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       # taz.de -- Landesfinanzen: Nicht immer nur Tilgung
       
       > Mit den Haushaltsüberschüssen ab 2015 will der Senat nicht nur Schulden
       > zurückzahlen, sondern auch wieder stärker in Infrastruktur investieren.
       
   IMG Bild: Bald baut der Senat in Berlin vielleicht wieder mehr
       
       Trotz unabsehbarer Kosten beim Flughafen BER und Einbrüchen beim Zensus:
       Der rot-schwarze Senat ist sich derart sicher, die Landesfinanzen dauerhaft
       auszugleichen, dass er sogar darüber nachdenkt, was mit Überschüssen
       passieren soll. Denn nach der am Dienstag beschlossenen Finanzplanung für
       die kommenden Jahre macht das Land ab 2015 jährlich ein Plus von über einer
       halben Milliarde Euro. Dieses Geld soll laut Finanzsenator Ulrich Nußbaum
       (parteilos) nicht allein dazu dienen, den Schuldenberg von derzeit 63
       Milliarden Euro abzubauen, sondern auch in die Infrastruktur investiert
       werden – etwa in Schulen oder Verkehrswege. Sonst werde man den Ansprüchen
       einer wachsenden Stadt nicht gerecht.
       
       Berlin hatte 2012 erstmals seit langem keine neuen Kredite aufnehmen müssen
       und fast 300 Millionen Schulden tilgen können. Das war zuletzt 2007
       passiert, als das Land vom Verkauf der Bankgesellschaft profitierte, und
       vorher jahrzehntelang nicht. In diesem Jahr muss Berlin eine halbe
       Milliarde ausgleichen, die das Land zurückzahlen muss, weil der Zensus
       Berlins Einwohnerzahl nach unten korrigierte. Erneut Schulden zu tilgen ist
       damit nicht mehr möglich. Immerhin soll das Land die Lücke dank
       zusätzlicher Steuereinnahmen ohne Kredite schließen können.
       
       ## Ausgeben ist Ländersache
       
       Der Senator wehrte sich erneut gegen Kritik aus Bayern und Hessen, Berlin
       lasse es sich über den Länderfinanzausgleich auf ihre Kosten gut gehen.
       Bayern nennt als Beispiel dafür gern die beitragsfreien Kitas. Nußbaum
       erinnerte daran, dass der Finanzausgleich allein dazu diene,
       unterschiedliche wirtschaftliche Grundvoraussetzungen auszugleichen. Wofür
       ein Land Geld ausgebe, bleibe ihm überlassen.
       
       In der neuen 5-Jahres-Planung sind die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB),
       ein Lieblingsprojekt von Regierungschef Klaus Wowereit (SPD), und die
       Sanierung des ICC zwar noch enthalten. Im Vergleich zu den Gesamtkosten von
       270 sowie 200 Millionen Euro stehen jedoch nur einstellige Millionenbeträge
       in dem Papier. Eine große Summe von 12 Millionen ist bei der ZLB erst für
       2017 vorgesehen – ein Jahr nach der nächsten Abgeordnetenhauswahl, wenn ein
       neuer Senat alles kippen könnte.
       
       Grünen-Finanzexperte Jochen Esser sieht in der Planung Trickserei: Ein
       versprochener Kassensturz bleibe aus, für ein Stadtwerk und den sozialen
       Wohnungsbau gebe es zu wenig Geld. „Und die Kosten für das BER-Desaster
       werden verschwiegen“, sagt Esser. Das sieht Nußbaum anders: Für den BER
       gebe es noch die Rücklage aus dem vergangenen Jahr, als das Land 444
       Millionen nachbutterte. Davon sollen noch 373 Millionen vorhanden sein.
       
       13 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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