# taz.de -- Kommentar Tarif für Werksvertragler: Nicht ohne einen Mindestlohn
> Die Werksvertragler einer Werft haben sich einen Haustarifvertrag hart
> erkämpft. Das muss Schule machen. Vor allem in der Fleischindustrie.
IMG Bild: Hier wird jetzt unter tariflichen Bedingungen malocht: die Meyer-Werft in Papenburg.
Die Meyer Werft hat schnell reagiert: Der Haustarifvertrag, den der
Schiffbauer mit der Gewerkschaft IG Metall abgeschlossen hat, verbessert
die Situation der geschätzt mehreren hundert Werkvertragsbeschäftigten aus
Rumänien und Bulgarien grundlegend.
Ein Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde, mehr Mitbestimmungsrechte und
Einblick der Betriebsräte, wer da überhaupt zu welchen Konditionen
beschäftigt wird, sind nur einige Dinge, zu denen sich das Unternehmen
verpflichtet hat.
Das Beispiel muss jetzt Schule machen für andere Betriebe, in denen
Werkvertragsarbeiter zu Billiglöhnen schuften. Vor allem die
Fleischindustrie, in der im Akkord für vier bis fünf Euro in der Stunde
geschlachtet wird, gerät in Zugzwang. Schon kündigen Arbeitgeber an, man
sei nun auch zu Tarifverhandlungen bereit.
Der Druck dafür wächst auch aus dem Ausland, denn Belgien hat sich vor
wenigen Monaten offiziell bei der EU-Kommission über Wettbewerbsverzerrung
beschwert: Da im Nachbarland ein Mindestlohn von 9,10 Euro gilt, dominieren
deutsche Unternehmen über ihre belgische, aber auch französische
Schlachtkonkurrenz.
Doch der Weg für Verbesserungen ist hier noch weit: In der Fleischbranche
existiert bisher nicht einmal ein tariffähiger Verband, mit dem die
Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten Verträge abschließen könnte. Und
längst nicht alle Betriebe sind tarifgebunden.
Will man den Fortschritt verallgemeinern, braucht es gesetzliche
Regelungen: einen einheitlichen Mindestlohn für alle sowie Kontrollen, ob
die Unterkünfte für Beschäftigte menschenwürdig sind und ob ein
Scheinwerkvertrag oder ein echter Werkvertrag vorliegt.
17 Sep 2013
## AUTOREN
DIR Eva Völpel
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