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       # taz.de -- Arbeitsmarkt: Mit Schwung gegen Arbeitslosigkeit
       
       > Bisher haben Senat und Arbeitsagentur oft nebeneinander und gegeneinander
       > gearbeitet. Jetzt einigen sie sich auf gemeinsame Ziele und Projekte.
       
   IMG Bild: Hat geklappt mit dem Job: Facharbeiter bei der Ausbildung
       
       Die Arbeitsagentur und das Land Berlin werden bei der Arbeitsmarktpolitik
       enger zusammenarbeiten. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) unterzeichnete
       am Dienstag ein 59 Seiten umfassendes [1][Rahmen-Arbeitsmarktprogramm] mit
       Dieter Wagon, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung in der
       Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. „Wir
       können mehr für die Stadt und die Menschen in dieser Stadt erreichen, wenn
       wir unsere Ziele aufeinander abstimmen“, sagte Kolat. Nach Auskunft von
       Wagon ist es bundesweit die umfangreichste und detaillierteste Vereinbarung
       zwischen der Arbeitsagentur und einer Landesregierung. Ziel ist es, durch
       eine bessere Kooperation die Arbeitslosigkeit weiter abzubauen, vor allem
       unter Jugendlichen, Behinderten und Migranten.
       
       Die Arbeitsagentur setzt als Bundesbehörde die Vorgaben des Bundes um, das
       Land hat zusätzlich dazu eigene Förderinstrumente und kann eigene
       Schwerpunkte setzen. Unter dem früheren rot-roten Senat bauten die
       Sozialsenatorinnen Heidi Knake-Werner und Carola Bluhm (beide Linkspartei)
       beispielsweise mit viel Geld einen öffentlich geförderten
       Beschäftigungssektor auf. Langzeitarbeitslose kamen so an gemeinnützige
       Arbeit zu Mindestlohnbedingungen. Die Bundesregierung verfolgte eine ganz
       andere Arbeitsmarktpolitik.
       
       In Berlin sind 13,3 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos.
       Mit einer besseren Kooperation wollen Senat und Arbeitsagentur nun
       erreichen, dass mehr Jugendliche ihre Ausbildung abschließen. Bisher
       brechen rund ein Drittel vorzeitig ab – so viel wie in keinem anderen
       Bundesland. Die betroffenen Jugendlichen sollen zum Beispiel mithilfe von
       Mentoren stabilisiert und vom Abbruch abgehalten werden, das Land stellt
       dafür eine Million Euro jährlich zur Verfügung.
       
       Die Berufsfachschule und die berufsqualifizierenden Lehrgänge sollen
       zusammengelegt und durch Praktika in Unternehmen stärker auf die Wirtschaft
       ausgerichtet werden.
       
       Kolat sagte sinnlosen Qualifizierungsprogrammen den Kampf an. „Sie alle
       kennen die Geschichten von Arbeitslosen, die in drei Computerkurse
       geschickt werden, obwohl das ihre Chance auf Vermittlung nicht erhöht.“ Sie
       kündigte eine „Erfolgsbeobachtung“ der privaten Träger an: Wer Kurse
       anbietet, deren Teilnehmer hinterher keinen Job bekommen, muss in Zukunft
       damit rechnen, keine Aufträge mehr zu bekommen. Auch Behinderte will Kolat
       stärker fördern. Sie finde, dass diese „nicht immer in Werkstätten gut
       aufgehoben sind“. Mit mehr Hilfsmitteln und besserer Unterstützung – auch
       für die Arbeitgeber – will sie mehr Behinderte in den ersten Arbeitsmarkt
       integrieren.
       
       Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sabine Bangert,
       kritisierte das Programm als „bloße Absichtserklärungen“. Die
       Zusammenarbeit der Hauptakteure in der Arbeitsmarktpolitik habe bisher
       gefehlt. Es sei aber zu befürchten, dass der eine weiterhin nicht wisse,
       was der andere tue, und weiter Doppelstrukturen aufgebaut würden. „Wenn es
       so weiterläuft, ist das Rahmenprogramm nicht das Papier wert, auf dem es
       gedruckt ist“, so Bangert.
       
       30 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-arbeit/rahmenarbeitsmarktprogramm_30_07_2013.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Heiser
       
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