URI: 
       # taz.de -- Kommentar US-Botschaften: Bis auf Weiteres geschlossen
       
       > Die Schließungen der Botschaften sollten den westlichen Regierungen zu
       > denken geben. Dahinter könnte auch eine neue Strategie des Terrors
       > stecken.
       
   IMG Bild: Heute kein Publikumsverkehr: die US-Botschaft im Irak
       
       Terroristen können ihr Ziel auch – und vielleicht sogar wirkungsvoller als
       mit Bomben - erreichen, indem sie ihren Gegner psychologisch drangsalieren
       und zu Handlungen zwingen, die dieser bisher für undenkbar gehalten hätte.
       So tief und dauerhaft sich der 11. September auch ins Gemüt der Amerikaner
       eingebrannt hat, so wenig entspricht es dem Verhalten einer Supermacht,
       wegen eines abgefangenen Anschlagsbefehls des „Al Qaida“- Führers Ayman al
       Zawahiri gleich reihenweise US-Botschaften in muslimischen Ländern für Tage
       und andere auf unbestimmte Zeit zu schließen. In Washington und jenen
       westlichen Hauptstädten, die diesem Beispiel gefolgt sind, müsste nun
       eigentlich ein gründliches Überdenken der Lage einsetzen. Auch in Berlin.
       
       Natürlich wollen sich alle gegen den Vorwurf schützen, das Leben seiner
       Diplomaten oder anderen Bürger leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben.
       Aber ist es mit einer vorübergehenden Schließung von Botschaften denn
       getan? Zawahiri soll den Anführer der AQAP („Al Qaida auf der Arabischen
       Halbinsel“), al-Wuhayshi, zu einem Angriff „ab letzten Sonntag“
       aufgefordert haben - ist die Gefahr also in einer Woche gebannt, oder in
       einem Monat? Und sagt das etwas darüber aus, wo angegriffen werden soll?
       
       Das „Normale“ wäre gewesen, Reisewarnungen für besonders gefährdete Länder
       auszugeben. Aber Botschaften schließen und Diplomaten ausfliegen? Das
       geschieht doch höchstens im Kriegsfall oder bei tiefen Zerwürfnissen mit
       dem Gastland. Beides liegt hier aber nicht vor. Örtliche Sicherheitskräfte
       haben ausländische Vertretungen zu schützen, auch sind zumindest die
       US-Botschaften seit langem derart zu Festungen ausgebaut, dass sie einem
       Angriff eigentlich widerstehen sollten. Zumal einem angekündigten Angriff.
       
       Schließlich ist es auch äußerst unüblich, detaillierte Informationen über
       den Hintergrund der plötzlich ergriffenen Maßnahmen zu veröffentlichen. Ein
       wenig überzeugendes Argument, man habe der Gegenseite zeigen wollen, dass
       man sie kontrolliert. Als wisse diese das nicht. Besonders seit der
       Aufspürung und Tötung Osama Bin Ladens vor zwei Jahren.
       
       Komme angesichts solcher Ungereimtheiten deswegen keiner auf die Idee, das
       Ganze könnte inszeniert sein, um die Notwendigkeit der weltweiten
       Bespitzelung durch die NSA zu unterstreichen. Darauf ist man selbst in
       amerikanischen Gerüchteküchen nicht gekommen. Mal sehen, ob der deutsche
       Wahlkampf sich davon freihalten kann.
       
       7 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Philipp
       
       ## TAGS
       
   DIR USA
   DIR Terrorismus
   DIR Al Qaida
   DIR Botschaften
   DIR al-Qaida
   DIR Jemen
   DIR USA
   DIR USA
   DIR Interpol
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Al-Qaida macht wieder Schlagzeilen: Ins Bewusstsein gebombt
       
       US-Botschaften schließen, Diplomaten fliehen: Das tot geglaubte
       Bin-Laden-Netzwerk erwacht – oder zumindest die Angst davor.
       
   DIR Terrorwarnungen für Jemen: Al-Qaida habe „Großes“ geplant
       
       Details zur jüngsten Terrorwarnung sickern durch: Al-Qaida-Chefs hätten
       Anschläge auf Amerikaner im Jemen verabredet, hieß es in Washington.
       
   DIR Schließung von US-Botschaften: Raus aus dem Jemen
       
       Ein mitgeschnittenes Telefonat zwischen Al-Qaida-Größen hat offenbar zur
       Schließung von US-Landesvertretungen geführt. Nun ziehen die USA
       Botschaftsmitarbeiter ab.
       
   DIR Angst vor Al-Qaida-Anschlägen: Die US-Botschaften bleiben dicht
       
       Rund 20 US-Vertretungen sind auch in dieser Woche geschlossen. Auch
       Deutschland, Frankreich und Großbritannien öffnen ihre Botschaften im Jemen
       nicht.
       
   DIR Drohende Anschläge: US-Regierung und Interpol warnen
       
       Nachdem mehrere Hundert Terroristen aus Gefängnissen geflohen sind, hat
       Interpol eine weltweite Sicherheitswarnung herausgegeben.