URI: 
       # taz.de -- Kommentar Antarktis-Konferenz: Verstand dringend gesucht
       
       > Der gesunde Menschenverstand besagt, dass die Antarktis geschützt werden
       > muss. Dem stehen aber milliardenschwere ökonomische Interessen entgegen.
       
       Es sei doch „einfach gesunder Menschenverstand, wenn wir das letzte Stück
       unbeschädigten Ozeans schützen“, sagt der Antarktis-Dokumentarfilmer Peter
       Young. Doch bekanntermaßen hat es der gesunde Menschenverstand nicht
       leicht, wenn auf der anderen Waagschale millionenschwere ökonomische
       Interessen liegen. Was der aktuelle Versuch zu einem besseren
       Antarktisschutz mal wieder beweist.
       
       Der sechste Kontinent hat keine Regierung. Ein exklusiver Klub von Ländern
       beansprucht die Verwaltungshoheit über knapp ein Zehntel der Land- und
       Meeresfläche dieser Erde. Das Prinzip: Keiner soll hier etwas ohne die
       Zustimmung aller anderen dürfen – oder nicht mehr dürfen. Was bislang gar
       nicht so schlecht funktionierte.
       
       Zwar verhindert oder verzögert das Konsensprinzip oft wichtige
       Entscheidungen. Doch alle, die sich Sorgen um die schmelzende Arktis und
       die drohende rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen machen, wären über
       ein vergleichbares Abkommen für die Nordpolarregion heilfroh.
       
       Die Schwäche des jetzigen antarktischen Verwaltungsmodells: Es setzt
       voraus, dass es unter den Vertragsländern immer welche gibt, die ihre
       Wächterfunktion wahrnehmen. Wie 1989, als Frankreich auf den populären
       Unterwasserforscher Jacques Cousteau hörte. Dessen Warnungen vor den
       unheilvollen Folgen eines schon fertig ausgehandelten Mineralien-Abkommens
       veranlassten damals zusammen mit der frischen Erfahrung der „Exxon
       Valdez“-Katastrophe Frankreich und Australien dieses zu kippen.
       
       Der beste Schutz der Antarktis ist natürlich deren Unzugänglichkeit.
       Schmelzendes Eis und technischer Fortschritt werden diese natürliche
       Zugangsschwelle senken. Der eigentliche Test für die Macht des „gesunden
       Menschenverstands“ steht also erst bevor.
       
       15 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Umweltschutz
   DIR Antarktis
   DIR Antarktis
   DIR Antarktis
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Antarktis
   DIR Antarktis
   DIR Schwerpunkt Artenschutz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Antarktischer Riesengletscher schmilzt: Unumkehrbarer Eisverlust
       
       Der Pine-Island-Gletscher in der Antarktis schmilzt laut einer Studie immer
       stärker. Der Meeresspiegel könnte infolgedessen bis zu einem Zentimeter
       ansteigen.
       
   DIR Meeresschutzgebiete in der Antarktis: Antarktisschutz schmilzt dahin
       
       Die Deklarierung von Schutzgebieten im Südpolarmeer scheitert zum dritten
       Mal. Russland, die Ukraine und China blockieren eine Einigung.
       
   DIR Studie zum Klimawandel: Die arktische Zeitbombe
       
       Das Meereis im hohen Norden taut immer weiter auf. Das setzt gewaltige
       Mengen Methan frei. Die Schäden könnten deutlich größer sein als bisher
       gedacht.
       
   DIR Russland und die Ukraine blockieren: Antarktis-Konferenz gescheitert
       
       Eiszeit in Bremerhaven: Über die Ausweisung von Meeresschutzzonen vor der
       Antarktis gibt es keine Einigung. Aktivisten kritisieren auch Norwegen.
       
   DIR Forscher über Schutzzonen in Antarktis: „Deutschland hat eine führende Rolle“
       
       Der Meeresforscher Stefan Hain hofft darauf, dass die Schutzgebiete für die
       Antarktis angenommen werden. Der intakte Lebensraum sei einzigartig.
       
   DIR Zukunft der Antarktis: Vom Krill lernen
       
       Eine Kommission debattiert über einen Schutz für das Rossmeer und die
       Ostantarktis. Das ist nicht einfach – es fehlt an Wissen.