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       # taz.de -- Personalwechsel nach der Wahl: Spitzenrecycling bei den Grünen
       
       > Entschlossen sollen bei den Grünen Konsequenzen gezogen werden. Nur
       > welche genau, bleibt unklar. Erste Namen kursieren, auch Özdemir will
       > wohl Chef bleiben.
       
   IMG Bild: Bei den Grünen ist einiges schnell verblüht nach dem Wahlergebnis
       
       BERLIN taz | Die Grünen stellen sich nach ihrem Wahldesaster personell neu
       auf – und werden ihre Führung wohl deutlich verjüngen. Der Grünen-Vorstand
       wird geschlossen zurücktreten, um eine Neuwahl im Herbst zu ermöglichen.
       Das kündigten die Parteivorsitzenden Cem Özdemir und Claudia Roth am Montag
       an. Roth hatte diesen Vorschlag in das Gremium eingebracht und zuvor mit
       Özdemir abgestimmt.
       
       Dies sei als Signal an die Partei und die Öffentlichkeit gedacht, sagte
       Roth. Die Grünen ziehen entschlossen Konsequenzen, so die Botschaft. Doch
       welche genau, das sagten die beiden ChefInnen nicht. Ihre beiden Posten
       sind die wichtigsten in dem sechsköpfigen Führungsgremium. Und die wirklich
       spannende Frage ist, wer sich dann neu um den Parteivorsitz bewirbt.
       
       Roth, 58, die den linken Flügel repräsentiert, ließ das für sich am Montag
       offen. Ihre Entscheidung sei getroffen, sie werde diese aber zunächst in
       den Parteigremien kommunizieren, sagte sie. Roth gilt seit ihrem schlechten
       Ergebnis bei der Urwahl im Herbst 2012 als geschwächt, sie führt die Partei
       – mit Unterbrechung – seit rund elf Jahren. Es ist nicht unwahrscheinlich,
       dass sie sich endgültig in den politischen Ruhestand verabschiedet.
       
       Anders sieht es bei Özdemir aus, der den Realos zugerechnet wird. Er
       deutete am Montag an, erneut Parteichef werden zu wollen. Der 47-Jährige
       ist vergleichsweise jung, sieht sich als Teil des Generationswechsels und
       würde ungern auf die Strahlkraft des Chefpostens verzichten. Özdemir hat in
       Stuttgart vergeblich um ein Direktmandat gekämpft, wird aber wegen seines
       Spitzenplatzes auf der Liste in den Bundestag einziehen. Eine Verlängerung
       als Vorsitzender würde gut in seine Karriereplanung passen.
       
       ## Im Bund weniger präsent
       
       Argumente hätte er. Er könnte intern anführen, dass er auf den Stuttgarter
       Wahlkampf fokussiert und im Bund weniger präsent war – und sich so vom
       fatalen Bundesergebnis absetzen.
       
       Vor allem aber wird sich der Ruf nach Veränderung auf die Spitzenkandidaten
       Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt konzentrieren. Beide schwiegen
       sich über Ambitionen für den Fraktionsvorsitz aus. Trittin, 59, ist die
       starke Figur der Parteilinken, er verantwortete maßgeblich das Finanz- und
       Steuerkonzept mit, dass von Realos wie Baden-Württembergs Regierungschef
       Winfried Kretschmann jetzt für die Stimmenverluste verantwortlich gemacht
       wird. Viele in der Partei rechnen damit, dass er sich zurückzieht und nicht
       mehr für den Fraktionsvorsitz antritt.
       
       Als möglicher Nachfolger wird in der Fraktion bereits Anton Hofreiter, 43,
       gehandelt. Der Verkehrsexperte aus Bayern gehört zum linken Flügel, wird
       aber wegen seiner integrativen Art strömungsübergreifend geschätzt.
       
       Auch für Katrin Göring-Eckardt, 47, die den Realos zugerechnet wird, könnte
       das Wahldesaster das Aus bedeuten. Trotz ihres starken Urwahlergebnisses
       als Spitzendkandidatin sind einige in der Fraktion unzufrieden mit ihrer
       Performance. Sie sei unauffällig geblieben, so die Kritik, und habe den
       Fokus zu sehr auf soziale Probleme gelegt.
       
       Wenn es um Alternativen geht, fällt häufig der Name von Vizefraktionschefin
       Kerstin Andreae, 44. Die ehrgeizige Wirtschaftspolitikerin war
       Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg, pflegt gute Kontakte zum
       Mittelstand und hat deshalb eine Schlüsselposition, um die Energiewende
       umzusetzen.
       
       23 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrich Schulte
       
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