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       # taz.de -- Gerichtszeichnerin über Pussy Riot: Kunst verändert das Bewusstsein
       
       > Ihre Illustrationen im Prozess gegen Pussy Riot machten Viktoria Lomasko
       > weltberühmt. Trotzdem äußert sie auch Kritik an den jungen Aktivistinnen.
       
   IMG Bild: Maria Aljochina (hinter Gittern): „Über was für einen Politiker soll ich mich extrem negativ geäußert haben?“ - Zeugin Winogradowa: „Über Wladimir Putin.“
       
       sonntaz: Frau Lomasko, während des Prozesses gegen die russische
       Punkrockband Pussy Riot gingen Ihre Gerichtszeichnungen um die ganze Welt.
       Wie haben Sie die Gruppe anfangs wahrgenommen? 
       
       Viktoria Lomasko: Als ich zum ersten Mal ihr Video sah, habe ich gedacht:
       „Guck mal an, gar nicht so übel!“ So haben sehr viele in meinem
       Bekanntenkreis reagiert. Wir waren uns aber nicht sicher, ob man das nun
       als Kunst bezeichnen kann oder ob es sich nur um eine politische Aktion
       handelt. Zudem kritisierte die Moskauer Feministische Gruppe, dass es in
       dem beanstandeten Song ziemlich abstrakt um irgendwelche Popen und um Putin
       geht. Wir fanden aber, dass wir realen Frauen helfen und an deren
       Alltagsprobleme anknüpfen müssen.
       
       Haben Sie Ihre Meinung während des Prozesses geändert? 
       
       Ja. Als ich Pussy Riot dort das erste Mal erlebte, war eine gewaltige Menge
       von Journalisten anwesend. Die Mädchen wurden einzeln in einen Käfig
       geführt, wie wilde Tiere. Und trotzdem schwebte zwischen ihnen eine
       Taffheit und Kühnheit, die keiner Diskussion bedurfte. In dem Prozess gegen
       „Verbotene Kunst“ sah ich dagegen in den Augen des Angeklagten Andrej
       Jerofejew manchmal ein wenig Angst aufblitzen. Obgleich jener Prozess
       damals nicht so hoch politisch war und die Wahrscheinlichkeit sehr gering,
       dass man ihn wirklich hinter Gitter setzen würde.
       
       Im Februar 2012 gelangten Pussy Riot mit einer Aktion in der
       Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau zu weltweiter Bekanntheit: Mit einem
       „Punk-Gebet“ gegen die Allianz von Kirche und Staat, der Auftritt dauerte
       41 Sekunden. War das nun Kunst? 
       
       Heute meine ich: ja. Denn Kunst liefert dir ein Bild, das für immer Bestand
       hat, das sich sehr schnell verbreitet – und dann auch nicht mehr aus deinem
       Kopf verschwindet.
       
       Macht es eigentlich einen Unterschied, ob Männer oder Frauen vor Gericht
       stehen? 
       
       Ja. Bei Pussy Riot wurde schnell klar, dass man diese jungen Frauen einfach
       als kleine Dummerchen hinstellen wollte, die dort bloß irgendwie irre
       herumgehopst waren. Und sie sollten dann einstimmen: Ach wirklich, wir
       waren ja solche Dummerchen! Verzeiht uns bitte! – aber nichts dergleichen
       passierte.
       
       Zum Pussy-Riot-Prozess gingen Sie ganz allein. Vor dem Gerichtsgebäude, in
       den Gängen drängten sich fanatische Gläubige. Hatten Sie Angst? 
       
       Ein paarmal haben mir diese Leute das Album aus den Händen gerissen. Oder
       gedroht, mir außerhalb des Gerichtsgebäudes aufzulauern. Das hat mich ganz
       schön viele Nerven gekostet.
       
       Im Gericht darf man nicht fotografieren. Was aber politische Aktionen auf
       der Straße angeht, hätten Sie da nicht einfach nach Fotos arbeiten können? 
       
       Es ist für mich Ehrensache, selbst Teil des Bildes zu sein, das ich zeichne
       – auch wenn ich darauf unsichtbar bleibe. Auf diese Weise transportiert die
       Zeichnung das Tempo der Geschehnisse.
       
       Sie zeichnen, wo Sie gehen und stehen. Wann haben Sie damit angefangen? 
       
       Ich wuchs in der Provinzstadt Serpuchow auf. Meine Mutter arbeitete in
       einer Druckerei, mein Vater hatte ein Fernstudium als Künstler absolviert.
       Seinen Lebensunterhalt konnte er damit allerdings nicht verdienen, deshalb
       malte er nur in seiner Freizeit – meistens Stadtlandschaften. Er war sich
       sicher: Egal, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekommen, es wird auf
       jeden Fall Künstler. In meiner Kindheit habe ich mehr gezeichnet als
       gespielt und wollte tatsächlich immer Künstlerin werden. Manche Mütter von
       Freundinnen wollten ihre Töchter von mir fernhalten. Sie meinten, dass
       solche Flausen ansteckend sind. Und dass „so eine“ keinen Mann abbekommt.
       Sie hatten recht – ich bin zumindest noch unverheiratet. Alte Freundinnen
       aus Serpuchow bedauern mich deshalb wegen meines „bitteren Schicksals“.
       
       Bei solchen Eltern brauchten Sie doch eigentlich gar nicht zu studieren. 
       
       Doch, doch. 2003 habe ich ein Studium als Grafikerin, Illustratorin und
       Designerin an der Moskauer Akademie für Druckereigewerbe abgeschlossen.
       Gleich danach bekam ich eine feste Stelle bei der politischen Zeitschrift
       Der Experte. Aber die Artikel, die ich illustrieren sollte, waren einfach
       langweilig, alles andere als radikal. Dabei wollte ich doch Künstlerin
       werden, und zwar eine moderne! Also studierte ich ein Jahr an der Moskauer
       Schule für moderne Kunst „Freie Werkstätten“. Heute bin ich sehr froh über
       diese Etappe. Denn dort begriff ich endlich, was ich auf keinen Fall tun
       will.
       
       Was war denn dort so schrecklich? 
       
       Dort lehrte man vor allem konzeptuelle Kunst. Die fand in Galerien statt,
       war meistens nicht ohne Begleittext verständlich und häufig auch nicht mit.
       Meiner Ansicht nach verachteten diese Künstler die meisten ihrer
       Betrachter, denn sie gingen ja nur von ganz besonders Gebildeten aus, am
       liebsten von Kunstwissenschaftlern.
       
       Und Sie wollten leicht verständlich sein? 
       
       Ja. Irgendwie stellte mich diese – in Anführungsstrichen – zeitgenössische
       Kunst nicht zufrieden, weil sie in keiner Weise unsere Zeit widerspiegelt.
       Ich fand in dieser Kunst fast nichts, was mit dem Leben unserer
       durchschnittlichen Bürger zu tun hatte. Entweder waren das halb abstrakte
       Werke oder gewollt kitschige Verfremdungen irgendwelcher Politikerporträts,
       zum Beispiel von Putin. Mich überkam ein unüberwindlicher Drang, auf der
       Straße zu zeichnen.
       
       Also malten Sie auf eine Leinwand in der Fußgängerzone? 
       
       Nein, in ein kleines Album: Passanten, Leute in Schlangen und in Bussen.
       Und gleichzeitig schrieb ich Gesprächsfetzen von ihnen auf. Das machte mir
       anfangs allerdings Angst.
       
       Wovor denn? 
       
       Ich habe damit die Grenzen zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft
       überschritten. Bei uns lebt jeder in seinem Tunnel. Büroangestellte bleiben
       unter sich, Leute mit bescheidenem Einkommen in kleinen Provinzstädten
       führen ein völlig anderes Leben als die in den Dörfern. Die
       Verbindungsglieder zwischen den einzelnen Welten sind zerrissen. Ich habe
       eine Comic-Reportage von einem Dorf gemacht, das nur fünf Stunden von
       Moskau entfernt liegt. Es ist eine Welt für sich. Sie besteht im
       Wesentlichen aus einer Sowchose, und die funktioniert noch ganz wie zu
       Sowjetzeiten. Da gibt es eine Ehrentafel mit den Helden der Arbeit. Über
       dem Schreibtisch des Vorsitzenden hängt ein Lenin-Porträt. Diese Dörfer
       sind lauter Inseln. In dem einen vegetieren alle in finanzieller
       Abhängigkeit von einem Krösus. Und ein paar Kilometer weiter gibt es gar
       keine russischen Einwohner mehr. Stattdessen bauen dort jetzt Kirgisen und
       Kasachen Kartoffeln an und handeln damit.
       
       Das klingt ja wie im Mittelalter. 
       
       Einmal habe ich eine Reportage über eine Dorfschule gezeichnet. In der
       ersten Klasse waren nur zwei Jungen. Die Lehrerin fragte einen von ihnen:
       „Moskau, ist das ein Vorname oder eine Bezeichnung für etwas?“ Und er
       triumphierend: „Das ist eine Straße!“ Als ich sie hinterher verwundert
       ansah, meinte die Lehrerin: „Na und? Ihr kennt uns nicht. Warum sollten wir
       dann unbedingt euch kennen?“ Den Menschen in der Provinz hört selten jemand
       zu. Denn die großen Ereignisse in ihrem Leben sind für die Großstädter
       Lappalien: Das Flüsschen ist über die Ufer getreten, die Rente kam
       verspätet an. Ich höre ihnen zu, so lange wie nötig. Und wenn nötig, komme
       ich auch noch mal wieder.
       
       Sie beweisen viel Solidarität mit den kleinen Leuten. Sind Sie Sozialistin? 
       
       Früher sagte ich immer, ich hätte linke oder gar kommunistische Ansichten.
       Aber nachdem ich 2012 bei den großen Protesten für ehrliche Wahlen und
       gegen das Putin-System die Aktivistinnen und Aktivisten der entsprechenden
       Parteien aus der Nähe betrachtet hatte, wollte ich mich nicht mehr so
       nennen. Ich beschloss, nur noch Humanistin zu sein und mich auf mein
       Gerechtigkeitsgefühl zu verlassen. Der Feminismus interessiert mich heute
       mehr als Kommunismus oder Sozialismus. Als Feministin kann ich mir Ziele
       setzen, die erreichbar sind, wenn ich bloß an mir selbst arbeite. Ich habe
       auch viele Frauen in der Provinz gezeichnet.
       
       Haben Sie diese vielen Reisen ganz allein unternommen? 
       
       Kaum jemand war bereit, mit mir weiß der Teufel wohin zu fahren, und dazu
       noch ohne Honorar. Dann habe ich Anton Nikolajew getroffen, meinen späteren
       Koautor beim Buch „Verbotene Kunst“. Der reiste damals mit einem Freund
       durch die Provinz und drehte Videofilme über das Leben der Leute dort.
       Zusammen mit den beiden Jungs war es viel leichter, Orte aufzusuchen, an
       die ich mich allein nicht getraut hätte – aus Furcht, man könnte mich
       belästigen oder dort festhalten. Nikolajew und ich haben dann zusammen
       gelebt, etwa fünf Jahre lang.
       
       Hat Sie diese Erfahrung dem Feminismus nähergebracht? 
       
       Nachdem ich Nikolajew gesagt hatte, dass ich mich von ihm trennen möchte,
       erklärte er, ich hätte ihm Autorenrechte für unser Buch „Verbotene Kunst“
       geklaut. Er meinte die Rechte für meine Zeichnungen. Natürlich war das
       Nonsens. Bis dahin hatte ich immer gedacht, wir seien gleichermaßen an dem
       Buch beteiligt gewesen: er als politischer Journalist und ich als
       Grafikerin. Nun stellte sich heraus, dass er mich lediglich als seine
       Ausführende betrachtet hatte, die jederzeit ersetzbar war. Und er benutzte
       seine Verbindungen in der Kunstszene, um mir den Zugang zu Ausstellungen
       und Gebäuden zu verwehren.
       
       Die bekannte Moskauer Graffiti-Künstlerin Mikaela hat neulich auf einer
       Tagung gesagt, in der neuen russischen Demokratiebewegung wären die Frauen
       nur Hilfskräfte für männliche Politstars. 
       
       Anfangs war es für mich sehr schwer, meine Empfindungen für diese
       politisch-private Partnerschaft in Worte zu fassen, obwohl ich merkte, dass
       irgendetwas nicht stimmte. Ich arbeite hart. Und nun wollte Nikolajew mir
       auch noch verbieten, Projekte allein unter meinem Namen durchzuführen. Wie
       kann ich ein besseres Leben für andere Menschen fordern, wenn ich doch
       selbst unfrei bin? Wie kann ich zum Beispiel mit ihm zu einer Kundgebung am
       Internationalen Frauentag gehen und ein Transparent für die Rechte der
       Frauen entfalten, wenn ich zu Hause selbst ständig eingeschüchtert und
       kleingemacht werde? Ich galt lange Zeit bloß als „die kleine Freundin von
       Nikolajew“. Auch für sogenannte „linke Kuratoren“. Und auch dann noch, als
       ich regelmäßig und häufig schon ohne ihn zum Prozess „Verbotene Kunst“
       ging. Das war ja auch nicht ungefährlich.
       
       Gehören Sie einer feministischen Organisation an? 
       
       Ja, ich gehöre zur Moskauer Feministischen Gruppe. Und zusammen mit der
       Kunstwissenschaftlerin Nadja Plungjan organisieren wir jetzt schon die
       zweite Ausstellung mit grafischen Sozialstudien von Frauen unter dem Namen
       „Der feministische Bleistift“. Für mich ist das völlig neu: die nötigen
       Mittel auftreiben, das Kontaktnetz aufbauen. Bei uns beteiligen sich viele
       Künstlerinnen aus der Provinz.
       
       Sie haben mir so eine schöne Ausgabe der anarchistischen Zeitschrift Volja
       (deutsch: Freiheit) zum Internationalen Frauentag am 8. März geschenkt.
       Einige Karikaturen darin zeigen, dass sich russische Frauen auch heute noch
       ständig zwischen paradoxen Anforderungen bewegen … 
       
       … und in der Kunstszene erst recht. Es gibt da kaum eine Frau, auf der man
       nicht herumhackt. Wenn es zum Beispiel eine Künstlerin geschafft hat,
       Kinder in die Welt zu setzen und gleichzeitig weiter Kunst zu machen, dann
       wird diese Leistung nicht etwa anerkannt, sondern es heißt: „Na ja, jetzt
       haben ihre Werke schon nicht mehr das alte Niveau. Sie arbeitet wohl nur
       noch, um die Kinder durchzubringen.“ Wenn aber eine Frau keine Kinder haben
       möchte, um sich nicht von der Kunst abzulenken, dann ist das erst recht
       ganz, ganz schlimm.
       
       Eine der größten Herausforderungen für die russische Gesellschaft scheint
       ja überhaupt eine Frau zu sein, die ganz vergnügt kinderlos und allein
       lebt. 
       
       Neulich habe ich beobachtet, wie aus dem Nachbarhaus eine strahlende,
       offenbar erfolgreiche junge Frau herauskam, gepflegt, gut gekleidet, mit
       einem Hündchen. Und im Vorgarten saßen lauter Babuschki auf den Bänken und
       riefen ihr zu: „Höchste Zeit, einen Kinderwagen zu schieben, anstatt mit
       einem Hündchen herumzuspazieren!“ Eine allein lebende Frau trägt bei uns
       eine Art Stigma.
       
       Wie gehen Sie damit um? 
       
       Ich habe begriffen, dass ich endlich einmal etwas für mein eigenes Wohl tun
       muss. Während des Studiums habe ich mit vier Mädchen ein Wohnheimzimmer
       geteilt. Es war so klein, dass wir uns nur schlafend gleichzeitig darin
       aufhalten konnten. Jetzt mache ich Yoga und koche gesund. Davor habe ich
       mich jahrelang von Nudeln ernährt.
       
       Dafür machen Sie aber einen sehr gesunden Eindruck. Was haben Sie denn in
       nächster Zeit beruflich geplant? 
       
       Ich habe jetzt drei große Projekte: meine Gerichtsreportagen, eine Chronik
       des Widerstands gegen die russische Regierung und den Zeichenunterricht,
       den ich in der Strafkolonie für jugendliche Täter erteile.
       
       Zeichenunterricht in einer Strafkolonie? 
       
       Ich musste lange nach einem Lager suchen, in dem das überhaupt möglich war.
       Manchmal bin ich um fünf Uhr morgens aufgestanden, um dann sechs Stunden
       mit dem Zug zu fahren. Dann ging es eine Stunde mit dem Taxi weiter. Und in
       der Anstalt dauerte die Leibesvisitation noch eine volle Stunde. Wenn die
       Verantwortlichen schließlich eingewilligt hatten, dass ich unterrichten
       darf, hieß es nach zehn Minuten: „Schluss, wir haben unsere Pläne
       geändert!“
       
       Aber jetzt haben Sie eine Anstalt gefunden, die mit Ihnen kooperiert? 
       
       Ja. Eigentlich war ich dorthin gefahren, um auch selbst zu zeichnen. Dann
       stellte sich heraus, dass mir nur sehr wenig Zeit für meinen Unterricht zur
       Verfügung stand. Wenn ich auch noch selbst gezeichnet hätte, wäre bei der
       Beschäftigung mit den Jungs überhaupt nichts herausgekommen. Mein
       Unterricht dort findet selten statt. Aber ich bemühe mich darum, dass sich
       bei den Jungs mit jeder Lektion etwas in ihrer Wahrnehmung verändert.
       
       Inwiefern? 
       
       Zum Beispiel wenn ich ihnen Papierbögen austeile, auf die sie einen
       Menschen zeichnen sollen. Sie fangen meistens mit den Augen an, dann kommt
       der Kopf, dann der Körper. Und ich sage ihnen: Fangt nicht gleich mit dem
       Gesicht an! Der ganze Mensch muss auf dieses Papier passen. Also überlegt
       euch bitte zuerst, wie viel Platz sein Rumpf, seine Beine, seine Arme
       brauchen. Es ist bei jedem Menschen verschieden, wie viel und auf welche
       Weise er Raum einnimmt. Die Jungs kapieren das schnell. Mittlerweile sehen
       sie die Leute anders. Kunst kann das Bewusstsein sehr schnell verändern.
       
       Haben Sie keine Angst, eines Tages verhaftet zu werden? 
       
       Doch. Ich glaube aber, dass es im Leben keine Zufälle gibt. Alles, was mit
       dir passiert, hat seinen Sinn. Deshalb brauchst du dich nicht wegen
       irgendwelcher Einzelheiten verrückt zu machen.
       
       An was glauben Sie noch? 
       
       Ich glaube, dass die Welt irgendwie logisch und vernünftig funktioniert.
       Ich sehe da keinen linearen Fortschritt, aber dass die Geschichte doch
       irgendwie ihren Lauf nimmt.
       
       Wie wichtig ist Ihre Rolle als Zeichnerin bei Gerichtsverhandlungen? 
       
       Erstens ist es für die Angeklagten wichtig, uns Journalisten dort zu sehen.
       Sie haben dann nicht das Gefühl, dass alles umsonst war, was sie gemacht
       haben. Ich zeichne ja auch Gerichtsreportagen über ganz unbekannte
       Menschen, die zufällig Opfer der Justiz geworden sind. Aber da ist noch ein
       zweiter, viel bedeutenderer Aspekt: Ich möchte den historischen Moment
       festhalten. Ich denke, dass sich der Raum für die Bürgerinnen und Bürger
       Russlands jetzt verengt hat, dass er sich aber auch wieder erweitert. Es
       wird einmal eine Generation geben, in deren Leben alles in Ordnung ist.
       Diese Generation soll sehen, wie es bei uns zuging.
       
       Barbara Kerneck, 66, betrieb in Moskau zwölf Jahre lang ein Pressebüro mit
       Hilfskräften und lebte allein – von Nachbarn heftig bemitleidet.
       
       10 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Kerneck
       
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