URI: 
       # taz.de -- Neue Regierung im Iran: Technokraten an der Macht
       
       > Im neuen Kabinett des Präsidenten Rohani sind alle Fraktionen vertreten.
       > Doch ob die neuen Minister konsensfähig sind, ist zweifelhaft.
       
   IMG Bild: Elham Aminzadeh (r.) im Parlament neben Hassan Rohani.
       
       BERLIN taz | Das iranische Parlament debattiert seit Montag über das
       Kabinett des neuen Präsidenten Hassan Rohani. Bereits während des
       Wahlkampfs hatte Rohani angekündigt, er wolle, falls er gewählt werde, ein
       Präsident aller Iraner sein, die Auseinandersetzungen zwischen den
       feindlichen Fraktionen beenden und wie in Zeiten der Revolution die
       nationale Einheit wieder herstellen.
       
       Daher werde auch sein Kabinett parteiübergreifend sein und nur aus Personen
       bestehen, die aufgrund ihrer Qualifikation ausgewählt würden.
       
       Die nun von Rohani dem Parlament zur Abstimmung vorgelegte Ministerliste
       entspricht tatsächlich der Ankündigung. Sämtliche Fraktionen, von
       ultrarechts bis zu den Reformern, sind im neuen Kabinett vertreten. Doch es
       besteht wenig Hoffnung, dass der angestrebte Konsens und die nationale
       Einheit hergestellt werden können. Denn im Parlament bilden die Rechten die
       absolute Mehrheit. Sie stehen den gemäßigten Konservativen und erst recht
       den Reformern unversöhnlich gegenüber.
       
       Offenbar stand Rohani von allen Seiten unter Druck. Die Reformer und die
       moderaten Konservativen, denen Rohani seinen Sieg zu verdanken hat, wollen
       nach der Ära von Mahmud Ahmadinedschad wieder die Politik mitgestalten.
       Demgegenüber verlangen die Hardliner, dass der neue Präsident nicht von den
       „islamisch-revolutionären“ Zielsetzungen abweicht.
       
       ## Wirtschaft, Handel und Außenpolitik für Reformer
       
       Bereits am ersten Tag der Debatte wurde scharfe Kritik an dem Kabinett
       laut. Hardliner warfen Rohani vor, prowestlich eingestellte Politiker und
       Unterstützer der Reformbewegung nominiert zu haben. Tatsächlich gehören
       einige der vorgeschlagenen Minister dem Lager der gemäßigten Konservativen
       oder der Reformer an – darunter auch der Außen-, Öl- oder
       Wirtschaftsminister.
       
       Die Verteilung der Ministerien zeigt, dass Wirtschaft, Handel sowie
       Außenpolitik den Gemäßigten und Reformern zugesprochen wurden, während die
       Bereiche Inneres, Justiz sowie Verteidigung an die rechten Konservativen
       gehen sollen. Die meisten Minister sind erfahrene Technokraten, die in
       früheren Kabinetten tätig waren.
       
       Für die Hardliner scheinen vor allem die Minister Bijan Namdar Zangeneh und
       Mohammad Dschawad Zarif, die für das Öl- bzw. Außenministerium vorgesehen
       sind, untragbar zu sein. Zangeneh war bis auf die letzten acht Jahre unter
       Ahmadinedschad seit der Revolution 1979 in jedem Kabinett vertreten. 2009
       unterstützte er bei der Präsidentenwahl den Kandidaten der Reformer Mir
       Hossein Mussawi. Ihm werfen die Radikalen Veruntreuung von Staatsgeldern
       und Missachtung nationaler Interessen vor. Zarif wird eine zu große Nähe
       zum Westen, vor allem zu den USA, vorgeworfen. Unter Präsident Chatami war
       er iranischer Vertreter bei der UNO.
       
       Zu den Ankündigungen Rohanis gehört auch das Bemühen um mehr
       Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Er hat die Juristin Elham
       Aminsadeh zur Vizepräsidentin für juristische Angelegenheiten ernannt.
       Elham ist der Öffentlichkeit im Iran kaum bekannt. Sie hat an der gleichen
       Universität wie Rohani in Glasgow promoviert.
       
       Danach arbeitete sie als Lektorin an der Juristischen Fakultät der
       Teheraner Universität. 2004 wurde sie Mitglied des Parlaments und
       engagierte sich dort im Ausschuss für Außenpolitik und nationale
       Sicherheit. Die Abstimmung über das Kabinett soll am Donnerstag
       stattfinden.
       
       15 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bahman Nirumand
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Rohani
   DIR Kabinett
   DIR Regierung
   DIR taz.gazete
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Hassan Rohani
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Unterdrückung der Kultur im Iran: Starke Wächter am Tor zur Freiheit
       
       Der neue Präsident Hassan Rohani verspricht größere Freiheiten für die
       Kultur. Die Zensurbehörden demonstrieren indes ihre Macht.
       
   DIR Kommentar Irans Präsident: Unter dem Druck der Ultras
       
       Der neue Präsident Hassan Rohani gilt als Hoffnungsträger. Tatsächlich
       gerät er aber in die Mühlsteine des religiösen Regimes
       
   DIR Irans neuer Präsident: Zwischen den Fronten
       
       Hassan Rohani schlägt moderate Töne an, doch er bleibt ein Mann des
       Regimes. Die miese Wirtschaftslage und die außenpolitische Isolation sind
       seine größten Baustellen.