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       # taz.de -- Wahlkampf der SPD: Steinbrück lobt den Osten
       
       > In Halle schmeißt sich Steinbrück an die Ostdeutschen ran. Er relativiert
       > seine Merkel-Schelte in Sachen Europa und fordert den Soli fortzusetzen.
       
   IMG Bild: Gekommen, um zu loben: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am Samstag in Halle
       
       BERLIN taz | Es wirkte wie ein Versuch der Schadensbegrenzung. Aber Peer
       Steinbrücks Auftritt am Samstagvormittag vor dreihundert Zuhörern in Halle
       an der Saale war lange angekündigt. Eigentlich wollte sich der
       SPD-Kanzlerkandidat bereits zum Jahrestag des ostdeutschen
       Arbeiteraufstands am 17. Juni zum Stand der deutschen Einheit einlassen.
       Aber dann gab es wieder mal Streit im Willy-Brandt-Haus, und das Thema
       musste warten.
       
       Nun, zwei Monate später, kam Peer Steinbrück mit den zwei Ostlerverstehern
       aus seinem Kompetenzteam, nach Halle: mit den Ministern Manuela Schwesig
       aus Mecklenburg-Vorpommern und Matthias Machnig, dem geborenen Westler und
       „gelernten Ostler“ aus Thüringen.
       
       Steinbrück, der anders als sonst ziemlich hüftsteif hinter dem Pult stand,
       versuchte sich an einer Art Ruck-Rede. „Zupacken, zusammenhalten,
       Solidarität, Probleme gemeinsam meistern, sich nicht entmutigen lassen –
       das vor allem macht Ostdeutschland aus“, schmiss er sich ran.
       
       Seine umstrittene Bemerkung, Merkels Europapolitik sei mit ihrer
       DDR-Sozialisation erklärbar, bat er nicht misszuverstehen. Er glaube nicht,
       dass alle im Osten Geborenen eine innere Distanz zu Europa hätten, im
       Gegenteil: Ostdeutschland sei „eine Region tüchtiger und zupackender
       Menschen, die ihre Angelegenheiten sehr tatkräftig in die Hand genommen
       haben“, tönte Steinbrück jetzt.
       
       Der Wahlkämpfer sprach sich außerdem für den Soli bis 2019 und weitere
       Aufbauhilfen aus – und zwar „unabhängig von Himmelsrichtungen“. Genauso wie
       die Kanzlerin gern mal sozialdemokratische Wahlversprechen übernimmt,
       bedient sich Steinbrück hier bei der Linkspartei: Die fordert schon lange,
       auch klamme Regionen wie der Ruhrpott sollten vom Soli profitieren.
       
       ## Verspätete Initiative
       
       Der Wohlstand im Osten, so Steinbrück, sei durch eine „gesamtdeutsche
       Kraftanstrengung“ ermöglicht worden. Eines der wesentlichen Mittel,
       gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost und West herzustellen, sei für die
       SPD, den im Wahlprogramm zugesagten flächendeckenden Mindestlohn von 8,50
       Euro brutto einzuführen.
       
       Dass Peer Steinbrück die Herzen der Ostdeutschen zu erreichen versucht, ist
       eine gute, aber mittlerweile arg verspätete Initiative. Sollten Stammwähler
       der Linkspartei je erwogen haben, diesmal einer linken Partei mit
       Machtoption ihre Stimme zu geben, hat der SPD-Spitzenkandidat diese Chance
       längst vergeigt. Laut Infratest dimap liegt die SPD bei 25, die Union bei
       42 Prozent.
       
       Bleibt die FDP so schwach wie bisher in den Umfragen, könnte es nach dem
       22. September auf eine Neuauflage der Großen Koalition hinauslaufen. Ob die
       SPD-Basis da mitmacht, könnte sich zwei Tage nach der Wahl zeigen. Für den
       24. September nämlich hat der Parteivorstand jetzt einen Konvent
       beschlossen.
       
       11 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
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