – darauf sollte man bei der Vorbereitung
       verzichten.
       
       Man sagt, ein Marathon übersteige eigentlich die normale Leistungsfähigkeit
       des Körpers. Welche Körperbereiche oder Organe betrifft das besonders? 
       
       Auch hier ist an erster Stelle das Herz-Kreislaufsystem zu nennen. Die
       Herztode treten oft im letzten Drittel des Rennens auf, wenn die
       Energiespeicher nicht mehr gefüllt sind. Wenn man sich dann überschätzt,
       kann das schlimme Folgen haben. Aber die Herztode können auch schon zu
       Beginn auftreten – das sind die Läufer, die sich auf den ersten Kilometern
       überschätzen.
       
       Es gibt die Vermutung, dass Doping im Breitensport eine immer größere Rolle
       spielt. Glauben Sie, das könnte eine weitere Ursache sein? 
       
       Auf jeden Fall. Das betrifft Stimulanzien und Steroide, die im
       Krafttraining eingesetzt werden. Das ist klar belegt. Und wenn man dopt,
       gerade auch mit Wachstumshormonen, wird das Herz beeinträchtigt.
       
       Was wäre Ihr dringlichster Rat an Menschen, die einen Marathon laufen? 
       
       Vom Mediziner: mich regelmäßig untersuchen zu lassen, also einmal im Jahr
       zum Kardiologen gehen und eine Elektrokardiografie (EKG) und
       Echokardiografie machen. Vom Sportwissenschaftler: regelmäßiges Training
       und eine langfristige Vorbereitung. Man sollte nicht erst einen Monat vor
       dem Marathon anfangen, richtig zu trainieren. Vom
       Ernährungswissenschaftler: auf Flüssigkeits- und Kohlenhydratzufuhr achten.
       Aber an die Nahrungsmittel muss sich der Körper auch gewöhnen. Wenn man
       diese Power-Gels etwa im Rennen zum ersten Mal zu sich nimmt, wird sich der
       Magen beschweren. Wichtig ist, dass man Spaß haben sollte bei dem, was man
       tut.
       
       Gibt es Altersgrenzen? 
       
       Nein. Unter der Voraussetzung, dass man gesund und gut trainiert ist, würde
       ich es jedem raten. Fauja Singh aus Indien finisht mit 101 Jahren noch
       Marathons.
       
       25 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jens Uthoff
       
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