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       # taz.de -- Nutzerverhalten bei Bewertungen: Herdentrieb im Internet
       
       > Ein freier Wille existiert bei der Bewertung von Produkten und
       > Diskussionsbeiträgen im Internet nur bedingt. Positive Bewertungen lösen
       > eine Sogwirkung aus.
       
   IMG Bild: Daumen hoch!
       
       BERLIN dpa | Beim Bewerten von Inhalten im Internet folgen Menschen einem
       Herdentrieb. Kommentare, die bereits positiv bewertet wurden, sammelten
       häufiger weitere Zustimmung ein als Äußerungen ohne diesen Vorsprung,
       fanden Forscher aus Israel und den USA in einem Experiment heraus.
       
       Die Experten untersuchten eine Internetplattform, auf der Nutzer Links zu
       Nachrichten oder lustigen Geschichten teilen und diskutieren können. Dabei
       können sie die Kommentare anderer Nutzer mit einer positiven Bewertung
       versehen („Upvote“) oder mit einer negativen („Downvote“). Welche Seite sie
       untersuchten, teilten die Forscher „aus rechtlichen Gründen“ nicht mit.
       Nach diesem Prinzip funktioniert auch [1][„Reddit“], laut dem Analysedienst
       Alexa eine der 200 meistbesuchten Webseiten weltweit.
       
       Die Forscher beobachteten über fünf Monate mehr als 100.000 Kommentare auf
       der untersuchten Seite. Dabei manipulierten sie die erste Bewertung einiger
       Kommentare: Manche erhielten ein automatisches Plus, andere ein Minus.
       
       Wurde ein Kommentar zuerst positiv bewertet, zog er weitere Unterstützung
       an. Solche Kommentare hatten am Ende eine um ein Viertel höhere Bewertung
       als Vergleichskommentare ohne künstlichen Vorsprung. „Die kleine
       Manipulation einer einzigen positiven Erstbewertung führte aufgrund des
       sozialen Einflusses zu einer signifikant höheren Gesamtbewertung“,
       schreiben die Forscher im Fachmagazin Science.
       
       ## Tendenz zum Prinzip erhoben
       
       Bei einer negativen Erstbewertung beobachteten die Forscher einen
       Ausgleichseffekt. Die nächste Bewertung war oft positiv – offenbar wollten
       andere Nutzer den schlechten Eindruck der ersten Bewertung ausgleichen.
       Auch ohne den Trick der Forscher verteilten Nutzer allgemein mehr positive
       als negative Bewertungen auf der Seite. Facebook hat diese Tendenz zum
       Prinzip erhoben, hier gibt es nur den „Daumen hoch“-Button und keinen
       „Daumen runter“.
       
       „Während sich positiver Einfluss ansammelt und eine Tendenz zu
       Bewertungsblasen aufweist, wird negativer Einfluss von der Menge der Nutzer
       korrigiert“, fassen die Forscher ihre Ergebnisse zusammen. Generell zogen
       Kommentare, die schon eine Bewertung aufwiesen, weitere Bewertungen an.
       Nutzer waren also eher geneigt, ihre Meinung mitzuteilen, wenn das schon
       jemand vor ihnen getan hatte.
       
       Diese Effekte könnten auch bei Wahlumfragen, Börsenkursen und
       Produktempfehlungen im Netz eine Rolle spielen, vermuten die
       Wissenschaftler.
       
       9 Aug 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://de.reddit.com/
       
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