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       # taz.de -- Kompromiss zur EU-Agrarreform steht: Sieg für Großbauern
       
       > Anders als vom Parlament gewünscht, bekommen riesige Betriebe künftig
       > nicht weniger Subventionen. Immerhin soll es einen Aufschlag für kleine
       > Höfe geben.
       
   IMG Bild: Bleiben unreformiert: Äpfel
       
       BERLIN taz | Der durchschnittliche Großbauer hat wegen der EU-Agrarreform
       kaum mit Einbußen bei den Subventionen zu rechnen. Das ist die Folge der
       Einigung über letzte Details der Landwirtschaftspolitik ab 2014, die
       Vertreter von Europäischem Parlament, Mitgliedstaaten und Kommission am
       Dienstagabend in Brüssel erzielt haben.
       
       Derzeit fließt der Löwenanteil der jährlich 58 Milliarden Euro
       EU-Subventionen an Großbetriebe. Denn die wichtigste Subventionsart, die
       Direktzahlungen, wird nach dem Grundsatz vergeben: je größer die Fläche,
       desto höher die Zahlung. Deshalb kassieren 20 Prozent der Betriebe 80
       Prozent der Direktzahlungen. Dabei bieten die kleinen Höfe pro Fläche meist
       mehr Arbeitsplätze als große.
       
       Die EU-Institutionen haben nun zwar laut Kommission vereinbart, dass die
       Mitgliedstaaten Großbetrieben die Direktzahlungen über 150.000 Euro um
       mindestens fünf Prozent kürzen müssen. Lohnkosten dürfen gegengerechnet
       werden, so dass Höfe mit vielen Arbeitsplätzen verschont blieben.
       Ausgenommen von der Kürzung wird auch die geplante Umweltprämie - etwa
       dafür, dass die Bauern einen Teil ihrer Ackerfläche „im Umweltinteresse“
       nutzen.
       
       Doch die meisten Mitgliedstaaten werden wohl nur die Minimalkürzung - fünf
       Prozent - anwenden. Das ist weniger, als die Direktzahlungen für
       Großbetriebe schon jetzt reduziert werden: über 300.000 Euro um 14 Prozent,
       von 5000 bis 300.000 Euro um 10 Prozent. Selbst die fünf Prozent müssen
       nicht gekürzt werden, wenn ein EU-Staat die Direktzahlungen für sämtliche
       Betriebe um mindestens fünf Prozent senkt und dieses Geld vor allem in
       einen Zuschlag für die ersten Hektar der Höfe steckt.
       
       ## Mehr Geld für kleine Betriebe
       
       Kleine Betriebe bekämen also mehr. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU)
       hat angekündigt, diese im Juni vereinbarte Möglichkeit zu nutzen.
       Allerdings will sie dafür wirklich nur fünf Prozent der Direktzahlungen
       umwidmen. Das wäre nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
       Landwirtschaft (AbL) lediglich ein Gewinn von maximal 750 Euro pro Betrieb
       und Jahr.
       
       AbL-Geschäftsführer Ulrich Jasper forderte daher, dass Deutschland wie von
       der EU ermöglicht mehr Geld für kleine und umweltfreundliche Betriebe
       umwidmet. Aigner reagierte darauf in ihrer Stellungnahme nicht. Sie lobte
       lediglich, dass die Einigung den deutschen Bauern Planungssicherheit
       bringe.
       
       Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament,
       kritisierte dagegen: „Das Parlament ist grandios gescheitert.“ Von der
       Forderung nach einer Streichung ab einer bestimmten Summe sei nichts
       übriggeblieben. Zudem würden die Bedingungen für die neue Umweltprämie
       aufgeweicht. "Wir Grüne werden dieser laschen Reform der Direktzahlungen
       nicht zustimmen." Dennoch wird bei der Abstimmung im Plenum des Parlaments
       im Oktober oder November eine Mehrheit erwartet.
       
       25 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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