# taz.de -- Frauenfussball-EM: Der Durchbruch der Dolmetscherin
> Die Deutsche Elf ist in Schweden angekommen. Kein Neuland für Spielerin
> Anja Mittag, die in Malmö unter Vertrag steht. Das erste Match ist am
> Donnerstag.
IMG Bild: Warm werden für die EM: Anja Mittag und Jennifer Cramer (rechts) bei einem Freundschaftsspiel gegen Japan Ende Juni
FRANKFURT/VÄXJÖ taz | Die erste Wegstrecke führte den EM-Titelverteidiger
von Frankfurt nach Växjö. Die Uefa-Obrigkeiten haben das so bestimmt.
Anders als bei den Männern darf das deutsche Frauenfußball-Nationalteam
seine Herberge nicht selbst aussuchen. Växjö bedeutet so viel wie „der Weg
am See“, was für die kleine südschwedische Universitätsstadt eine sehr
treffende Bezeichnung ist. Die Provinz Småland ist geprägt von Wäldern und
Gewässern.
Am Sonntag trafen die deutschen Fußballerinnen hier ein und bezogen ihr
erstes Quartier – ein modernes, lichtdurchflutetes Stadthotel. Einen
Dolmetscher braucht die 48-köpfige Delegation übrigens nicht, denn mit
dabei ist eine deutsche Nationalspielerin, die fast perfekt die
Landessprache spricht. Anja Mittag steht nämlich seit anderthalb Jahren
beim schwedischen Spitzenverein Ldb FC Malmö unter Vertrag – dass dort
keine Spiele stattfinden, bedauert sie übrigens ein bisschen. „Malmö ist
eine tolle Stadt. Aber mir gefällt das ganze Land: Die Leute sind
freundlich, hilfsbereit und relaxt.“
Am Donnerstag geht es in Växjö gegen die Niederlande und am Sonntag gegen
Island (jeweils 20.30 Uhr/live ZDF). Für das dritte Gruppenspiel gegen
Norwegen reist die Mannschaft laut [1][Spielplan] nach Kalmar. Hier würde
auch das Viertelfinal ausgetragen. Schafft die Nationalelf es ins
Halbfinale, reisen sie dafür weiter nach Norrköping. Die Schwedin-Expertin
Anja Mittag darf schon mal darauf verweisen, warum es sich lohnt, auch noch
das Endspiel zu erreichen. „Stockholm ist herrlich.“
Die neue Arena in Solna wird am 28. Juli Schauplatz des Finals sein. Die 28
Jahre alte Anja Mittag sagt, sie stehe für Ratschläge zum Gastgeberland
jederzeit zur Verfügung, sie mag aber nicht „den Klugscheißer spielen“. Die
skandinavische Bevölkerung, so hat sie erfahren, verfolge einen sportiven
Lebensansatz, „die Schweden achten sehr auf die Ernährung, es gibt viele
ökologische Cafés“ – das sei ein anderes Bewusstsein als in Deutschland.
## Anja Mittag kämpft mit hohen Preisen in Malmö
Doris Fitschen, die Managerin des deutschen Frauennationalteams, berichtet,
der Vorverkauf deute darauf hin, dass sich die Gastgeber für das Event
begeistern lassen. Wobei die Dimensionen im Vergleich zur WM 2011 gewiss
wieder kleiner ausfallen werden. „Männerfußball, Handball, Eishockey stehen
höher im Kurs“, erzählt Anja Mittag, „700, 800 Zuschauer kommen im Schnitt
zu unseren Spielen.“
Finanziell habe sie sich in Malmö gegenüber ihren neun Jahren in Potsdam
nur geringfügig verbessert, und sie möchte klarstellen, dass sie mehr
Steuern zahle und höhere Lebenshaltungskosten habe. Aber der Weggang sei
damals nötig gewesen, „ich musste mal was anderes sehen“. Zumal es in jeder
Hinsicht den Neuanfang markierte, der einen erstaunlichen Reifeprozess der
aus Chemnitz stammenden Fußballerin in Gang setzte.
Noch zur WM 2011 blieb die verunsicherte Offensivallrounderin außen vor;
völlig zu Recht, sagt sie, habe Silvia Neid so entschieden. „Das war
absehbar.“ Die Gründe? „Ich war einfach müde, kaputt, ausgebrannt von
allem.“ An Rücktritt habe sie gleichwohl nie gedacht, und so ist auch in
der Beziehung zur Bundestrainerin nichts Negatives hängen geblieben.
Die 91-fache Nationalspielerin hat sich mittlerweile wieder einen
Stammplatz erobert, wenn auch nicht auf ihrer Lieblingsposition in der
Spitze, sondern auf dem Flügel. Neben ihrer Dynamik könnten ihre Erfahrung
und Routine im Turnierverlauf an Wert gewinnen: Sie ist die drittälteste
Spielerin im Kader, hat an den EM-Triumphen 2005 und 2009 selbst
mitgewirkt. Angesichts des Generationswechsel reibt sie sich manchmal noch
selbst die Augen: „Ich habe doch früher noch mit Sandra Smisek, Birgit
Prinz oder Silke Rottenberg zusammengespielt.“
8 Jul 2013
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## AUTOREN
DIR Frank Hellmann
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