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       # taz.de -- Streit um kaputte Öko-Wahlplakate: Zu grün für die SPD
       
       > Umweltfreundlich, aber nicht unwettertauglich: Nachdem Hagel die
       > Wahlplakate der SPD zerstört hat, wollen die Sozialdemokraten nicht mehr
       > dafür zahlen.
       
   IMG Bild: Will nun doch lieber normale Plakate statt Öko-Pappen: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles
       
       KÖLN taz | Der Streit um angeblich mangelhafte Öko-Wahlkampfplakate der SPD
       geht in eine neue Runde: Die Solinger Agentur Kompla zieht vor Gericht und
       will offene Rechnungen in Höhe von mehr als 400.000 Euro einklagen. Die
       Agentur weist die Kritik an ihren Produkten zurück und ist empört über das
       Vorgehen der SPD.
       
       „Wir haben nie eine offizielle Reklamation erhalten“, sagt
       Geschäftsführerin Silke Lahnstein. Dafür hat sie in den vergangenen Wochen
       104 Musterbriefe bekommen, in denen SPD-Kandidaten oder Parteifunktionäre
       ankündigen, die gelieferten Plakate nicht zu bezahlen.
       
       Es ist ein Streit unter Genossen. Geschäftsführerin Lahnstein ist selbst
       Sozialdemokratin und die Nichte des ehemaligen SPD-Finanzministers Manfred
       Lahnstein. Der Streit dreht sich um sogenannte Eco-wave-Plakate, die
       erstmals im Bundestagswahlkampf eingesetzt werden sollten. Diese Plakate
       sind umweltfreundlich, weil sie Wasser nicht abweisen, sondern aufnehmen
       und danach trocknen. Sie müssen aber besonders stabil angebracht werden.
       
       Nachdem Sozialdemokraten im Juli in Niedersachsen die ersten Öko-Pappen
       aufgehängt hatten, zerstörte ein extremes Unwetter mit schwerem Hagelschlag
       die Parteiwerbung. „Das ist ein Sonderfall gewesen“, sagt Lahnstein. „Die
       Plakate sind witterungsbeständig und halten ein normales Gewitter aus.“
       
       ## Nahles bestellte traditionelle Plakate
       
       Doch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles interessierte das nicht. Ohne das
       Gespräch mit Lahnstein zu suchen, beschloss sie den Rückruf der Plakate und
       beauftragte eine Firma im Saarland mit der Herstellung neuer, traditionell
       hergestellter Plakate.
       
       In einer Telefonkonferenz am 30. Juli informierte sie die mehr als 200
       Teilnehmer offenbar mit drastischen Worten über den Vorgang. „Andrea Nahles
       sprach eben in der Telefonschalte von Betrug!“, heißt es in einer
       Zusammenfassung, die an Kandidaten und Wahlkämpfer ging.
       
       Damit die SPD-Wahlkämpfer nicht auf den Kosten der Eco-wave-Plakate sitzen
       bleiben, hat der Parteivorstand das Musterschreiben für die Einschreiben an
       die Agentur Kompla über einen großen Verteiler verschickt. Bleibt Lahnstein
       auf den offenen Rechnungen sitzen, wird auch die Druckerei der SPD-Reklame
       kein Geld sehen. „Hier geht es auch um Jobs“, sagt Lahnstein.
       
       Die SPD geht auf Tauchstation. „Aufgrund der laufenden juristischen
       Auseinandersetzung, die wir als Geschädigte gegen den Anbieter angestrengt
       haben, bitten wir um Verständnis, dass wir derzeit keine weiteren Fragen
       beantworten können“, erklärt die stellvertretende Parteisprecherin Lena
       Daldrup.
       
       Die Sache wirft ein bezeichnendes Licht auf den inneren Zustand der SPD.
       Hämische Presseberichte über die vermeintlich nicht regenfesten Plakate
       erschienen erst nach der von Nahles anberaumten Telefonkonferenz.
       Sozialdemokratin Lahnstein würde es bedauern, wenn ihre Partei durch den
       Streit Stimmen verlieren würde. Wäre es nach ihr gegangen, wäre der Streit
       geräuschlos beigelegt worden. „Die SPD hat diese Sache selbst in die Presse
       gegeben“, ist sie überzeugt.
       
       27 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
       ## TAGS
       
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