URI: 
       # taz.de -- Indigene verhindern Mine in Indien: Die Adivasi retten ihre heiligen Hügel
       
       > In Ostindien wollte ein Konzern ein Minenprojekt starten, das die
       > traditionelle Lebensweise der Menschen zerstört hätte. Dorfräte haben es
       > gestoppt.
       
   IMG Bild: Viele Mitglieder der Adivasi führen bis heute ein traditionelles Leben – Frauen mahlen Korn.
       
       BANGKOK taz | Ein Dorfrat im ostindischen Bundesstaat Odisha hat jetzt
       gegen Pläne des britischen Minenkonzerns Vedanta gestimmt, in der Region
       Bauxit für die Aluminiumproduktion abzubauen. Damit sind die Chancen für
       Vedanta, doch noch eine Genehmigung für das umstrittene Tagebauprojekt zu
       erhalten, weiter gesunken. In den vergangenen Wochen haben sich bereits
       Dorfräte in elf anderen Gemeinden gegen die Pläne des Minenkonzerns
       ausgesprochen.
       
       Ursprünglich hatte Vedanta vor, mit dem gigantischen Minenprojekt zu einem
       der führenden Aluminiumproduzenten der Welt aufzusteigen. Der Tagebau
       sollte in den Niyamgiri-Hügeln erfolgen, einer dicht bewaldeten und
       artenreichen Region, in der Adivasi leben, Indiens Ureinwohner.
       
       Bereits früh haben diese ihre Abneigung gegen die Pläne des Minenkonzerns
       klargemacht. Viele Mitglieder des Dongria-Stammes, die in der Region leben,
       führen bis heute ein traditionelles Leben. Für sie sind die Hügel, die
       ebenfalls reich an medizinischen Pflanzen sind, heilige Orte.
       
       Vertreter der Dongria sowie von Umweltschutz- und Menschenrechtsgruppen
       haben in den vergangenen Jahren beklagt, dass das Tagebauprojekt die
       traditionelle Lebensweise der Menschen zerstören und schwere Umweltschäden
       verursachen würde. Die Bedenken waren nicht ohne Grundlage: Vedanta
       beabsichtigte, in der Mine 72 Millionen Tonnen Bauxit zu fördern. Hierfür
       sollte beinahe ein ganzer Berg abgetragen werden.
       
       ## Aufsehenerregende Entscheidung
       
       Die Regierung in Delhi ging nach jahrelangen Protesten lokaler und
       internationaler Aktivisten auf die Bedenken der Gegner ein. 2010 untersagte
       das Ministerium für Umwelt und Wälder den Bergbau in der Region. Die Orissa
       Mining Co., ein in Staatsbesitz befindlicher Konzern, mit dem Vedanta ein
       Joint Venture eingegangen ist, hat gegen diesen Erlass geklagt.
       
       Indiens oberstes Gericht hat daraufhin in einer aufsehenerregenden
       Entscheidung im April die Räte der zwölf Dörfer in dem betroffenen Gebiet
       dazu aufgerufen, über die Pläne des Minenkonzerns abzustimmen. Eine
       endgültige Entscheidung müssen jetzt die Behörden treffen. Diese dürften
       das Verbot bestätigen.
       
       Für Vedanta ist die Niederlage, die sich nun abzeichnet, folgenreich. Ein
       Tochterunternehmen des Konzerns hat bereits 2003 ein Abkommen mit der
       Regierung des Bundesstaates unterzeichnet. Obwohl noch nicht alle
       Genehmigungen eingeholt waren, errichtete der Konzern kurz danach eine
       große Aluminiumraffinerie am Fuße der Niyamgiri-Hügel.
       
       ## Bittere Armut
       
       Menschenrechtsgruppen bemängeln, dass bereits damals Dorfbewohner unter
       Druck gesetzt worden seien, ihr Land zu verkaufen. Diese Raffinerie nahm
       2007 ihren Betrieb auf. Der Konzern begann zudem, eine Straße in den
       dichten Wald auf dem Hügel zu schlagen, auf dem der Abbau erfolgen sollte.
       Der Bau dieser Straße wurde jedoch nach Protesten gestoppt.
       
       Die Intervention der Regierung in Delhi und des obersten Gerichts ist ein
       seltener Erfolg für eine der vielen indigenen Gruppen Indiens. Viele
       Mitglieder dieser Ethnien leiden, ähnlich wie die einst als „unberührbar“
       bezeichneten niedrigsten Kasten der Hindu-Gesellschaft, bis heute unter
       großer Armut.
       
       Da diese Gruppen bis heute kaum Vertreter im politischen Machtapparat des
       Landes haben, werden ihre Rechte häufig missachtet. Eine Folge davon ist,
       dass viele Adivasi die maoistische Rebellion unterstützen, die in weiten
       Teilen des Landes tobt. In fast dem gesamten Osten des Landes sind
       maoistische Gruppen aktiv.
       
       20 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sascha Zastiral
       
       ## TAGS
       
   DIR Indien
   DIR Indigene
   DIR Aluminium
   DIR Abstimmung
   DIR Indien
   DIR Aluminium
   DIR Aluminium
   DIR Indien
   DIR Indien
   DIR Indien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Waldgebiete in Indien: Naturschutz versus Indigene?
       
       Ein umstrittenes Urteil des Obersten Gerichtshofs könnte bald umgesetzt
       werden. Millionen Menschen müssen dann um ihr Herkunftsgebiet fürchten.
       
   DIR Umweltzerstörung in Malaysia: Bauxit-Abbau zeitweise ausgesetzt
       
       Die massiv gesteigerte Förderung des Aluminiumerzes zerstört die Umwelt in
       Pahang. Die Regierung reagiert kurzfristig auf Fischsterben.
       
   DIR Ausbeutung von Bodenschätzen: Indischer Stamm stoppt Konzern
       
       Nach jahrzehntelangem Streit wird es keinen Bauxitabbau am Berg Niyamgiri
       geben. 8.000 Stammesmitglieder setzten sich gegen die britische
       Bergbaufirma Vedanta durch.
       
   DIR Indiens Wirtschaft schwächelt: Bernanke und die Zwiebeln
       
       Die Rupie sackt auf den tiefsten Stand in ihrer Geschichte, Die Investoren
       reagieren nervös. Mitverantwortlich sind die US-Notenbank und die
       Zwiebelpreise.
       
   DIR Konflikt in Kaschmir: Annäherung mit Gewalt beendet
       
       Indien und Pakistan werfen sich gegenseitig vor, in Kaschmir Gewalt zu
       schüren. Gründe für die Eskalation liegen auch in Afghanistan.
       
   DIR Neuer Bundesstaat in Indien: Protestler legen die Region lahm
       
       Die Regierung buhlt laut Kritikern mit der Gründung des Bundesstaates
       Telangana um Wählerstimmen. Hier liegt Indiens viertgrößte Stadt:
       „Cyberabad“.