URI: 
       # taz.de -- Dopingfälle in der Leichtathletik: Sprintstars positiv getestet
       
       > Nach dem US-Sprinter Tyson Gay sind nun auch die Athleten Asafa Powell
       > und Sherone Simpson des Dopings überführt. Es gibt noch weitere Fälle.
       
   IMG Bild: Vereint im Dopingsumpf: die Sprintstars Tyson Gay (links) und Asafa Powell.
       
       DÜSSELDORF dpa | Die Doping-Enthüllungen um die Sprintstars Tyson Gay (USA)
       und Asafa Powell (Jamaika) haben die internationale Leichtathletik in einen
       Schockzustand versetzt und einen dunklen Schatten auf die WM Mitte August
       in Moskau geworfen. „Die Glaubwürdigkeit unseres Anti-Doping-Programms und
       der Leichtathletik wird jedes Mal, wenn wir einen neuen Fall aufdecken,
       gestärkt, nicht geschwächt“, erklärte Nick Davies, stellvertretender
       IAAF-Generalsekretär, am Montag, spürbar um Schadensbegrenzung bemüht nach
       den spektakulären Doping-Schlagzeilen über die Supersprinter Gay, Powell
       und Sherone Simpson (Jamaika).
       
       Der Weltverband IAAF wollte die aufsehenerregenden Fälle aber im Detail
       nicht weiter kommentieren. Davies bekräftigte in einer Stellungnahme jedoch
       den ungebrochenen Einsatz des Dachverbandes im Kampf gegen Doping, „weil
       wir eine ethische Verpflichtung gegenüber der Mehrzahl der Athleten haben,
       die an einen sauberen Sport glauben“.
       
       Neben Gay, Powell und Simpson, der Olympia-Zweiten von 2008 über 100 Meter,
       sind weitere drei jamaikanische Leichtathleten positiv getestet worden.
       Dies bestätigte die Anti-Doping-Agentur Jamaikas (JADCO). Zwei weitere
       Leichtathleten sollen aus dem Werfer-Bereich kommen, ein weiterer soll noch
       als Junior an den Start gehen.
       
       Der Konditionstrainer des früheren 100-Meter-Weltrekordlers Asafa Powell
       soll nach einem Bericht der jamaikanischen Zeitung The Gleaner während
       eines Trainingslagers in Italien von der Polizei in Gewahrsein genommen
       worden sein. Demnach soll Powell der Polizei Mittel ausgehändigt haben, die
       der Trainer dem Athleten und auch Sherone Simpson gegeben haben soll. Der
       30-jährige Sprinter und Simpson sind positiv auf das Stimulanzium Oxilofrin
       getestet worden.
       
       Powell und seine Trainingsgruppe des MVP Track Clubs haben nicht zum ersten
       Mal ein Trainingslager in Lignano Sabbiadoro an der italienischen
       Adria-Küste absolviert. Der Name des Trainers wurde zunächst nicht genannt.
       Powell und Simpson bestritten in einer Stellungnahme, wissentlich gedopt zu
       haben. Sie gaben aber zu, dass ihre Doping-Tests bei den nationalen
       Meisterschaften im Juni das verbotene Stimulanzmittel enthielt.
       
       Auch Gay, der schnellste Mann in diesem Jahr über 100 Meter in 9,75
       Sekunden, bestätigte selbst, bei einer Trainingskontrolle am 16. Mai
       positiv getestet worden zu sein. Auch er beteuerte seine Unschuld. Die
       Anti-Doping-Agentur der USA (USADA) kündigte an, die Analyse der B-Probe in
       Kürze vorzunehmen. Um welches Doping-Mittel es sich handelt, blieb zunächst
       unbekannt.
       
       ## Schokierte Reaktionen
       
       Die neuen Doping-Fälle werden nach Ansicht von DLV-Präsident Clemens Prokop
       Spuren hinterlassen. „Bei den schon länger unter Generalverdacht stehenden
       Sprintern werden diese positiven Tests für eine Verunsicherung in der Szene
       sorgen“, sagte der Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Für
       die Leichtathletik sei das „ein Schock“, aber auch ein positives Zeichen.
       „Die Doping-Tests scheinen besser zu sein“, meinte er.
       
       Bei den Welttitelkämpfen vom 10. bis 18. August in Moskau fällt nun das mit
       Spannung erwartete 100-Meter-Duell zwischen Gay und dem Weltrekordler Usain
       Bolt (Jamaika) aus. „Nach dem Ausfall von Gay wird es einen schweren
       Spannungsabbau geben“, befürchtete Prokop. Denn auch der WM-Start von
       Bolts-Trainingspartner, dem Titelverteidiger Yohan Blake, ist wegen einer
       Verletzung mehr als fraglich.
       
       Der Trainer von US-Sprintstar Gay, Lance Brauman, hat sich nach der
       positiven Probe seines Schützlings unterdessen eindeutig gegen die Einnahme
       verbotener Substanzen positioniert. „Es muss klar gesagt werden, dass wir
       die Nutzung von leistungssteigernden Mitteln nicht unterstützen, weder dazu
       anregen noch sie tolerieren“, betonte Brauman am Sonntag. Der Coach ist
       zusammen mit Gay und 13 weiteren Athleten im Trainingslager in Amsterdam.
       
       Der deutsche Weltklasse-Stabhochspringer Raphael Holzdeppe hat als
       Abschreckungsmaßnahme drastische Strafen für unerlaubte
       Leistungsmanipulation in der Leichtathletik gefordert. „Tyson Gay gesteht
       Doping...eine Lebenslange Sperre sollte meiner Meinung nach hier verhängt
       werden!!“, twitterte der Olympia-Dritte von London. Auch
       Langstreckenspezialistin Sabrina Mockenhaupt reagierte mit großer
       Enttäuschung auf die Nachrichten. „Kann nicht der gewinnen, der das meiste
       Talent hat, am besten trainiert, am besten geschlafen hat, usw....“,
       schrieb sie bei Twitter.
       
       15 Jul 2013
       
       ## TAGS
       
   DIR Doping
   DIR Sprinter
   DIR Leichtathletik
   DIR Doping
   DIR Christopher Froome
   DIR Doping
   DIR Tour de France
   DIR Doping
   DIR Lance Armstrong
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Doping-Paradies Russland: Immer rein in die Vene
       
       Alle reden über gedopte Supersprinter. Verbotene Mittel werden indes in
       allen Disziplinen eingesetzt – vor allem in Russland. Dort findet 2013 die
       Leichtathletik-WM statt.
       
   DIR Froome dominiert Tour de France: Pferde-Lunge und Riesen-Herz
       
       Bereits auf der ersten Bergetappe der Tour de France fährt Chris Froome
       allen davon. Seine Einmannshow erinnert an Doping-Großmeister Lance
       Armstrong.
       
   DIR Kolumne Die rätselhafte Welt des Sports: NSA, übernehmen Sie!
       
       In Frankreich rollt der Tour-Tross durch die sommerliche Landschaft. Grund
       genug um an die dümmsten Doping-Dussel des Radsports zu erinnern.
       
   DIR Tour de France unter Naturschutz: Unter Stramplern
       
       Das Publikum liebt die Frankreich-Rundfahrt, trotz der
       Glaubwürdigkeitskrise im Radsport. Weil es eben die Tour de France ist.
       Pannen stören da nicht.
       
   DIR Anti-Doping-Agentur ringt um Geld: Gehemmte Dopingjäger
       
       Der Kampf gegen Doping steckt in Deutschland in der Krise. Weil Unternehmen
       sich kaum beteiligen, bleibt die Arbeit der Anti-Doping-Agentur nur
       Stückwerk.
       
   DIR Doping in Frankreich: Tour d'Epo
       
       Nun auch Laurent Jalabert: Nach neuesten Enthüllungen soll das französische
       Radsport-Idol bei der Tour de France 1998 manipuliert haben.