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       # taz.de -- Umweltverpester Landwirtschaft: Wähler entscheiden über Agrarreform
       
       > Die EU wird Deutschland ermöglichen, die Landwirtschaft
       > umweltfreundlicher zu gestalten. Die Grünen wollen diese Option stärker
       > nutzen als die Union.
       
   IMG Bild: Sieht romantisch aus, ist aber oft umweltschädlich: Bauer bei der Arbeit.
       
       BERLIN taz | Die Wahlen im September entscheiden, ob die deutsche
       Landwirtschaft umweltfreundlicher und sozial gerechter wird. Denn Bund und
       Länder müssen nach den Abstimmungen gemeinsam die von der EU beschlossene
       [1][Agrarreform] in nationales Recht umsetzen. Und die Unterschiede
       zwischen den bei diesem Thema tonangebenden Parteien des linken und rechten
       Lagers sind riesig.
       
       Das zeigen die Konzepte von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) und
       ihrer grünen Amtskollegen aus fünf Bundesländern zur Umsetzung der
       EU-Agrarreform, die nun vorliegen. Während Aigner im großen und ganzen
       alles beim alten lassen will, wollen die Grünen erheblich umsteuern.
       
       Es geht um viel: Die EU subventioniert die deutsche Landwirtschaft mit
       jährlich etwa 6 Milliarden Euro. Dabei sind die Bauern Studien zufolge
       hauptverantwortlich dafür, dass Tier- und Pflanzenarten aussterben. Zudem
       verursachen sie laut Umweltbundesamt 13 Prozent der Treibhausgase.
       Gleichzeitig wird das Geld sehr ungleich verteilt: 80 Prozent der
       wichtigsten Subventionsart, der Direktzahlungen, gehen an nur 20 Prozent
       der Höfe. Das sind Großbetriebe, denn je größer die Fläche, desto höher die
       Zahlung.
       
       Künftig sollen den grünen Ministern aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen,
       Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zufolge die
       Bauern [2][15 Prozent der Direktzahlungen] zum Beispiel für Ökolandbau,
       Tierschutz und Agrarumweltmaßnahmen bekommen. Das wären 750 Millionen Euro.
       Die EU wird den Mitgliedsstaaten diese Möglichkeit einräumen.
       
       ## Aufschlag für kleine Betriebe soll erlaubt sein
       
       Brüssel will den Ländern auch erlauben, mit bis zu 30 Prozent der
       Direktzahlungen einen Aufschlag für kleine Betriebe zu finanzieren. „Wir
       wollen von der Möglichkeit einer Zusatzprämie für die ersten 46 Hektar
       eines jeden Betriebs (durchschnittliche Betriebsgröße) Gebrauch machen“,
       schreiben die Minister. Wie viel Prozent der Direktzahlungen genau sie
       dafür ausgeben wollen, lassen sie offen.
       
       Es wird wohl mehr sein, als Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU)
       anstrebt. Sie schlägt in ihrem [3][Konzept] nur 5 Prozent vor. Von
       zusätzlichem Geld etwa für Ökobauern oder artgerechtere Ställe will sie gar
       nichts wissen. Keine weiteren Umschichtungen, lautet ihre Devise.
       
       „Ihr Konzept bleibt beim Status quo und wird den Niedergang der bäuerlichen
       Landwirtschaft nicht aufhalten, sondern beschleunigen“, sagt Ulrich Jasper,
       Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Das
       Papier der Grünen dagegen beinhalte „Riesenschritte, um eine andere
       Agrarpolitik in Deutschland einzuleiten“.
       
       Der konservative [4][Deutsche Bauernverband] kritisierte, die Grünen
       wollten das Einkommen der Landwirte kürzen – um „Defizite in den
       Länderagrarhaushalten zu stopfen“. „Das ist weltfremd und für die deutschen
       Bauern demotivierend“, sagte Generalsekretär Helmut Born.
       
       23 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!118830/
   DIR [2] http://www.umwelt.nrw.de/landwirtschaft/pdf/10_punkte_papier_agrarreform.pdf
   DIR [3] http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=k3K&url=http%3A%2F%2Fwww.bmelv.de%2FSharedDocs%2FDownloads%2FLandwirtschaft%2FEU-Agrarpolitik%2FGAP2015-KonzeptUmsetzung.pdf%3Bjsessionid%3D70F6C0DB0BB44EAB782A408D4A7DA496.2_cid385%3F__blob%3DpublicationFile&lnkname=GAP2015-KonzeptUmsetzung
   DIR [4] http://www.bauernverband.de/weltfremd-und-demotivierend
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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