# taz.de -- Kommentar Giftgas in Syrien: Die „rote Linie“ vor Augen
> Noch fehlen die letzten Beweise über den Einsatz von Giftgas in Syrien.
> Doch das Unvorstellbare wird vorstellbar. Die Gewalt kennt kaum noch
> Grenzen.
IMG Bild: Die Opfer des Bürgerkriegs werden oftmals in Massengräbern begraben
Plötzlich wird das Unvorstellbare vorstellbar. Restlos bewiesen sind die
jüngsten Berichte zwar bislang nicht, wonach Syriens Armee jetzt in großem
Stil Chemiewaffen gegen Zivilisten in Dörfern im Umland der Hauptstadt
Damaskus eingesetzt und dabei Hunderte von Menschen getötet hat. Aber das
vorliegende Foto- und Videomaterial ist eindrücklich und beklemmend.
Nachdem der syrische Krieg bereits über 100.000 Tote gefordert hat, ist ein
solches Kriegsverbrechen keineswegs auszuschließen. Und nachdem erst vor
einer Woche Ägyptens Armee vor laufenden Kameras mitten in der Hauptstadt
Kairo Hunderte von Demonstranten massakrieren konnte, ohne dass auch nur
die Androhung internationaler Strafmaßnahmen folgte, braucht Assad sich in
Syrien erst recht keine Sorgen zu machen.
Die international hingenommene ägyptische Konterrevolution gibt
Gewaltherrschern in der gesamten Region freie Hand, und in Syrien gehen sie
dabei schon lange bis zum Äußersten.
Für die Weltgemeinschaft sind diese Berichte nur wenige Tage nach dem
Eintreffen der UN-Inspekteure, die früheren Berichten über Giftgaseinsätze
in Syrien nachgehen sollen, eine Herausforderung.
Die UNO muss jetzt schnell und unmissverständlich reagieren. Die
Inspekteure müssen die Vorwürfe unabhängig untersuchen können. Dazu
benötigen sie freien Zugang zu den Kampfgebieten und komplette
Bewegungsfreiheit sowie die Möglichkeit, Zeugen ohne staatliche Dolmetscher
und Bewacher zu befragen.
Sollte Syriens Regierung, oder auch ihr russischer Verbündeter im
UN-Sicherheitsrat, sich dagegen sperren, wäre dies ein unmissverständliches
Indiz dafür, dass Assad tatsächlich etwas zu verbergen hat.
Und das wäre die reale „rote Linie“, die ein aktiveres Eingreifen erzwingen
müsste.
21 Aug 2013
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DIR Dominic Johnson
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