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       # taz.de -- Nach Protesten in der Türkei: Vorwurf des „virtuellen Terrorismus“
       
       > Die türkische Gruppe „RedHack“ wird von den Behörden verfolgt, weil sie
       > online zu Straftaten aufgerufen habe. Indes soll es weitere Festnahmen
       > gegeben haben.
       
   IMG Bild: Demonstration in Istanbul vergangenes Wochenende.
       
       ISTANBUL dpa/taz | Nach den Protesten in der Türkei wollen die Behörden
       einem Zeitungsbericht zufolge eine örtliche Gruppe von Netzaktivisten wegen
       „virtuellem Terrorismus“ verfolgen. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass
       die linke Gruppe [1][RedHack via Twitter] zu Protesten und Straftaten
       aufgerufen habe, berichtete die Zeitung Sabah unter Berufung auf
       entsprechende offizielle Unterlagen. RedHack-Angehörige, deren IP-Adressen
       und Identitäten ermittelt würden, würden wegen „virtuellem Terrorismus“
       belangt werden.
       
       Da die türkischen Massenmedien lediglich äußerst zurückhaltend über die
       regierungsfeindlichen Proteste berichteten, wurden Nachrichten darüber vor
       allem über soziale Medien wie Twitter verbreitet. Die Regierung hat
       angekündigt, Twitter-Botschaften nach provokativen Aufrufen zu durchkämmen
       und die [2][Urheber strafrechtlich zu verfolgen].
       
       [3][RedHack] hatte zu Protesten aufgerufen. Die anonyme Gruppe soll in den
       vergangenen Wochen außerdem die Webseite der Religionsbehörde und eine
       Datenbank der Istanbuler Verwaltung angegriffen haben. Dort soll sie Strom-
       und Telefonrechnungen öffentlicher Einrichtungen gelöscht und Konten für
       nicht existente Institutionen angelegt haben, die sie nach den Toten der
       Proteste benannte. RedHack nutzt als Symbol wahlweise Hammer und Sichel
       oder Keyboard und Sichel. Die Gruppe bezeichnet sich als „Stimme der
       Unterdrückten“.
       
       Die Zeitung Hürriyet Daily News [4][berichtete] am Freitag über eine dritte
       Welle von Festnahmen wegen der Proteste. Vor allem in Izmir, aber auch in
       den Städten Istanbul, Manisa und Batman habe es Razzien gegeben.
       Sicherheitskräfte hätten 15 Menschen festgenommen. Ihnen werde vorgeworfen,
       Molotow-Cocktails geworfen und Privateigentum beschädigt zu haben. Die
       landesweiten Proteste begannen Ende Mai. Sie sind in den vergangenen Tagen
       abgeflaut.
       
       ## Aufruf deutscher Künstler
       
       Künstler aus Deutschland haben in einem Aufruf die türkische Regierung
       aufgefordert, Anfeindungen gegen Kulturschaffende in dem Land zu stoppen.
       „Offensichtlich hat sich in der Türkei wieder ein Klima der Denunziation
       und des Hasses gegen Kreative breit gemacht, das längst überwunden schien“,
       heißt es in dem Schreiben, das Grünen-Chefin Claudia Roth, der Autor Moritz
       Rinke und die Theater-Intendantin Shermin Langhoff initiiert haben.
       
       Zu den Erstunterzeichnern gehören unter anderem der Schauspieler Mario
       Adorf, der Musiker Jan Delay, die Schauspielerinnen Jasmin Tabatabai und
       Sibel Kekilli sowie Co-Grünen-Chef Cem Özdemir. „Wenn Künstler, wie der
       Theaterregisseur Mehmet Ali Alabora von regierungsnahen Stellen in einer
       Weise diffamiert werden, die einem Aufruf zur Lynchjustiz nahekommt, (...)
       ist die Freiheit von Kunst und Kultur in Gefahr“, so die Unterzeichner.
       Bestürzt hätten sie einen entsprechenden Aufruf in der Türkei zur Kenntnis
       genommen. Für weitere Unterschriften hat Roth den Brief im Internet
       veröffentlicht.
       
       5 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/TheRedHack
   DIR [2] /!118863/
   DIR [3] http://redhack.tumblr.com/
   DIR [4] http://www.hurriyetdailynews.com/15-detained-over-istanbuls-gezi-park-protests.aspx?pageID=238&nID=50079&NewsCatID=339
       
       ## TAGS
       
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