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       # taz.de -- Kommentar Solarmodule: Wie gewünscht schlecht gepokert
       
       > Die EU-Kommission hat eine Eskalation im Handelsstreit mit China
       > verhindert, zu einem hohen Preis. Die Solarbranche aber trägt eine
       > Mitschuld.
       
   IMG Bild: Die Bundesregierung hat gekriegt, was sie wollte.
       
       Die EU-Kommission hat im Zoff um Zölle auf chinesische Solarmodule genau
       das erreicht, was die deutsche Bundesregierung und große Teile der
       europäischen Wirtschaft von ihr verlangten. Sie hat eine Eskalation des
       Handelsstreits mit China verhindert. Allerdings war der Preis eindeutig zu
       hoch.
       
       Das erste Opfer sind die noch verbliebenen europäischen Hersteller von
       Solarmodulen. Deren chinesische Konkurrenz darf zwar nur noch Solarmodule
       mit einer Leistung von insgesamt 7 Gigawatt zu dem ausgehandelten
       Mindestpreis nach Europa exportieren. Doch diesen Preis hat die
       EU-Kommission selbst [1][im Juni in einem Bericht] als Dumpingpreis
       identifiziert. 7 Gigawatt macht 2013 vermutlich 70 Prozent Marktanteil, der
       europäischen Herstellern wegen unfairer Subventionen komplett flöten geht.
       
       Der Rest ist für die heimischen Hersteller zu wenig, um zu überleben. Wobei
       die Solarbranche selbst Mitschuld trägt. Sie hat sich politisch so
       ungeschickt verhalten, als bestehe sie immer noch aus ein paar langhaarigen
       Silizium-Hippies, die in Berliner Hinterhöfen von der Weltrettung mittels
       Sonnenstrom träumen. Zwei Allianzen – pro und contra Zölle – bestürmten die
       Kommission in Brüssel, statt sich auf eine einheitliche Position zu
       einigen. Jetzt sind beide unzufrieden mit dem Deal.
       
       Zweites Opfer sind Branchen, die künftig mit den gleichen Problemen zu
       kämpfen haben. Die Expertise der EU-Kommission im Solarstreit war glasklar.
       China verstößt gegen Handelsrecht, exportiert seine Solarmodule unter
       Herstellungskosten. Der Fall ist gerade für die exportorientierten
       Deutschen nicht tolerabel.
       
       Die Gefahr ist, dass China die gleiche Strategie – Konkurrenten in
       wichtigen Zukunftstechnologien mittels Dumping aus dem Weltmarkt zu ballern
       – künftig weiter verfolgt. Nach dem Motto: Hat ja schon mal geklappt. Daran
       trägt maßgeblich die deutsche Bundesregierung Schuld. Sie hat den
       Unterhändlern aus Brüssel jegliche Unterstützung versagt.
       
       28 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-13-497_en.htm
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
       
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