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       # taz.de -- Neapels Kriegstrikot in der Modeanalyse: Auf in die Schlacht!
       
       > Der SSC Neapel trägt in dieser Saison ein Trikot in Camouflage. Der
       > Nato-General Mauro Del Vecchio ist empört, den Vereinspräsidenten
       > freut's.
       
   IMG Bild: Bereit für den Krieg: Neapels Mittelfeldspieler Marek Hamsik
       
       Nie subtil. Immer bling-bling. Immer zu viel – bis hin zum kitschigen. Das
       sind die Attribute der italienischen Mode. Feinfühlig sieht anders aus.
       Elegant auch. Und das Gleiche gilt für den italienischen Fußball. Das
       beweist der italienischen Erstligist SSC Neapel mit seinem neuen Trikot in
       Tarnfarben, das die Spieler für Auswärtsspiele und in der Champions League
       tragen sollen.
       
       Und die Entrüstung beginnt. Nicht wirklich. Aber die Geschichte passt gut
       ins Sommerloch. Denn die italienischen Medien interessieren sich nicht
       wirklich für das neue Trikot des SSC Neapel. Dafür aber General Mauro Del
       Vecchio, früherer Nato-Kommandant Kräfte in Afghanistan. Er sagte der
       italienischen Nachrichtenagentur Ansa: „Meiner Meinung nach muss eine
       Tarnuniform eine Person oder einen bestimmten Dienst kennzeichnen. Ich
       finde das nicht gut.“ Daher lehne er die mimetische Uniform ab.
       
       Der Vorsitzende des SSC Neapels, Filmproduzent Aurelio De Laurentiis, sieht
       da keinen Widerspruch: „Das wird unser Kriegstrikot werden“, sagte er. Und
       ähnlich wie Laurentiis begeistert das Trikot „Camo Fight“ auch die
       Neapolitaner, die es zum Verkaufsschlager machten – es ist nämlich bereits
       ausverkauft in Neapel.
       
       Erst einmal nichts Ungewöhnliches. Der Militär- und Camouflagelook zieht
       sich schon seit Anfang des 21. Jahrhunderts durch die Mode. Damit wäre also
       der SSC Neapel extrem en vogue – oder besser gesagt: die italienische Firma
       hinter dem Trikot, Macron.
       
       ## Blumen in die Gewehrläufe
       
       Leider hinkt der SSC Neapel modisch dann aber trotzdem hinterher. Denn
       gerade bei der letzten Mailänder Herrenmodewoche für die Sommersaison 2014
       zeigten die Designer vor allem eins: florale Muster. Wahrscheinlich wäre
       das aber tatsächlich zu subversiv für den südländischen Verein gewesen. Elf
       Männer in hellblauen Trikots mit bunten Blumen? Unvorstellbar.
       
       Da ist Camouflage doch die sicherere Variante – die vermeintlich
       männlichere. Den Sinn der Tarnfarben haben sie jedoch völlig verfehlt. Denn
       das Trikot in Militär-Grün-Braun soll natürlich nicht dem Versteckspiel
       dienen. Stattdessen ist es ist eine Kampfansage und spielt mit der banalen
       Assoziation von Camouflage gleich Krieg. Damit soll also in Zukunft jedes
       Champions-League-Spiel des SSC Neapel zur Schlacht werden. Ob das mögliche
       Kontrahenten wirklich abschreckt, sei mal dahingestellt.
       
       Denn schon allein die Militäroptik an sich ist schwer zu ertragen – und
       dann noch der fast schon türkisfarbende Kragen! Das ist zu viel
       Geschmacklosigkeit. Klar, „Camo Fight“ muss natürlich auch die Farben des
       SSC Neapel tragen, und die sind nun mal hellblau, aber diese Kombination
       muss jedem Ästheten schmerzen.
       
       Das erste Testspiel im Stadio San Paolo gewannen die Italiener immerhin mit
       3:1 gegen Galatasaray Istanbul. Neben dem Trikot sahen die SSC-Fans zum
       ersten Mal auch den Neuzugang Pepe Reina, den spanischen Nationaltorwart.
       Und hier zeigte sich wieder, wie das italienische Spiel läuft: brachial,
       kriegerisch, brutal. Und auch – offensiv. Am Samstag trug der SSC gegen den
       FC Arsenal die blauen Leibchen. Prompt reichte es nur zum 2:2.
       
       4 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Enrico Ippolito
       
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