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       # taz.de -- Männerrechtler auf dem Kreuzzug: Harte Kerlchen
       
       > Eine antifeministische Bewegung versucht, ihre KritikerInnen mit Klagen
       > ruhigzustellen. Vor Gericht zieht sie meist den Kürzeren.
       
   IMG Bild: Die Männerrechtler fühlen sich in der Defensive.
       
       BERLIN taz | Wenn man Hinrich Rosenbrock googelt, kommt als Erstes:
       „Einfach mal die Kresse halten“, Kresse steht für Fresse. Dann kommt „Lila
       Pudel“, und dann „Hinrich Rosenbrock – der Lügner“. Auf dem
       [1][Onlineportal „WikiMANNia“] schließlich wird er als „Miethirn des
       Feminats“ bezeichnet – wer sich mit den Männerrechtlern anlegt, muss sich
       auf einiges gefasst machen. Aber was hat Hinrich Rosenbrock eigentlich
       verbrochen?
       
       Der Soziologe von der Uni Marburg hat eine Analyse über die
       Veröffentlichungen und Internetforen deutscher Männerrechtler verfasst, in
       der unter anderem steht, es gebe eine „grundsätzliche Anschlussfähigkeit
       von rechten Diskursen an die der Männerrechtsbewegung und umgekehrt“.Wenn
       man die Rassismen und den Frauenhass etwa in dem Blog „[2][Männermagazin]“
       sieht oder wenn man liest, dass die Männerrechtlerin Gabriele Kuby in dem
       Rechtsaußen-Blatt Junge Freiheit schreibt und Männerrechtler dort
       Interviews geben: dann kann man sich dieses Eindrucks tatsächlich nicht
       ganz erwehren.
       
       Die Männerrechtler reagieren. Extrem. „Hinni du Hurensohn. Werde deine
       Scheissalten noch ausspüren und anzünden!!!“, heißt es in einer anonymen
       Mail an Rosenbrock. An die Lehrenden seiner ehemaligen Uni in Bochum wurde
       eine Rundmail geschickt, in der Rosenbrocks Expertise als
       „unwissenschaftlich“ angegriffen wurde. Aber nicht nur im Netz machen die
       Männerrechtler gegen Rosenbrock und andere KritikerInnen mobil.
       
       In letzter Zeit häufen sich die Gerichtsverfahren. Gegen Rosenbrock etwa
       klagte die männerpolitisch aktive Monika Ebeling, die ehemalige
       Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar. Grund: Rosenbrock habe sie im
       August 2011 dem [3][Männerverein Agens] zugeordnet, aus dem sie aber
       bereits im Juni ausgetreten sei. Ein Kinkerlitzchen. Das sahen auch die
       Richter so: Er habe hinreichend sorgfältig gearbeitet. Monika Ebeling
       setzte sich als Frauenbeauftragte immer öfter für Männerrechte ein. Die
       Lokalpolitik in Goslar war darüber nicht amüsiert – und berief die
       Frauenbeauftragte ab.
       
       ## Ironie verständlich
       
       Auch taz-Redakteurin Simone Schmollack landete vor Gericht. Sie hatte ein
       antifeministisches Buch für Deutschlandradio Kultur [4][rezensiert] und
       über Mitautorin Ebeling geschrieben, diese habe sich „nur noch für Jungen
       und Männer“ eingesetzt. Ebeling bestritt dies und verlangte eine
       Richtigstellung. Da ihr Ruf nachhaltig geschädigt sei, sollte auch ein
       Schmerzensgeld fließen. Auch hier entschieden die Richter für die Beklagte.
       Das „nur noch“ sei als Ironie verständlich, da auch der Rest des Textes im
       ironischen Ton abgefasst sei.
       
       Not amused war auch der Journalist und Autor Thomas Gesterkamp, als er sich
       mit einem Unterlassungsbegehren konfrontiert sah, das mit einem
       „Ordnungsgeld“ von bis zu 250.000 Euro oder einer Haftstrafe von sechs
       Monaten verbunden werden sollte.Gesterkamp, der bereits 2010 eine kritische
       Expertise über die Männerrechtler verfasst hatte, hatte in einem Artikel in
       der Männerzeitschrift [5][Switchboard] über das „Erste internationale
       Antifeminismus-Treffen“ 2010 in der Schweiz berichtet.
       
       Das Veranstaltungsplakat zierte auch ein Logo des Männerrechtsvereins
       Manndat. Gesterkamp schloss daraus, dass Manndat ein Mitveranstalter sei.
       Zudem sollte ein Manndat-Mitglied ein Grußwort sprechen, so stand es im
       Programm. Aber Manndat war kein Mitveranstalter, und das Grußwort fiel aus
       – was Gesterkamp nicht wusste, weil er nicht vor Ort war.
       
       ## „Eine Bagatelle“
       
       „Das war eine Bagatelle in einer Publikation, deren Auflage 700 Exemplare
       umfasst“, sagt Gesterkamp dazu. Switchboard druckte eine Gegendarstellung
       und fand, der Fall sei damit erledigt. Nicht so der Verein Manndat, der auf
       Unterlassung klagte. Das aber wies das Gericht zurück: Gesterkamps
       Ungenauigkeiten seien so „unerheblich“, dass sie dem Persönlichkeitsbild
       des Klägers nicht schadeten. Es geht also um Bagatellen, die Aussichten auf
       Erfolg für die Kläger sind eher schlecht. Autor Andreas Kemper, der zwei
       Bücher über die Männerrechtler veröffentlicht hat, meint: „Sie versuchen,
       auf jeder Ebene gegen ihre Kritiker vorzugehen. Auch auf der juristischen.
       
       Unter einer Rezension seines Buches auf einer Maskulisten-Website steht:
       „Es wird Zeit mit diesem ganzen Gesindel endlich abzurechnen. Fürchtet
       unseren Zorn.“ Illustriert ist das Ganze mit einem Bild, in dem Soldaten
       ihre Gegner niederschießen. Im Onlinelexikon Wikipedia, für das Andreas
       Kemper auch gearbeitet hat, gab es eine lange Auseinandersetzung mit den
       Männerrechtlern. Diese hatten den Eintrag „Maskulinismus“ gekapert und
       entgegen der Wiki-Richtlinien keine reputablen Quellen angegeben.
       
       Als Kemper einen Antrag auf Löschung des Eintrags stellte, enterten viele
       Neumitglieder das Portal, um gegen die Löschung Stimmung zu machen. Das
       stimmte die Administratoren misstrauisch: Sie löschten den Eintrag. Seitdem
       basteln die Männerrechtler an ihrer eigenen „WikiMANNia“. Was sich weder
       dort noch in den Blogs findet: Nachrichten von den vielen verlorenen
       Prozessen.
       
       10 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.wikimannia.org/Hauptseite
   DIR [2] http://www.das-maennermagazin.com/
   DIR [3] http://agensev.de
   DIR [4] http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/lesart/1625062/
   DIR [5] http://www.switchboard-online.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heide Oestreich
       
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