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       # taz.de -- Die Wahrheit: Aufschwung mit braunen Köpfen
       
       > Wenn man in den nächsten 40 Jahren weiterhin so fleißig kürze, werde es
       > mit der Grünen Insel stetig aufwärts gehen, flöten Troika und Regierung
       > unisono.
       
       Es ist gar nicht so einfach, jemandem den Kopf zu tätscheln, während er
       einem in den Arsch kriecht. Die Troika schafft das mühelos. Weil die
       irische Koalitionsregierung aus der rechten Labour Party und der noch
       rechteren Fine Gael jede Sparvorgabe freudig umsetzt, lobt die Troika sie
       für ihre Unterwürfigkeit und preist sie als leuchtendes Beispiel für die
       renitenten Südeuropäer. Wenn man in den nächsten 40 Jahren weiterhin so
       fleißig kürze, werde es mit der Grünen Insel stetig aufwärts gehen, flöten
       Troika und Regierung unisono.
       
       Wenn man der Gangsterbande angehört, trifft das jetzt schon zu. Irland mit
       seinen 4 Millionen Einwohnern hat 34 Bezirksräte, und deren Chefs kassieren
       fast doppelt so viel Geld wie der spanische Premierminister. Weil Politiker
       von nichts Ahnung haben, brauchen sie Berater. Finanzminister Richard
       Bruton benötigt gleich zwei davon. Ciaran Conlon bekommt 127.000 Euro im
       Jahr, Presseberater Conor Quinn nur 80.000. Sein Honorar wird aber jedes
       Jahr großzügig erhöht, so dass es bald ebenfalls im sechsstelligen Bereich
       liegt. Zum Amtsantritt hatte die Regierung eine Obergrenze von 92.600 Euro
       für Beraterhonorare verhängt. Da aber die nächsten Wahlen in weniger als
       zwei Jahren anstehen, will man sein Schäfchen rechtzeitig ins Trockene
       bringen.
       
       Irgendwo muss das Geld herkommen. Schließlich wollen auch die Pleitebanken
       ihren Leuten wieder schöne Boni zahlen. So werden die Steuerzahler
       geschröpft, bis sie quietschen. Obendrein verschachert man das Tafelsilber.
       Das Corrib Gas Field, ein gewaltiges Gasvorkommen vor der irischen
       Westküste, hat man Shell für ein Pfund überlassen. Weil ein paar sture
       Anwohner, die die Hochdruckleitungen nicht neben ihren Häusern haben
       wollten, etwas Ärger machten, stellte man Shell Sicherheitskräfte zur
       Seite. Irgendeine Gegenleistung gab es offiziell dafür nicht. Vermutlich
       regelte man das auf die irische Art – mit braunen Umschlägen, dem dortigen
       Synonym für Korruption.
       
       Jemand schlug Bruton vor, das gesamte irische Straßennetz an Shell zu
       verkaufen. Jeder, der zur Arbeit oder nach Hause fahren wollte, müsste dann
       eine Straßenbenutzungsgebühr an Shell entrichten. Im Gegenzug soll der
       Ölmulti eine Tonne Benzin im Jahr zur Verfügung stellen – für Brutons
       Dienstwagen. Der Minister könnte dann einen weiteren Berater zur Verwaltung
       des Benzins einstellen.
       
       Trotz all der schmuddeligen Geschäfte ist es der Regierung wichtig, dass
       die Jugend sauber bleibt. Neulich entdeckte Gesundheitsminister James
       Reilly eine Webseite für Jugendliche, die vom Staat jedes Jahr mit 124.000
       Euro unterstützt wird. Dem Minister fiel die Kinnlade herunter, als er sich
       die Webseite ansah. Dort werden die Vor- und Nachteile von Sex zu dritt
       diskutiert. Sex? In Irland? Und dann auch noch zu dritt? „Als Arzt und
       Politiker denke ich“, dachte er, „dass das keine angemessenen Informationen
       sind, die der Staat hier veröffentlicht.“ Recht hat er. Es reicht ja, wenn
       die Regierung mit der Troika ins Bett steigt.
       
       18 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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