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       # taz.de -- US-Drohnenbauer wurde gehätschelt: Ein entscheidender Satz fehlte
       
       > Geheimdokumente zum Euro Hawk zeigen: Noch unter Minister de Maizière
       > wurde der US-Drohnenbauer von Rückkaufpflichten befreit.
       
   IMG Bild: Steht weiter unter Druck: Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière.
       
       BERLIN taz | Was alles mit dem Euro Hawk schiefgelaufen ist, darüber brüten
       aktuell noch die Verteidigungspolitiker. Sie wollen Anfang September im
       Bundestag ihre Berichte zum Untersuchungsausschuss präsentieren, welcher im
       Juli den misslungenen Kauf der Spionagedrohne aufklären sollte.
       
       Viele der nun neu gesichteten Papiere zeigen, dass das
       Verteidigungsministerium das Parlament jahrelang schlecht bis irreführend
       über den Euro Hawk informiert hat. So bekamen jeweils im September der
       Haushalts- und Verteidigungsausschuss ihren „Steckbrief“ zum Euro Hawk,
       eine knappe Skizze zu Entwicklungsschritten und -kosten.
       
       Die Steckbriefe von September 2010, 2011 und 2012 nennen das Ziel, die
       Beschaffung der Drohne eineinhalb Jahre vorzuziehen: Damit die vier über
       den Prototyp hinaus geplanten Flieger schon 2016/17 kommen könnten, müssten
       „Langläuferteile“ beschleunigt bestellt werden. Langläuferteile sind Teile,
       deren Fertigung lange dauert, das können bei Drohnen etwa die
       Karbonfaserteile der Hülle sein.
       
       Selbst im September 2012, als auch die Staatssekretäre vom riesigen
       Zulassungsproblem längst wussten und die Langläuferteile bereits gestoppt
       waren, bekam der Bundestag noch seinen Standard-Steckbrief. „Durch die
       frühzeitige Beauftragung von Langläuferteilen“, heißt es hoffnungsfroh in
       dem der taz vorliegenden, als Verschlusssache gekennzeichneten Dokument,
       werde die Beschaffung der vier Euro Hawks schon ab 2016 ermöglicht;
       Gesamtkosten: 515 Millionen Euro.
       
       ## Rettungsversuche
       
       Doch da ist noch ein wichtiger Unterschied zu einem älteren Steckbrief. Im
       September 2010 hieß es: „Bei Nichtbeauftragung der Serie Euro Hawk werden
       diese Langläuferteile vom Hersteller [1][Northrop Grumman] zurückgekauft“.
       Dieser Satz fehlt 2011 und 2012.
       
       2010 war der Euro Hawk schon arg angeschlagen, die Zuständigen versuchten
       ihn jedoch zu retten. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU)
       kritisierte dies im Untersuchungsausschuss: „Es galt: Die Anforderungen
       werden runtergeschraubt und der Geldhahn wird aufgedreht.“ Doch im Frühjahr
       2011 kam de Maizière selbst ins Amt. Dass 2011 der US-Drohnenhersteller
       Northrop Grumman von der Pflicht entlastet wurde, die teuren Bauteile im
       Zweifel zurückzunehmen, muss der Minister sich zurechnen lassen. Auch unter
       ihm wurden die Anforderungen „runtergeschraubt und der Geldhahn
       aufgedreht“.
       
       Heute will das Bundesverteidigungsministerium nichts dazu sagen, warum es
       Northrop Grumman plötzlich so leicht gemacht bekam. Mehrere Tage Bedenkzeit
       braucht man im Hause de Maizière, um mitzuteilen: Da die „Steckbriefe“
       geheim seien, gebe man keine Auskunft.
       
       „De Maizière versprach, alle großen Rüstungsprojekte zu überprüfen. Das
       Ergebnis ist, dass zugunsten der Industrie auf Steuergelder verzichtet
       wurde“, kommentiert der Grünen-Politiker Omid Nouripour. Dies sei „ein
       mittlerweile gängiges Muster bei diesem Minister“.
       
       14 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.northropgrumman.com/Pages/default.aspx
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Winkelmann
       
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