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       # taz.de -- Asylbewerberheime: NPD weitet Hetze aus
       
       > Mit Flugblättern versucht die Partei, wie in Hellersdorf auch in
       > Treptow-Köpenick Stimmung gegen Unterkünfte zu machen. Doch hier geht ihr
       > Konzept nicht auf.
       
   IMG Bild: Nach dem Protest gegen das Asylbewerberheim in Hellersdorf hetzt die NPD nun auch gegen Unterkünfte im Bezirk Treptow-Köpenick.
       
       „Asylantenheim, nein danke. Heute sind wir tolerant, morgen fremd im
       eigenen Land“, stand auf dem Transparent, mit dem ein armseliges Häuflein
       von NPDlern am gestrigen Donnerstag vor dem Treptower Rathaus Wahlkampf
       machen wollte. Das Transparent kennt man aus Hellersdorf und offenbar will
       die NPD nach Hellersdorf auch in ihrer Hochburg, dem Bezirk
       Treptow-Köpenick mit dem Thema Asylheime punkten, Ängste und Stimmungen
       schüren. Sie hatten sich akribisch vorbereitet. Im Bezirk hatte die NPD
       großflächig Flyer in Briefkästen verteilen lassen. „Achtung! Gefahr im
       Verzug! Asylheim droht in Ihrer Nachbarschaft!“ stand darauf. Laut
       Treptow-Köpenicks Sozialstadträtin Ines Feierabend (Linke) haben zumindest
       teilweise Kinder diese Flyer verteilt. „Es ist schon sehr traurig, wofür
       Kinder missbraucht werden“, sagt die Bezirkspolitikerin der taz. Die NPD
       will dem Flyer zufolge von drei neuen Asylheimen im Bezirk wissen: in einem
       ehemaligen Seniorenheim im Allende-Viertel, in einem ehemaligen
       Militärgelände in Hessenwinkel sowie in einer Sporthalle in Schmöckwitz. Um
       dagegen zu protestieren rief die rechtsextreme Partei die Bürger auf, in
       die gestrige BVV-Sitzung zu kommen, „Flagge“ zu zeigen gegen neue
       Asylunterkünfte im Bezirk und die Bezirkspolitiker zu fragen. Außerdem
       hielt sie eine Kundgebung vor der BVV ab, hetzte gegen Einwanderung,
       kriminalisierte Ausländer und warb an einer viel befahrenen Straßenkreuzung
       ohne Laufpublikum um Wählerstimmen. Mehrere Dutzend Anhänger demokratischer
       Parteien und Trompeter der örtlichen Musikschule hielten dagegen.
       
       Anders als in Hellersdorf ging ihr Konzept nicht auf. Eine einzige
       Bürgerin, rein zufällig Mitbewohnerin von NPD-Landeschef Sebastian
       Schmidtke, hatte Fragebedarf zu neuen Asylheimen im Bezirk. Weil sie die
       sehr kurzfristig eingereicht hatte, bekam sie keine Antwort im Plenum. Die
       schriftliche Antwort wird ihr nachgereicht. Nach dem 22. September.
       
       Sozialstadträtin Ines Feierabend kann über die Behauptungen zu neuen
       Asylheimen nur den Kopf schütteln. „Da ist die NPD ganz schlecht
       informiert. An zwei der drei behaupteten Standorten ist überhaupt nichts
       dran. Vermutlich haben sie einfach geguckt, wo im Bezirk Immobilien frei
       stehen, sich ihren Reim drauf gemacht und das dann den Bürgern als
       angebliche Tatsachen weitergegeben.“ Der dritte der von der NPD behauptete
       Standort befände sich Feierabend zufolge in der Tat in der Prüfung, ob er
       als Asylbewerberheim infrage käme.
       
       „Wir prüfen mit Ausnahme von Lichtenberg in jedem Bezirk neue Standorte“,
       sagt Silvia Kostner vom zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales.
       Hintergrund sind die stark steigenden Asylbewerberzahlen. Derzeit leben
       6900 Flüchtlinge in Heimen. Plätze stehen nur 6550 zur Verfügung. Da müssen
       viele Menschen auf dem Gang oder in völlig überbelegten Räumen schlafen.
       Und in den nächsten Tagen kommen weitere 250 Flüchtlinge aus Syrien nach
       Berlin, die die Bundesregierung aus den völlig menschenunwürdigen Lagern in
       Jordanien eingeflogen hat. Außerdem ist bereits in den nächsten Tagen
       jahreszeitlich bedingt mit mehr Flüchtlingen aus dem Balkan zu rechnen.
       
       In Treptow-Köpenick befänden sich Kostner zufolge insgesamt vier neue
       Standorte in der Prüfung. Der Bezirk muss einem Beschluss des Rates der
       Bürgermeister zufolge bis Jahresbeginn noch 400 weitere Flüchtlinge
       unterbringen. Wo das sein wird, steht noch nicht fest.
       
       19 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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