URI: 
       # taz.de -- Kommentar Erneuerbare-Energien-Gesetz: Ein produziertes Negativ-Beispiel
       
       > Der Fall des Bremerhavener Eiswerks stellt nicht das
       > Erneuerbare-Energien-Gesetz infrage. Aber er zeigt, dass die von
       > Schwarz-Geld bestimmten Ausnahmen unsinnige Profiteure und unsägliche
       > Härten erzeugen.
       
   IMG Bild: Fürchtet zu hohe Energiekosten, weil es nicht von der Ökostrom-Umlage befreit wird: Das Bremerhavener Eiswerk.
       
       Nein, der Fall des Bremerhavener Eiswerks stellt nicht das
       Erneuerbare-Energien-Gesetz grundsätzlich infrage. Und auch dass sie die
       Umlage bezahlen müssen, wäre nicht ungerecht, wenn nicht andere davon
       befreit wären. Die Ursache der Ungerechtigkeit ist aber nicht die korrekte
       Rubrizierung des Eisproduzenten: Dass das Werk, den internationalen
       Standards entsprechend, nicht als produzierendes Unternehmen klassifiziert
       wird, sondern als Unternehmen, dass seine Kunden mit Energie versorgt – im
       Zustand von Kälte eben, das ist schon okay.
       
       Denn wo man da die Grenze zieht, ist selbstverständlich eine willkürliche
       Entscheidung: Physikalisch könnten auch Bäcker oder Gemüsehändler als
       Energieversorger bezeichnet werden. Aber genau deshalb werden ja
       Konventionen und internationale Klassifikationen ersonnen, denen auch das
       Statistische Bundesamt folgt. Und die für die Gesetzgebung maßgeblich sind.
       
       Die Härte für die Bremerhavener ergibt sich nicht aus der Definition. Sie
       ergibt sich daraus, dass sich die schwarz-gelbe Bundesregierung nicht, wie
       beispielsweise Luxemburg, die Mühe gemacht hat, Ausnahmetatbestände
       sachlich begründet und mit entsprechenden Auflagen zu formulieren.
       Stattdessen gibt es eine Pauschalregelung, in deren Folge die Zahl der
       Begünstigten explodiert, und Zeitungen und Banken sich aus der Finanzierung
       der Energiewende stehlen können – während ein paar Unternehmen besonders
       benachteiligt werden: Sie fallen, wie die Bremerhavener Eiswerke, durchs
       Raster, obwohl sachlich alles für ihre Befreiung spräche.
       
       Auf EU-Ebene hat man die Ungerechtigkeit dieser verdeckten Subvention schon
       bemerkt, und wahrscheinlich wird sie von der Kommission kassiert, nach der
       Wahl. Bis dahin aber dienen der schwarz-gelben Koalition die von ihr selbst
       produzierten Negativ-Beispiele dazu, die nach Fukushima vielleicht allzu
       hitzige Stimmung für die Energiewende abzukühlen.
       
       9 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
       ## TAGS
       
   DIR Erneuerbare Energien
   DIR Strompreis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ausnahmen von der EEG-Umlage: Eiskalt abgeblitzt
       
       Wegen zu hoher Energieabgaben fürchtet das Bremerhavener Eiswerk den Ruin.
       Das Bundesamt will es nicht von der Ökostrom-Umlage befreien - nun hat sich
       der Bremer Wirtschaftssenator eingeschaltet.
       
   DIR Erneuerbare Energien: Abkehr von der Wende
       
       Auch 2014 wird die Umlage für erneuerbare Energien steigen und damit der
       Strompreis. Eine Quotenregelung soll das Problem beheben.
       
   DIR Neue Geschenke für die Industrie: Schizophrene Stromsubventionen
       
       „Die Klientelregierung verteilt Lobbygeschenke“: Bis zu 500 Millionen Euro
       jährlich wegen „emissionshandelsbedingter Strompreiserhöhungen“.
       
   DIR Firmen ohne Ökoumlage: Billiger Strom gratis
       
       734 Firmen müssen den Ökoaufschlag des Erneuerbare Energien-Gesetzes nicht
       zahlen. Strom kriegen sie natürlich trotzdem. Die taz hat sie dokumentiert.
       
   DIR Solarfirmen ohne Öko-Umlage: Strom der Rabatte
       
       Erstmals veröffentlicht: die Liste der über 700 Firmen, die vom Zuschlag
       für erneuerbare Energien befreit sind. Die Verbraucher kostet das
       Milliarden.
       
   DIR Kosten für Umlagebefreiung: Industrie steht auf Ökostromrabatt
       
       Die Zahl der Anträge auf Befreiung von Umlage für Erneuerbare Energien
       verdoppelt sich. Die Milliarden für den Rabatt müssen die Kunden zahlen.