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       # taz.de -- Kolumne Die Liebeserklärung: Gabriele Pauli
       
       > Sehnsucht lass nach: Gabi will sich am heimischen Schreibtisch verstecken
       > – und ein Buch verfassen. Wann sehen wir dich bloß wieder?
       
   IMG Bild: Ein Bild aus den Tiefen der Vergangenheit: Gabi und ihre Latex-Handschuhe im Jahr 2007.
       
       Gabriele, ach Gabriele, welche Farbe haben deine Augen? Wir haben es
       vergessen. Dabei konnten wir uns gar nicht sattsehen, seinerzeit, als du
       dich angeschickt hast mit deinem feurigen Blick, ein ganzes Land zu
       verändern.
       
       Landrätin für die CSU warst du in Fürth – und Edmund Stoiber
       Ministerpräsident im Freistaat Bayern. Dass er das heute nicht mehr ist,
       das haben wir auch dir zu verdanken. Danke, Gabi! Dir hat die Staatspartei
       nicht mehr gepasst. Du wurdest zur Dissidentin.
       
       Die fiese Partei, die du auch einmal sexy gefunden haben musst, sonst wärst
       du ihr ja nicht beigetreten, sie wollte dich zermürben, zermalmen. Man hat
       dir etwas anhängen wollen, sodass die Partei in deinem Privatleben
       herumgeschnüffelt hat. Du bist mit deinen glühenden Augen vor die Presse
       getreten und hast genau das angeprangert. Toll haben viele das gefunden,
       denn es war der Anfang von Ende vom Edmund.
       
       Viele Bajuwaren haben in dir ein anderes Bayern gesehen, eines, von dem sie
       lange Zeit nicht einmal zu träumen gewagt haben: Dirndl statt Lederhose,
       Lipgloss statt Laptop und eine Ehe auf Probe statt der verlogenen
       katholischen Einweiberei. War da noch mehr Programm? Egal – es war ein
       Traum.
       
       Vielleicht hast du ja geglaubt, dass bayerische Mannsbilder auch von dir
       als Frau träumen, als du dich als Sankt Pauli in Latex und Leder hast
       ablichten lassen. Mit diesen Bildern war der Traum vorbei. Plötzlich warst
       du Miststück und Luder. Nach deinem Abschied von der CSU haben dich die
       Freien Wähler – der andere große konservative Wahlverein in Bayern – in den
       Landtag geschickt. Sie wollten sich mit dir als Weib schmücken und konnten
       doch schon bald mit deiner wilden Weiberart nichts anfangen.
       
       Am Mittwoch hast du als nun fraktionslose Abgeordnete deine letzte Rede im
       Parlament gehalten. Als Parteilose kannst du im Freistaat nicht
       kandidieren.
       
       Gabi, geliebte Gabi, wir werden dich so schnell nicht mehr wiedersehen. Du
       willst ein Buch schreiben, hast du gesagt. Wir freuen uns schon jetzt auf
       die Präsentation. Dann dürfen wir dir endlich wieder ganz tief in die Augen
       schauen. Ob dann ein neuer Traum beginnt?
       
       1 Jan 1970
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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