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       # taz.de -- Vorratsdatenspeicherung in Österreich: „Bedenken sehr ernst genommen“
       
       > Zwei der EuGH-Klagen gegen die Vorratsdatenspeicherung kamen aus
       > Österreich. Grünen-Abgeordnete Albert Steinhauser erzählt über die
       > Debatte in Wien.
       
   IMG Bild: In Österreich klagten über 11.000 Personen gegen die Vorratsdatenspeicherung
       
       taz: Herr Steinhauser, der Europäische Gerichtshof (EuGH) prüft die
       EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. Eine der beiden Vorlagen stammt
       aus Österreich. Wie kam es dazu? 
       
       Albert Steinhauser: In Österreich gab es 2012 eine Massenklage von über
       11.000 Personen gegen die Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht.
       Diese Klage ging vom [1][österreichischen AK-Vorrat] aus und von mir als
       Justizsprecher der Grünen. Im Dezember 2012 hat dann der
       Verfassungsgerichtshof in Wien beschlossen, den Fall beim [2][EuGH in
       Luxemburg vorzulegen].
       
       Als neutrale Anfrage oder mit einer klaren Tendenz? 
       
       Mit einer deutlich kritischen Tendenz. Die Richter haben
       Grundrechtsbedenken gegen eine anlasslose Datenspeicherung sehr ernst
       genommen.
       
       Gibt es derzeit keine Vorratsdatenspeicherung in Österreich? 
       
       Das wäre schön. Aber der Verfassungsgerichtshof in Österreich kann – anders
       als das deutsche Bundesverfassungsgericht – keine einstweiligen Anordnungen
       erlassen. Deshalb konnte er auch die Vorratsdatenspeicherung nicht
       vorläufig aussetzen.
       
       In Österreich gab es eine zweite Klage. Wer steckt dahinter? 
       
       Diese Klage wurde unter dem rechtspopulistischen Kärntner Landeshauptmann
       Gerhard Dörfler eingereicht, der inzwischen allerdings abgewählt ist.
       
       Die Rechten haben gegen die Vorratsdatenspeicherung geklagt? 
       
       Ja. Im Bundesparlament hat die gesamte Opposition gegen die
       Vorratsdatenspeicherung gestimmt, auch die rechtspopulistischen Parteien
       FPÖ und BZÖ. Nur die Sozialdemokraten und die Konservativen von der ÖVP
       waren für das Gesetz.
       
       Die Vorratsdatenspeicherung ist in Österreich auch erst sehr spät
       eingeführt worden. 
       
       Ja. Die zuständige sozialdemokratische Ministerin, Doris Bures, hat die
       Einführung ohne jede Eile betrieben. Nach einer Klage der EU-Kommission
       wurde Österreich 2010 aber vom EuGH verurteilt. Seit April 2012 ist die
       Vorratsdatenspeicherung in Kraft. Inzwischen ist es um das Thema aber recht
       ruhig geworden.
       
       Wie diskutiert Österreich über die Snowden-Enthüllungen? 
       
       Die NSA-Bespitzelung hat viel Empörung ausgelöst. Leider ist es bisher noch
       nicht gelungen, dies mit der Vorratsdatenspeicherung zu verbinden.
       
       10 Jul 2013
       
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