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       # taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Fleisch muss Luxus sein“
       
       > Der Veggie Day ist eine gesundheitspolitische Notwendigkeit, findet
       > Moderatorin Sonya Kraus. Rainer Brüderle findet den Vorschlag lachhaft.
       
   IMG Bild: Vielleicht doch lieber ein Salätchen? Oder Hirsepuffer?
       
       Was? Kein Kantinenschnitzel mehr? Twitter-Deutschland zeigte sich höchst
       empört über den Vorschlag der Fraktionschefin der Grünen vom Anfang der
       Woche. Sie wollte in öffentlichen Kantinen und Mensen einen fleischfreien
       Tag, einen Veggie Day, einführen. „Gutes Essen geht auch ohne Fleisch“,
       schreibt Renate Künast nun im aktuellen sonntaz-Streit. Der Veggie Day sei
       eine gute Gelegenheit das auszuprobieren.
       
       Der enorme Fleischkonsum der Deutschen – doppelt so viel wie von
       Ernährungsexperten empfohlen – sei nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern
       belaste auch Umwelt und Klima. Bereits seit mehr als drei Jahren setzen
       sich die Grünen für einen Veggie Day ein, auch in ihrem Wahlprogramm ist er
       zu finden. Zum Wahlkampfthema wurde das Vorhaben allerdings erst, nachdem
       sich Künast vergangenen Montag in der Bild-Zeitung dazu äußerte.
       
       Als lachhaft bezeichnet der Fraktionsvorsitzende der FDP, Rainer Brüderle,
       den Vorschlag im sonntaz-Streit: „Statt sich um die Konsolidierung der
       Haushalte, die Energiewende und die Zukunft Europas zu kümmern, wird der
       tägliche Speiseplan staatlich verordnet.“
       
       Dabei hat die Stadt Bremen bereits Erfahrungen mit dem Veggie Day
       gesammelt: Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) führte ihn dort schon 2009
       ein. „Ein Tag ohne Fleisch spart CO2 und schont langfristig Ressourcen“,
       schreibt er in der sonntaz. Ein reduzierter Fleischkonsum senke zudem das
       Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
       
       ## Sonya Kraus, die "Allesfresserin"
       
       Die TV-Moderatorin Sonya Kraus gibt ihm Recht, auch wenn sie sich selbst
       als „Allesfresser“ bezeichnet. Fleisch müsse ein bewusst genossener Luxus
       sein und gehöre nur zweimal die Woche auf den Tisch, wenn man fit die Rente
       erreichen wolle. „Ein Veggie Day, unterstützt von einer
       ernährungswissenschaftlichen Aufklärungskampagne, wäre daher nicht nur ein
       Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch eine gesundheitspolitische
       Notwendigkeit“, schreibt Kraus.
       
       Auch der prominente Kriminalbiologe und Vegetarier Mark Benecke unterstützt
       den Veggie Day: „Wenn Befehle helfen würden, würde ich Tiere essen einfach
       verbieten und basta.“ Ein Veggie Day könne mit Spaß und Güte vermitteln,
       dass niemand Tiere zu essen braucht.
       
       Im [1][taz-Café] übrigens gibt es schon seit zwei Jahren den Veggie Day,
       immer freitags.
       
       Der Geschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion,
       Jens Ingwersen, findet den Veggie Day hingegen sachlich nicht
       nachvollziehbar: „Weder verhindern wir durch ein Veggie-Day-Gebot den
       Hunger auf der Welt, noch die Rodung des Regenwaldes oder die
       Erderwärmung.“
       
       Für Martin Fuchs, den Hauptgeschäftsführer des Deutschen
       Fleischer-Verbandes, ist Fleisch Teil einer ausgewogenen Ernährung. Wie bei
       allen Lebensmitteln gelte jedoch: „Ein immer mehr und immer billiger ist
       genauso falsch wie ein völliger Verzicht.“ Verbraucher sollten stattdessen
       auf Qualität, Regionalität und Handwerk achten.
       
       Die sonntaz-Frage beantworten außerdem Tarik Rose, Küchenchef und Moderator
       der ZDFneo-Sendung „Beef Buddies“, der vegane Kochbuchautor Attila
       Hildmann, Dieter Berlingen, Kantinenleiter des Bayer-Konzerns sowie die
       taz-Leserin Julia Reiter in der aktuellen sonntaz von 10./11. August 2013.
       
       10 Aug 2013
       
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