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       # taz.de -- Euro-Hawk-Untersuchungsausschuss: Fehler ja, Lügen nein
       
       > Der Vorwurf der Lüge sei eine Unterstellung, sagt der
       > Verteidigungsminister. Er habe sich in der Drohen-Affäre nur unklar
       > ausgedrückt. Die Opposition ist stinksauer.
       
   IMG Bild: Thomas de Maizière auf dem Weg zur Befragung.
       
       BERLIN dpa | Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat Fehler in
       seiner Informationspolitik zur Euro Hawk-Affäre eingeräumt. Den Vorwurf der
       Lüge wies er am Mittwoch vor dem Drohnen-Untersuchungsausschuss des
       Bundestages aber als „Unterstellung“ zurück.
       
       Der Ressortchef wehrte sich auch gegen die Anschuldigung, er trage die
       Schuld für das teure Scheitern des Rüstungsvorhabens. Er verteidigte die
       grundsätzlichen Entscheidungen zum Ein- und Ausstieg in das Projekt. Die
       Opposition reagierte verärgert auf den Auftritt des Ministers.
       
       Die Beschaffung der Aufklärungsdrohne Euro Hawk war Mitte Mai wegen
       massiver Zulassungsprobleme und einer drohenden Kostenexplosion abgebrochen
       worden. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 668 Millionen Euro in das Projekt
       geflossen.
       
       De Maizière gab im Ausschuss zu, er habe zunächst unklare Angaben zu seiner
       Einbindung in das Rüstungsvorhaben gemacht. „Ich bedauere, dass ich mich am
       5. Juni nicht klarer ausgedrückt habe.“ Er wollte bei der damaligen Aussage
       vor dem Verteidigungsausschuss nicht den Eindruck vermitteln, er habe von
       nichts gewusst.
       
       De Maizière hatte am 5. Juni gesagt, er habe auf einer Rüstungsklausur am
       1. März 2012 erstmals von Problemen beim Euro Hawk erfahren und sei dann am
       13. Mai 2013 über den Stopp des Projekts unterrichtet worden. In der
       Zwischenzeit habe es keine Vorlage mit einer Gesamtdarstellung der Probleme
       gegeben.
       
       ## Probleme mit Hinweis
       
       Nach dieser Aussage sei in der Öffentlichkeit der unzutreffende Eindruck
       entstanden, er sei nie zwischen den Terminen über Probleme informiert
       worden, sagte de Maizière am Mittwoch. Das sei nicht der Fall. Die Probleme
       seien ihm aber immer mit dem Hinweis beschrieben worden, es werde an einer
       Lösung gearbeitet.
       
       Erneut beklagte de Maizière, seine Staatssekretäre hätten ihn in der Sache
       unzureichend informiert. Allerdings räumte er ein, er hätte „an der einen
       oder anderen Stelle nachfragen sollen“.
       
       De Maizière wies die Schuld für das teure Scheitern des Vorhabens von sich.
       Bei seinem Amtsantritt seien bereits 565 Millionen Euro für die Drohne
       ausgegeben oder gebunden gewesen - und damit 85 Prozent der Gesamtsumme.
       „Das Projekt war bereits auf der schiefen Bahn.“
       
       Der Ressortchef sagte, die Probleme beim Euro Hawk seien seit dem Start des
       Programms vor mehr als zehn Jahren unterschätzt worden. Im weiteren Verlauf
       habe man versäumt, die Probleme angemessen anzugehen. Grundsätzlich
       bekannte er sich aber zu der Entscheidung für das Projekt. „Man wollte den
       großen Wurf wagen. Das war mutig, aber von Anfang an problembehaftet.“ Auch
       die Entscheidung zum Stopp des Projekts verteidigte er. „Nach meiner
       Bewertung war auch der Zeitpunkt der Entscheidung nicht zu spät.“
       
       ## Unter vier Augen mit der Kanzlerin
       
       Auf die Frage, ob er Kanzlerin Angela Merkel (CDU) seinen Rücktritt
       angeboten habe, sagte de Maizière nur: „Was ich mit der Kanzlerin
       bespreche, das trage ich hier nicht vor dem Ausschuss vor.“ Die Opposition
       reagierte sauer auf die Aussagen des Ministers. „Das macht mich
       fassungslos, wie Sie heute versucht haben, ihre Lüge mit einer neuen Lüge
       zurückzuweisen“, sagte der SPD-Obmann Rainer Arnold während der Vernehmung
       zu de Maiziére.
       
       Der Linke-Abgeordnete Jan van Aken rügte, der Minister präsentiere sich als
       Mann ohne Schuld und Verantwortung. „Selbstkritik scheint ihm völlig fremd
       zu sein“, beklagte er. Es seien Abermillionen für eine überflüssige
       Technologie verpulvert worden. De Maizière habe außerdem gelogen. „Wieso
       darf so einer eigentlich Minister bleiben?“
       
       Unmittelbar vor der Anhörung de Maizières war ein neuer Hinweis
       aufgetaucht, wonach der Minister weit früher von den Problemen bei dem
       Projekt gewusst haben soll. Die Berliner Zeitung hatte berichtet, der
       CDU-Politiker habe schon im Dezember 2012 anscheinend entsprechende
       Informationen in einem Ministeriumsvermerk markiert. De Maizière stellte
       aber klar, die Anmerkungen stammten nicht von ihm.
       
       31 Jul 2013
       
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