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       # taz.de -- Jubliäum von „Dummy“: Warum eigentlich nicht?
       
       > „Dummy“ erscheint seit zehn Jahren, das Jubiläumsheft ein „Stahlbad der
       > Gefühle“. Ein Hoch auf Robbe im Teigmantel und die Frage: Warum
       > eigentlich?
       
   IMG Bild: Dumm? Nö, das aktuelle „Dummy“-Cover.
       
       BERLIN taz | Dummy, das ist mal Juden, Jugend, Scheiße, Revolution oder
       Atom. Jede Ausgabe soll eine Ausstellung zu einem wechselnden Thema sein.
       Mit diesem Anspruch startete das Heft im Herbst 2003. In zehn Jahren
       stellte das Gesellschaftsmagazin 39 Themen aus und bringt in der
       Jubiläumsausgabe, die heute erscheint, alle in ein Heft.
       
       In den 40 Geschichten in der Jubiläumsausgabe präsentiert Dummy unter
       anderem Rezepte des 60er-Jahre-Ritz-Koches Werner Fischer, wie Robbe im
       Teigmantel oder Leguansuppe. Daneben führt das Magazin die
       Grünen-Politikerin Claudia Roth unter dem Titel „Türkei“ vor: „Ich liebe
       die Menschen in der Türkei. Und ich liebe die Konflikte in der Türkei, es
       gibt immer wieder Probleme, immer wieder Konflikte.“
       
       Dummy nennt man die erste Ausgabe eines Magazins, mit der ein Verlag
       testet, wie die Neuerscheinung auf dem Markt ankommt. Dummy trägt diesen
       Namen, weil jede Ausgabe sich neu erfinden will, mit einem anderen Thema
       und neuem Grafikdesigner. Doch gerade die verstehen oft nicht, dass sie für
       ein Gesellschaftsmagazin gestalten und nicht für ihr eigenes Portfolio: „Es
       geht oft nur ums Schönmachen“, sagt Oliver Gehrs.
       
       Wenn man über Gesellschaftsveränderung spreche, „gucken die Designer einen
       oft nur mit großen Augen an“. Gehrs ist neben Natascha Roshani Herausgeber
       des Magazins. Er kritisiert die oft mangelnde Kreativität der Gestalter,
       die beispielsweise das Heft „Kinder“ mit Krakelschrift oder „Behindert“ mit
       kaputten Buchstaben illustrieren wollen.
       
       Die Dummy macht es genau andersrum. So erscheint die Ausgabe „Atom“ im
       Herbst 2009 nicht in Jute-Aufmachung, sondern minimalistisch modern mit
       Anzeigen für Hugo Boss und Schweizer Uhren, damit „auch der FDP-Wähler, der
       das Heft liest, sich denkt, er sei altmodisch mit seiner Haltung“, sagt der
       Dummy-Gründer.
       
       Für die Jubiläumsausgabe kam Dummy auf die irrwitzige Idee, die 40
       Geschichten im Heft von 40 Grafikdesignern gestalten zu lassen. „Es war ein
       Stahlbad der Gefühle“, beschreibt Gehrs die Zusammenarbeit und überlegte,
       zum Heft ein Booklet zu veröffentlichen mit den kruden E-Mails zwischen
       Art-Direktoren und Redaktion.
       
       ## Medienkritik in jedem Heft
       
       Bevor er den Dummy Verlag gründete, der auch den Fluter, das Jugendmagazin
       der Bundeszentrale für politische Bildung, redaktionell umsetzt, war er
       Medienredakteur der taz und der Berliner Zeitung. Er schrieb zudem eine
       unautorisierte Biografie über den ehemaligen Spiegel-Chefredakteur Stefan
       Aust. Gehrs ist Medienkritiker.
       
       Auch die Dummy kritisiert andere Zeitungsmacher: In der Jubiläumsausgabe
       werden unter „Geheimnisse“ etliche Zeitungsteaser aufgelistet, die alle die
       Frage stellen „Warum eigentlich?“. Auch die taz wird vorgeführt: „Deutsche
       rufen ’aua‘ wenn sie sich verletzten, Franzosen dagegen ’aie‘. Warum
       eigentlich?“ oder „Über Tote soll man nur Gutes sagen. Warum eigentlich?“
       
       Bei diesem Artikel fragt man sich – wie so häufig beim Dummy-Lesen: Warum
       eigentlich? Und kommt immer wieder auf die beruhigende Antwort: Warum
       eigentlich nicht?
       
       23 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bednarczyk
       
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