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       # taz.de -- Die Wahrheit: Partyarbeit
       
       > Schwabinger Krawall: Auf zur hippen Elektroparty am Bitumenkocher.
       
   IMG Bild: Wenn Landfrauen sich etwas in den Kopf gesetzt haben, sollte man ihnen tunlichst aus dem Weg gehen.
       
       Auf Sommerpartys, hat der Hubsi gesagt, gehe man heutzutage nicht mehr vor
       vier Uhr früh, weil zuvor alle beim Chillen und deswegen sowieso nichts los
       sei und außerdem auch wegen der Kondition für das Weißwurstfrühstück
       hinterher.
       
       Der Jackie hat gesagt, das sei ihm egal, er wolle bloß überhaupt mal wieder
       irgendwo anders hin, als ewig zwischen Biergarten und Renato hin und her zu
       pendeln, weil in diesem Umfeld das Hasenangebot absolut unterproportional
       sei. Dann hat er seinen Deckel angeschaut, auf dem sechs Striche waren, und
       sich gedacht, dass ihm das mit der Kondition egal ist und er ja am Montag
       ausschlafen kann.
       
       Zum Beispiel, hat der Hubsi gesagt, wisse er eine urfamose illegale
       Elektroparty am Müllberg in Fröttmaning, die man nicht verpassen dürfe. Der
       Jackie hat zwar keine Ahnung gehabt, was eine Elektroparty ist, aber weil
       ihm alles egal war und der Hubsi gemeint hat, bei solchen Partys gebe es
       schon aus Konzeptgründen eimerweise Freihugos, ist er halt mitgegangen.
       
       In Fröttmaning sind sie aus der U-Bahn gestiegen und einem Pulk von Leuten
       durch die Dunkelheit in Richtung eines wummernden Dröhnens gefolgt, und der
       Hubsi hat gesagt, das sei eine Wahnsinnsmucke und der DJ bestimmt direkt
       aus Boston oder Tokio eingeflogen. Der Jackie versteht von so was nichts
       und war bloß froh, dass sie sechs Bier mitgenommen hatten, weil sich der
       Fußmarsch ganz schön hingezogen hat.
       
       Und wie sie endlich an einem grell beleuchteten Gelände angekommen sind,
       war auch der Hubsi so erschöpft, dass er gesagt hat, er müsse jetzt erst
       einmal am Rande der Szenerie ein bisschen chillen, ehe er sich in die Meute
       stürzen könne, die auf den ersten Blick sowieso hasenmäßig noch
       unterproportional besetzt sei. Also haben sie sich hingesetzt und das
       letzte Bier geteilt und mit dem Stampfrhythmus gegroovt und sich gefreut,
       dass mal was ganz anderes abgeht als sonst.
       
       Aufgewacht sind sie, weil ein Typ den Jackie am Arm geschüttelt und gesagt
       hat, was sie da machen und wieso sie nichts tun, und während der Hubsi den
       Typen umarmt und begeistert den DJ gelobt und gefragt hat, wo es hier die
       Hugos gibt, hat sich der Jackie umgeschaut und festgestellt, dass sie
       offenbar die ganze Nacht auf der Standspur der A 9 neben einer
       Großbaustelle geschlafen haben, und da hat er sich, um nicht weiter zu
       stören, unauffällig entfernt und ist heimgefahren.
       
       Wie er abends den Hubsi angerufen und gefragt hat, ob er auf ein Bier zum
       Renato mitgeht, hat der Hubsi gesagt, er sei total im Eimer, weil er sechs
       Stunden lang am Bitumenkocher arbeiten habe müssen, aber immerhin habe er
       dabei den Sascha aus Wladiwostok kennengelernt, der ihn für Freitag auf
       eine supergeheime russische Metallisti-Party mit Freiwodka ohne Ende in
       einem ehemaligen Busdepot der Bundeswehr hinter Gröbenzell eingeladen habe.
       
       Und da hat sich der Jackie gedacht, dass er eigentlich mit dem normalen
       Leben ganz zufrieden ist und gar nicht unbedingt wo besonderes hinwill, und
       hat gesagt, dass der Hubsi ja im September mal wieder anrufen könne.
       
       23 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Sailer
       
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