URI: 
       # taz.de -- Kommentar Obamas Syrien-Rede: Barack Obama gewinnt Zeit
       
       > Wenn Obama sein Gesicht wahren kann, ohne dazu Bomben werfen zu müssen,
       > kann man ja nur dankbar sein. Nun muss die gewonnene Zeit genutzt werden.
       
   IMG Bild: Als ob erst dann Krieg herrscht, wenn US-Raketen einschlagen
       
       Es war ein erstaunliches Schauspiel, die Rede von US-Präsident Barack Obama
       an die Nation am Dienstagabend. Geplant, um eine kriegsmüde Bevölkerung für
       einen Militärschlag zu gewinnen, geriet die Rede zu einem Appell an das
       Gute im Amerikaner.
       
       Doch die Erleichterung des Präsidenten, durch den Lapsus seines
       Außenministers und die anschließende russische Initiative zur Kontrolle und
       Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Zeit gewonnen zu haben, war
       unüberhörbar.
       
       Obama kann erst einmal vermeiden, sich vom Kongress eine Abfuhr zu holen.
       Er kann die seit Tagen von ihm konsequent überhörte Frage, was er denn in
       diesem Fall tun würde, nun auch ganz offiziell ignorieren. Und damit es
       nicht allzu dumm aussieht, behauptete er, schon seit Monaten mit Russlands
       Präsident Putin über solch eine Lösung beraten zu haben. Das kann stimmen –
       aber so, wie die Dinge am Montag liefen, sah nichts nach Strategie aus.
       Egal: Wenn Obama sein Gesicht wahren kann, ohne dazu Bomben werfen zu
       müssen, kann man ja nur dankbar sein.
       
       Jetzt kommt es darauf an, die gewonnene Zeit auch zu nutzen, und das gilt
       nicht nur für die USA, Frankreich und Großbritannien, die im Sicherheitsrat
       eine Resolution durchbringen wollen, die Assad verpflichtet zu tun, was er
       jetzt versprochen hat.
       
       Wer die zweieinhalb Jahre des Syrienkonflikts verfolgt hat, muss schon
       verwundert feststellen, dass die weltweite Aufregung nie so groß war wie ab
       dem Moment, als eine US-Intervention bevorzustehen schien. Als ob erst dann
       Krieg herrscht, wenn US-Raketen einschlagen. Das ist vorerst abgewendet.
       Aber den Zivilisten in Syrien ist damit noch wenig geholfen. Es war auch
       der Druck der Öffentlichkeit, der den US-Schlag vorerst verhindert hat. Das
       ist gut. Aber beim Status quo ante zu verharren, ist keine Option.
       
       11 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Militär
   DIR Barack Obama
   DIR Rede zur Lage der Nation
   DIR USA
   DIR Lakhdar Brahimi
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Chemiewaffenkonvention
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR UN-Menschenrechtsrat
   DIR Nationale Koalition
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Flüchtlinge
   DIR USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Weltmächte begrüßen Syrien-Plan: Obama droht erneut mit Militärschlag
       
       Auch Frankreich, China und Großbritannien begrüßen den US-russischen Plan
       zur Vernichtung des syrischen Giftgaslager. Aber: viele Fragen sind noch
       offen.
       
   DIR Syrien-Verhandlungen in Genf: Feilschen ums Detail
       
       Die Außenminister Russlands und der USA debattieren, wie es mit den
       syrischen Chemiewaffen weitergehen soll. Konsens gibt es kaum, die
       Differenzen überwiegen.
       
   DIR Syrien-Gespräche in Genf: Zweite Konferenz geplant
       
       Die USA und Russland können sich nicht auf einen Plan zur Abrüstung der
       syrischen Chemiewaffen einigen. Assad lässt die Giftgasbestände im ganzen
       Land verteilen.
       
   DIR UN-Chemiewaffenkonvention: Syrien will beitreten
       
       Syriens Präsident Assad bekennt sich zur Kontrolle seiner Chemiewaffen.
       Doch fordert er eine Gegenleistung: Die USA sollen auf militärische
       Drohungen verzichten.
       
   DIR Konflikt um Syrien: Fauler Kompromiss
       
       Die syrische Opposition fordert die Ermittlung der Schuldigen im
       Giftgaseinsatz. Der Chemiewaffen-Plan sei das falsche Zeichen, heißt es in
       einer Erklärung.
       
   DIR Russischer Präsident zu Syrien: Putin warnt vor Terrorismuswelle
       
       In der US-Presse äußert sich Putin zum Syrien-Konflikt: Einerseits schreibt
       er von „wachsendem Vertrauen“, andererseits erhebt er schwere Vorwürfe
       gegen die USA.
       
   DIR Bürgerkrieg in Syrien: Verbrechen auf beiden Seiten
       
       UN-Experten erheben schwere Vorwürfe gegen beide Kriegsparteien in Syrien.
       Sowohl das Assad-Regime als auch die Rebellen hätten schreckliche Massaker
       verübt.
       
   DIR US-Angriff auf Syrien verschoben: Rebellen bestehen auf Strafaktion
       
       Die oppositionelle Nationale Koalition fürchtet, dass das Regime Assad Zeit
       schinden und mehr Menschen töten will. Die Koalition fordert eine
       Bestrafung.
       
   DIR Obamas Syrien-Rede: Diplomatie und Militärschlag
       
       Der US-Präsident wirbt um öffentliche Zustimmung für ein militärisches
       Eingreifen in Syrien. Trotzdem strebt Obama eine diplomatische Lösung an.
       
   DIR Syrische Flüchtlinge in Deutschland: Wettbewerb der Barmherzigkeit
       
       Schöne Bilder von Politikern mit Kindern nicht ausgeschlossen: Die ersten
       syrischen Flüchtlinge landen in Hannover.
       
   DIR Pro und Contra Syrien: In der Syrien-Falle
       
       Assads Außenminister stimmt Russlands Vorschlag zur internationalen
       Kontrolle der Chemiewaffen zu. Ist diese Entwicklung gut oder schlecht?