URI: 
       # taz.de -- Debatte Papst und Homosexuelle: Tröstlich – mehr aber auch nicht
       
       > Der Papst liebt also alle Menschen – auch die Homosexuellen. Na und? Das
       > ist sein Job, aber kein Grund in Jubel auszubrechen.
       
   IMG Bild: Unverkennbar: seine Heiligkeit.
       
       Am Christentum – von Weihrauch, Michelangelo und Weihnachtsgeschenken
       natürlich abgesehen – war so wahnsinnig viel nie dran. Aber eines eben
       doch: die Liebe; und zwar die unkonditionierte, die, wenn man so will,
       freie Liebe, die für jeden Menschen.
       
       In seinem Interview für die Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica macht
       Papst Franz nun einen kleinen Schritt zurück zur Quelle- und der Jubel ist
       groß.
       
       Der letzte Papst, der seine Sinne beisammen hatte und lange genug
       überlebte, damit die Botschaft wirken konnte, hat, was Franz jetzt sagt,
       auf die Institution Kirche bezogen einmal so formuliert: „Die Pfarrei ist
       wie der Dorfbrunnen – wer Durst hat, kommt und trinkt.“
       
       Franz wiederholt jetzt also, was Johannes XXIII. vor ein paar Jahrzehnten
       und Jesus vor zwei Jahrtausenden gesagt hat: Alle sind willkommen. Und er
       sagt: Vor der katholischen Doktrin kommt die Botschaft des Evangeliums.
       
       Auf beispielsweise einen jungen italienischen Schwulen, der sich täglich
       der Hetze auf der Strasse und im Parlament (!) ausgesetzt sieht, mag das
       tröstlich wirken – mehr aber auch nicht.
       
       ## Frau und Frau, Mann und Mann
       
       Wichtiger wird ihm die Geste der Abgeordneten der 5-Sterne-Bewegung sein.
       Bei der Abstimmung über ein Gesetz gegen Homophobie am Donnerstag umarmten
       und küssten sie sich, Frau und Frau, Mann und Mann.
       
       Aber nicht nur damit taten sie ihrem Abgeordnetentitel „Ehrenwerter“
       genüge; sondern auch, indem sie einem Gesetz die Zustimmung verweigerten,
       das Homophobie von dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sieht und
       ungestraft lässt, soweit sie „nicht unmittelbar zum Hass oder zu Gewalt“
       aufstachelt.
       
       Klingt irrsinnig, ist aber ganz normale italienische Politik, beschlossen
       mit den Stimmen der linken Regierungspartei PD. Da könnte man fast
       katholisch werden.
       
       20 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
   DIR Papst Franziskus
   DIR Homosexualität
   DIR Liebe
   DIR Katholische Kirche
   DIR Italien
   DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
   DIR Reinhard Marx
   DIR Oktoberfest
   DIR Papst Franziskus
   DIR Homophobie
   DIR Wahl
   DIR Papst Franziskus
   DIR Katholische Kirche
   DIR Papst Franziskus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kardinal Marx über Sexualmoral: „Wir können nicht alles absegnen“
       
       Erzbischof Reinhard Marx über die unterschiedlichen Moralvorstellungen von
       Kirche und Gläubigen, über Antikapitalismus und Papst Franziskus.
       
   DIR Kolumne Blicke: Nackte beim Spaßappell
       
       Die Menschen im Lande sind glücklich wie nie – ob in der größten Therme
       Europas oder auf dem größten Volksfest der Welt. Die entsprechende Phrase
       gibt es auch.
       
   DIR Papst Franziskus und die Kirche: „Ich bin ein Sünder“
       
       Die Signale des Papstes sind nicht nur mediale Koketterie. Seine Haltung
       zur Sexualmoral ist eine Kampfansage an die Konservativen.
       
   DIR Kommentar Barilla: Mittelmäßig schwule Nudel
       
       Guido Barilla möchte für seine Discounternudeln nicht mit schwulen Paaren
       werben. Damit spricht er für die Mitte der italienischen Gesellschaft.
       
   DIR Kolumne Blicke: Das Schwein meiner Wahl
       
       In den letzten Wochen ist die Politik mal wieder zudringlich geworden – da
       tut ein guter Braten Wunder. Er darf nur nicht zu klein sein.
       
   DIR Interview mit Papst Franziskus: Bitte mehr Barmherzigkeit
       
       Die Kirche soll sich barmherziger gegenüber Homosexuellen und Geschiedenen
       zeigen. Sonst klappe ihr moralisches Gefüge „wie ein Kartenhaus“ zusammen.
       
   DIR Petition gegen katholischen Bischof: Der Pharao von Frankfurt
       
       Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat sich mit seinem autoritären
       Führungsstil isoliert. Nun begehrt gar die eigene Gemeinde gegen ihn auf.
       
   DIR Erneuerung im Vatikan: Kreuz aus Eisen statt eiserne Hand
       
       Papst Franziskus stellt die Grundpfeiler der katholischen Kirche in Frage.
       Die Konservativen sind aufgeschreckt, die Folgen nicht abzusehen.