URI: 
       # taz.de -- Die Kanzlerin und die Frauenpolitik: Frauen schimpfen über Merkel
       
       > Die Bundeskanzlerin setzt sich laut einer „Emma“-Umfrage „mangelhaft“ für
       > Gleichberechtigung ein. Auch die aktuelle Politik sehen viele Frauen
       > kritisch.
       
   IMG Bild: Wenig Klares kommt von Kanzlerin Angela Merkel zum Thema Gleichberechtigung.
       
       BERLIN taz | Würde benotet, wie sich Angela Merkel (CDU) für die
       Gleichberechtigung von Frauen einsetzt, gäben ihr 39 Prozent der Frauen die
       Note „mangelhaft“. Die Kanzlerin, finden sie, setze sich nicht ausreichend
       für weibliche Interessen ein.
       
       Ein Vorbild ist Merkel lediglich für 34 Prozent der Frauen. Zu diesem
       Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach, die
       im Auftrag des feministischen Magazins Emma 1.500 Bundesbürger ab 16 Jahren
       zum Thema Gleichberechtigung befragt hatte.
       
       54 Prozent der befragten Frauen beklagten eine zunehmende mangelnde
       Gleichberechtigung, stellten Renate Köcher, Geschäftsführerin des
       Allensbach-Instituts, und Emma-Chefin Alice Schwarzer bei der Vorstellung
       der Studie am Dienstag in Berlin fest. Im Vergleich: 2004 waren es nur 48
       Prozent, 2011 50.
       
       Der aktuellen Politik bescheinigen die Frauen eine ernüchternde Bilanz:
       Zwei von dreien sind unzufrieden und sehen ihre Interessen unzureichend
       berücksichtigt. Deren Wahlverhalten sagt interessanterweise aber etwas
       anderes: 65 Prozent der Frauen würden Merkel trotz schlechter Bilanz in der
       Frauenpolitik ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) vorziehen. Der
       landet in der Wählerinnengunst gerade mal bei 24 Prozent.
       
       Bei den Männern sieht es ähnlich aus: 55 Prozent der befragten Männer
       würden Merkel wählen, für nur 33 Prozent wäre Steinbrück die bessere Wahl.
       
       ## Selbstorganisation wieder gefragt
       
       Vor allem in den Bereichen Verdienst, Karrierechancen oder Kindererziehung
       sieht die Mehrheit der Frauen die Gleichberechtigung noch nicht
       verwirklicht: 79 Prozent ärgern sich darüber, dass Frauen im Schnitt immer
       noch 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. 58 Prozent
       finden, dass es um ihre Karrierechancen deutlich schlechter als um die der
       Männer bestellt ist. Frauen in den Top-Führungspositionen großer
       Unternehmen sind immer noch eine Seltenheit. Dass Kindererziehung immer
       noch weitgehend Frauensache ist, beklagen 53 Prozent.
       
       Von der Politik allerdings erhoffen sich 46 Prozent der weiblichen
       Befragten keine große Hilfe, wenn es um das Thema Gleichberechtigung geht.
       Besonders kritisch äußern sich hier Frauen im Alter zwischen 30 und 49
       Jahren. Stattdessen gaben 61 Prozent der Befragten an, dass sich Frauen
       wieder vermehrt selbst organisieren müssten.
       
       Interessant erscheint Schwarzer und Köcher auch die Sichtweise der
       befragten Männer: Mehr als die Hälfte, darunter vor allem westdeutsche
       Männer, sieht die Gleichberechtigung als abgeschlossen und die
       Karrierechancen von Männern und Frauen als gleichwertig.
       
       Um die Emanzipation voranzutreiben, müsste es laut Schwarzer und Köcher
       flexiblere Arbeitszeiten und mehr Teilzeitstellen geben. Auch flexiblere
       und bessere Betreuungsangebote für Kinder seien nötig. Nicht so gut
       gefallen haben dürfte Pro-Quote-Frau Schwarzer, dass die viel diskutierte
       Frauenquote in Unternehmen laut Studie für die Gleichstellung kaum eine
       Rolle spielt.
       
       27 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Laura Eßlinger
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Alice Schwarzer
   DIR Frauen
   DIR Gleichberechtigung
   DIR Menschen
   DIR Frauen
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Peer Steinbrück
   DIR EZB
   DIR Sexismus
   DIR Frauenquote
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Studie Frauen und Karriere: Sprich mit mir über deinen Job, Baby
       
       Die Emanzipation schreitet voran und die Männer machen endlich mit. Aber
       auch die Gesellschaft muss begreifen, dass das Entweder-oder-Prinzip out
       ist.
       
   DIR taz-Chefin über Bundestagswahl: Wenn ich Bundeskanzlerin wäre …
       
       Man muss Lust darauf haben, mächtig zu sein. Trotz Stress sollte man
       durchlässig bleiben für große Fragen und kleine Schönheiten des Lebens.
       
   DIR Kommentar SPD-Wahlkampf: Wagen oder warten
       
       Steinbrücks 100-Tage-Programm ist die ideale Blaupause für Rot-Grün. Doch
       der SPD fehlt ein kontroverses Thema, das das eigene Lager eint.
       
   DIR Kommentar Frauenquote EZB: Jede Menge nachzuholen
       
       Mit der Einführung einer Frauenquote macht die Europäische Zentralbank
       einen großen Schritt nach vorn. Der war auch dringend nötig.
       
   DIR Neues Buch von Alice Schwarzer: Ausrufezeichen! 12 Zentimeter hoch!
       
       Alice Schwarzer hat ein Buch zum Thema sexuelle Belästigung im Beruf
       herausgegeben. Im Ergebnis dient „Es reicht!“ vor allem der Dramatisierung.
       
   DIR CDU-Kompromiss zur Frauenquote: Gleichberechtigung nicht vor 2020
       
       Das CDU-Präsidium einigt sich darauf, die gesetzliche Frauenquote für
       Aufsichtsräte der DAX-Unternehmen anzustreben – ab dem Jahr 2020.