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       # taz.de -- Aus gesundheitlichen Gründen: Matthias Platzeck tritt zurück
       
       > Nach seinem leichten Schlaganfall im Juni wird Brandenburgs
       > Ministerpräsident sein Amt ab Ende August aufgeben. Sein Nachfolger soll
       > Dietmar Woidke werden.
       
   IMG Bild: Dietmar Woidke, der aktuelle Innenminister in Brandenburg, soll Matthias Platzeck (rechts) folgen
       
       POTSDAM/BERLIN dpa/taz | Matthias Platzeck tritt aus gesundheitlichen
       Gründen als Brandenburgs Ministerpräsident und als Vorsitzender der
       Landes-SPD am 28. August zurück. Nachfolger in beiden Ämtern wird nach
       dpa-Informationen der bisherige Innenminister Dietmar Woidke (SPD).
       
       Auf Twitter [1][bestätigte Thomas Oppermann], der parlamentarische
       Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, den Rücktritt und wünschte
       Platzeck „vor allem gute Gesundheit“.
       
       Der Wechsel an der Regierungsspitze erfolgt aus verfassungsrechtlichen
       Gründen am 28. August, wenn planmäßig eine Landtagssitzung anberaumt ist.
       Platzeck hatte Mitte Juni einen leichten Schlaganfall erlitten. Am Montag
       war der 59-Jährige nach einem dreiwöchigen Urlaub an seinen Arbeitsplatz
       zurückgekehrt.
       
       Überraschend waren am Morgen Landesvorstand und Landtagsfraktion der
       brandenburgischen SPD zu einer gemeinsamen Sitzung für den späten
       Montagnachmittag einberufen worden. Thema ist die politische Zukunft des
       SPD-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten. Anschließend soll die
       Presse offiziell informiert werden.
       
       ## Ämterrotation unter SPD-Männern
       
       Nach dpa-Informationen soll der bisherige Chef der SPD-Fraktion im
       Potsdamer Landtag, Ralf Holzschuher, neuer Innenminister werden. Sein Amt
       soll Klaus Ness, bisher Generalsekretär der Brandenburger SPD, übernehmen.
       
       Platzeck war in der Vergangenheit immer wieder durch gesundheitliche
       Probleme zum Pausieren gezwungen worden. 2006 war er kurzzeitig auch
       Vorsitzender der Bundes-SPD. Zwei Hörstürze und ein Zusammenbruch zwangen
       den Hoffnungsträger damals nach 146 Tagen zum Rückzug.
       
       Nach dem jüngsten Schlaganfall hatte er zunächst beteuert, alle seine Ämter
       weiter erfüllen zu wollen. Allerdings hatte der Regierungschef am 27. Juni
       auch versichert, sich nach dem Rat der Ärzte richten zu wollen und seine
       politische Zukunft von der vollständigen Genesung abhängig gemacht.
       
       Der frühere Brandenburger Umweltminister hatte 2002 das Amt des
       Ministerpräsidenten von Manfred Stolpe übernommen. Bis 2009 stand Platzeck
       an der Spitze einer rot-schwarzen Koalition mit der CDU. Seitdem regiert er
       gemeinsam mit der Linken.
       
       ## Wer wird nun BER-Aufsichtsratsvorsitz?
       
       Nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident wird Platzeck aller Voraussicht
       nach auch den Aufsichtsratsvorsitz der Flughafengesellschaft Berlin
       Brandenburg abgeben. Dieses Amt hat er im Januar vom Berliner
       Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) übernommen.
       
       Er behält den Posten, bis ein Nachfolger gewählt ist. Die nächste
       Aufsichtsratssitzung ist für den 16. August terminiert. Diese will Platzeck
       dem Vernehmen nach noch leiten. Die folgende ist für den 25. Oktober
       geplant.
       
       Platzeck wollte die auf unbestimmte Zeit verschobene Eröffnung des
       Hauptstadtflughafens in Schönefeld möglichst schnell verwirklichen. Er
       verband das Projekt mit seinem politischen Schicksal. Die drei
       Gesellschafter Brandenburg, Berlin (mit je 37 Prozent Anteil) und der Bund
       (26 Prozent) müssen sich nun auf einen Nachfolger einigen. Der Vorsitzende
       wird laut Gesetz aus der Mitte des Aufsichtsrats gewählt.
       
       Bereits vor der Rücktrittsankündigung Platzecks war nach dpa-Informationen
       eine Gesellschafterversammlung für den 31. August vorgesehen. Dort sollten
       unter anderem die fünfjährigen Aufsichtsratsmandate für Platzeck und seinen
       Stellvertreter Wowereit verlängert werden.
       
       Die Neuordnung belebt die Diskussion neu, das Kontrollgremium mit weniger
       Politikern und mehr Fachleuten zu besetzen. Die Berliner Fraktionschefin
       der Grünen, Ramona Pop, regte am Montag an, „den Aufsichtsrat in ein
       Experten-Gremium umzuwandeln, das nicht nur politische, sondern auch
       wirtschaftliche und technische Kompetenz innehat“.
       
       29 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/ThomasOppermann/status/361806441889275905
       
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