# taz.de -- NRW will Masthaltung regulieren: Pietät für die Pute
> Zuviel Antibiotika, zuviel Schmerzen: NRW will über den Bundesrat
> verbindliche Standards für die Putenmast durchsetzen. Die CDU nennt das
> einen „Schau-Antrag“.
IMG Bild: „Ich freue mich schon auf das Puten-Geschnetzelte“, so der CDU-MdL Josef Wirtz.
DÜSSELDORF dpa | Mit einer Bundesratsinitiative will sich
Nordrhein-Westfalen für rechtsverbindliche Standards in der Putenmast
einsetzen. Das kündigte NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel
(Grüne) am Freitag im Düsseldorfer Landtag an. Es gehe um Tierschutz und
artgerechte Haltung, aber auch um den Schutz der Verbraucher vor
Antibiotika in der Tiermast.
In der Putenhaltung in Deutschland gebe es zahlreiche Missstände, weil
verbindliche Vorgaben fehlten. NRW wolle sich im Bundesrat mit anderen
Ländern für Verbesserungen stark machen - vor allem gemeinsam mit
Niedersachsen als Zentrum der deutschen Putenhaltung, so Remmel.
SPD und Grüne forderten die Landesregierung auf, dafür zu sorgen, dass
spätestens bis 2017 keine Schnäbel mehr gekürzt werden. Zudem soll sie sich
für rechtsverbindliche Mindeststandards auch in der EU einsetzen.
„Es gibt keinen Grund, dass die Pute das einzige wichtige Nutztier bleibt,
dessen Haltung nicht gesetzlich geregelt ist“, betonte der
Landwirtschaftsexperte der Grünen-Fraktion, Norwich Rüße. Angesichts der
derzeitigen Intensivtierhaltung von Mastputen, die mit Schmerzen für die
Tiere, aber auch mit viel Antibiotika verbunden sei, tue er sich schwer
damit, im Landtag noch das Puten-Geschnetzelte zu essen, meinte der Grüne.
„Ich freue mich schon auf das Puten-Geschnetzelte“, hielt der
CDU-Abgeordnete Josef Wirtz dagegen. Die rot-grüne Initiative sei „ein
Schau-Antrag“, meinte der Landwirt. Tatsächlich werde auf Bundesebene
bereits an Verbesserungen für den Tierschutz gearbeitet. Um
Wettbewerbsnachteile für heimische Produzenten zu vermeiden, seien aber vor
allem EU-Standards wichtig.
Der FDP-Abgeordnete Karlheinz Busen warf Remmel vor, sich in einem
Kleinkrieg mit Geflügelhaltern zu verzetteln. „Wir müssen praxistaugliche
Regelungen finden, die den Tieren nützen, aber auch den Bauern nicht die
Luft zum Atmen nehmen.“
12 Jul 2013
## TAGS
DIR Tierschutz
DIR Tiermast
DIR Antibiotika
DIR NRW
DIR Hühner
DIR Rainer Brüderle
DIR Lebensmittelskandal
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Hühner in Massentierhaltung: Wer soll das alles essen?
Der Bau von neuen Megaställen in der Geflügelmast boomt. Dabei wird in
Deutschland heute schon mehr Hühnerfleisch produziert als verbraucht.
DIR NRW-Verfassungsgericht rügt die FDP: Fragwürdige Wahlkampfpost
Rainer Brüderle pries 2012 in einem Schreiben an die Wähler von
Nordrhein-Westfalen die Arbeit der Liberalen. Das war wohl nicht
rechtmäßig.
DIR Antibiotika im Putenfleisch: Werte 27 Mal höher als erlaubt
Fast 20 Tonnen mit Reserve-Atibiotika belastetes Putenfleisch sind nach NRW
gelangt. Reserve-Antibiotika werden nur bei schweren Infektionen
eingesetzt.
DIR Brisantes Gutachten: Geschmäckle im Hähnchenstall
Im Landkreis Oldenburg soll eine neue Mastanlage für 84.000 Hähnchen
entstehen. Doch jetzt werfen örtliche Initiativen den Behörden vor, die
Genehmigung sei rechtswidrig.