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       # taz.de -- Polizeiruf 110 aus Rostock: Wodka hilft
       
       > Eine Frau wird erschlagen, eine Tochter bleibt über: Laut dröhnt das
       > Schweigen im neuen „Polizeiruf 110“, der Nebenschauplätze angenehm
       > maulfaul ignoriert.
       
   IMG Bild: Der Typ im T-Shirt ist übrigens der Kommissar: Charly Hübner beim Ermitteln.
       
       Das kleine Mädchen rennt dem Kommissar direkt vors Auto. Keuchend steht es
       da, ansonsten stumm, die Hände voller Blut, und die Sonne wirft unschuldig
       hübsche Flecken auf den Waldweg.
       
       Ein paar Schritte weiter liegt die Mutter tot in der sommerlichen Idylle,
       hinterrücks erschlagen, ganz konventionell, Kopf auf Stein. Damit ist der
       Urlaub von Bukow (Charly Hübner) direkt mal beendet – sehr zum Leidwesen
       seiner Frau, die aber bloß innerlich explodiert und später noch mit Bukows
       Kollegen rumknutscht.
       
       Ein stummes Mädchen und eine schweigende Ehefrau also, die Verdächtigen
       naturgemäß ebenfalls wenig redselig, und Bukows Koermittlerin König (Anneke
       Kim Sarnau), schon immer mindestens kühl, eher spröde, quält sich weiter
       still vor sich hin mit der Aufarbeitung irgendeines nebelhaft erinnerten
       Kindheitstraumas: DDR, Flucht über die Ostsee, ein roter Kinderkoffer,
       Mutter über Bord, Schuldgefühle. Aber wo kommen die her? Wodka hilft.
       
       Das Schweigen dröhnt ganz schön laut im Rostocker „Polizeiruf“. Und man ist
       dem Regisseur René Heisig sehr dankbar, dass er alle abgegrasten
       Nebenschauplätze, die sich da außer dem Mordfall – Erpressung oder
       Eifersucht sind am Ende die zwei möglichen Lösungen – noch so auftun mögen,
       so schön maulfaul ignoriert. König darf sich mit dem DDR-Ding weitgehend
       abseits des Drehbuchs beschäftigen, selbst der sich geradezu anbietende
       Exkurs über Kinder und posttraumatische Belastungsstörungen bleibt einem
       erspart.
       
       Die leidige Schein-und-Sein-Frage streift man nur im Vorübergehen, sollen
       das doch die Subtext-versessenen Kollegen vom „Tatort“ nachholen: die
       netten Nachbarn, der liebende Ehemann, der rechtschaffende Herr Professor -
       Menschen und ihre Masken eben, so what.
       
       Wenn einem schon nichts Neues dazu einfällt, haben Bukow und König
       klugerweise auch nicht wirklich Bock, darüber zu reden. Darauf einen Wodka.
       
       25 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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