# taz.de -- Kommentar Pflege und Korruption: Ohne Kontrolle geht es nicht
> Der Pflegebereich ist mittlerweile nicht mehr überschaubar. Das macht
> Betrügereien, Schmiergelder und Ausnutzung der Patienten möglich.
IMG Bild: Missstände im Pflegebereich treffen die Schwächsten: Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.
Manche Pflegebedürftige (und Angehörige) wundern sich schon mal: Der
Pfleger, der heute Morgen das Frühstück gemacht hat, war gerade mal fünf
Minuten da. Die anderen Pfleger brauchen gewöhnlich eine Viertelstunde. Und
der Fragebogen, auf dem die betreute Person ankreuzen soll, was der
Pflegedienst gemacht hat, ist auch nicht da. Den hat der Pfleger
mitgenommen – obwohl er beim Patienten bleiben soll.
Ohne diesen Bogen ist keine Kontrolle möglich – weder für den Patienten
noch für die entsprechenden Kontrollinstanzen. Es kann passieren, dass ein
Prüfbogen später wieder auftaucht, weil der Pfleger ihn aus Versehen
eingesteckt hat. Vielfach aber sind verschwundene Papiere Absicht. Die
werden nämlich heimlich „korrigiert“: Leistungen werden angekreuzt, die
nicht erbracht worden sind, und trotzdem abgerechnet werden.
Dass es Betrügereien im Pflegebereich gibt, davon darf ausgegangen werden.
Dass Schmiergelder für Ärzte und Pflegedienste in nicht geringem Ausmaß
fließen, ahnt man auch. Ebenso, dass Pflegedienste gelegentlich die
Schwäche von Patienten ausnutzen, um zu betrügen. Warum ist all das aber
möglich?
Weil der Pflegebereich inzwischen so voluminös und unüberschaubar ist, dass
flächendeckende Kontrollen kaum noch möglich sind. Wenn eine
Qualitätskontrolle heimlich nachgebessert wird, ist das kriminell. Wenn
kritische Berichte nur bei denen ankommen, die die Missstände verursachen,
und nicht bei denen, die Pflege in Anspruch nehmen und dafür zahlen, dann
hat das mit Transparenz nichts zu tun.
All das treibt die Pflegekosten in die Höhe und füllt die falschen Taschen.
Pflege muss bezahlbar bleiben. Pflegemissstände müssen dringend aufgeklärt,
Pflegemissbrauch sollte hart bestraft werden.
13 Aug 2013
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
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