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       # taz.de -- Geheimdienste mit Hacker-Methoden: USA infizieren Rechner mit Viren
       
       > Codename „Genie“: Einem Zeitungsbericht zufolge sollen die
       > US-Geheimdienste Zehntausende Rechner attackiert, um Zugriff auf ganze
       > Netzwerke zu bekommen.
       
   IMG Bild: Von hier aus in die ganze Welt: NSA-Zentrale.
       
       WASHINGTON dpa | Die US-Geheimdienste haben laut einem [1][Bericht der]
       [2][Washington Post] Zehntausende Computer weltweit mit Software versehen,
       über die sie Zugriff auf Daten oder ganz Netzwerke haben. Bis Ende dieses
       Jahres soll es demnach mindestens 85.000 solcher präparierten Rechner
       geben, schrieb die Zeitung am Samstag auf Basis von Unterlagen aus dem
       Fundus des Informanten Edward Snowden. Der Geheimdienst NSA habe aber auch
       ein System entwickelt, dass Millionen infizierter Computer automatisch
       kontrollieren könne.
       
       Im Jahr 2011 hätten die amerikanischen Geheimdienste insgesamt 231
       Cyberangriffe ausgeführt, hieß es. Die Zahl stehe in einem von Snowden
       zugespielten Budgetentwurf. Von diesen „offensiven Operationen“ waren laut
       Budget fast drei Viertel gegen Ziele mit höchster Priorität gerichtet. Nach
       Angaben ehemaliger Beamter seien darunter Aktionen gegen Ziele in Ländern
       wie Iran, Russland, China und Nordkorea, schrieb die Zeitung.
       
       Nähere Informationen über diese Angriffe gab es nicht. Die US-Geheimdienste
       definierten gemäß einer Präsidentendirektive von Oktober 2012 offensive
       Cyber-Operationen als Manipulation oder Zerstörung von Informationen in
       Computern oder in Computernetzwerken oder der Rechner und Netzwerke selbst.
       Die meisten dieser Aktionen hätten unmittelbare Auswirkungen nur auf Daten
       und Funktionsfähigkeit von Computern des Gegners: Die Verbindungen würden
       beispielsweise langsamer.
       
       Als bekanntestes Beispiel eines staatlichen Cyberangriffs gilt der
       Computerwurm Stuxnet, der vor einigen Jahren das iranische Atomprogramm
       sabotierte. IT-Sicherheitsexperten sind sich sicher, dass hinter Stuxnet
       westliche Geheimdienste stecken, auch wenn dies nie offiziell bestätigt
       wurde.
       
       ## Daten mitschneiden und übermitteln
       
       Viel häufiger brechen die Geheimdienst-Hacker dem Bericht zufolge in
       Computer ein, um Daten abzuschöpfen. Die Aktionen liefen unter dem
       Code-Namen „Genie“ (Geist). Bis Ende dieses Jahres solle im Rahmen von
       „Genie“ spezielle Software auf mindestens 85.000 strategisch ausgewählten
       Computern weltweit platziert werden, hieß es. Diese Software könne zum
       Beispiel Daten mitschneiden und übermitteln.
       
       2008 seien erst 21.252 Computer auf diese Weise angegriffen worden, schrieb
       die Washington Post unter Berufung auf den Geheimdienstetat. Allerdings
       könne in großen Computernetzwerken auch nur ein infiziertes Gerät den
       Zugang zu Hunderttausenden weiteren öffnen.
       
       Die geheime Software diene oft nur als Hintertür für mögliche spätere
       Zugriffe, sagte ein ehemaliger Beamter der Washington Post. Den Unterlagen
       zufolge wurden im Jahr 2011 von den fast 69.000 befallenen Computern nur
       8448 voll ausgebeutet. Das habe auch mit personellen Kapazitäten zu tun,
       obwohl in dem Projekt bereits 1870 Personen beschäftigt gewesen seien.
       
       ## Gespräche mitschneiden
       
       In Zukunft solle aber ein System mit dem Codenamen „Turbine“ für den
       automatischen Betrieb auch von Millionen eingeschleuster Spionage-Programme
       auf fremden Rechnern sorgen. Spezialisten der NSA arbeiteten zudem an
       verdeckter Software, die relevante Gespräche in Computernetzwerken
       ausfindig machen und mitschneiden könne.
       
       Die Geheimdienst-Hacker könnten in Verbindungs-Geräte wie Router und auch
       hinter Firewall-Sicherheitssysteme verschiedener Anbieter einbrechen, hieß
       es. Sie schreckten auch nicht vor dem Kauf von Informationen über
       Software-Schwachstellen zurück. Dafür seien für dieses Jahr 25,1 Millionen
       Dollar vorgesehen.
       
       Die USA werfen China seit Jahren vor, mit ähnlichen Methoden Cyberspionage
       im Westen zu betreiben. Ein entscheidender Unterschied sei aber, dass die
       amerikanischen Programme nicht für Wirtschaftsspionage eingesetzt würden,
       hieß es in der Washington Post.
       
       31 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.washingtonpost.com/world/national-security/us-spy-agencies-mounted-231-offensive-cyber-operations-in-2011-documents-show/2013/08/30/d090a6ae-119e-11e3-b4cb-fd7ce041d814_story.html
   DIR [2] http://www.washingtonpost.com/world/national-security/us-spy-agencies-mounted-231-offensive-cyber-operations-in-2011-documents-show/2013/08/30/d090a6ae-119e-11e3-b4cb-fd7ce041d814_story.html
       
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