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       # taz.de -- Kommentar Überwachung Frankreich: Pariser Kellergeheimnisse
       
       > Totalitäre Paranoia: Machen Frankreichs Geheimdienste dasselbe wie die
       > NSA? Nein, sagen Hollandes Behörden. Sicher kann man sich da aber nicht
       > sein.
       
   IMG Bild: Unscharfer Eifelturm: Verfügt auch Frankreich über ein engmaschiges Überwachungsnetz?
       
       Wie sagt man „Big Brother“ auf französisch? Darüber streitet man sich heute
       in Paris nach der Enthüllung der Zeitung Le Monde. Machen Frankreichs
       Nachrichtendienste insgeheim, illegal und außerhalb jeglicher Kontrolle
       genau dasselbe, was Edward Snowden in den USA aufgedeckt hat?
       
       Das offizielle Dementi kam pflichtbeflissen sofort. Es sind die Leute, die
       eigentlich im Rahmen ihrer parlamentarischen Aufsicht den staatlichen
       Schnüfflern über die Schulter gucken und gelegentlich mahnend auf die
       Finger hauen müssten, die jetzt die schockierte Öffentlichkeit
       beschwichtigen. Ihren Ausführungen zufolge ist alles halb so wild. Doch
       wäre allein damit der Spionageskandal schon weniger schlimm?
       
       In Wirklichkeit fehlt in Frankreich nur jemand wie Snowden; einer, der mit
       Fakten, Zahlen und Namen die ganze Wahrheit enthüllt. Dass auch in den
       Kellergewölben französischer Geheimdienste Ministerien, Polizeistellen,
       Überwachungszentralen existieren, wo Telefongespräche mitgehört, Daten und
       Internetverbindungen aufgezeichnet und gespeichert werden, war längst
       bekannt. Ebenso die Rechtfertigung, es gehe um den legitimen Kampf gegen
       Terrorismus und Kriminalität.
       
       Selbst wenn es nur halbwegs stimmt , was Le Monde schreibt, leidet die
       französische Staatssicherheit unter derselben totalitären, stasihaften
       Paranoia wie die amerikanische NSA. Totalitär ist das deshalb, weil diese
       professionellen Spitzel wirklich alles hören, lesen und registrieren
       wollen, was die Bürger – allesamt potenzielle Staatsfeinde und Verbrecher –
       untereinander austauschen.
       
       Solange solche massive Überwachungsmethoden außerhalb jeglicher Legalität
       und Kontrolle stattfinden, bleibt jeder undemokratische Missbrauch möglich.
       Die Versuchung für Behörden, auf Kosten der Bürgerfreiheit die Abkürzung
       über die Spionage zu nehmen, wächst sogar noch mit dieser Geheimnistuerei
       von „Insidern“. Jetzt sollen die Bürger in Frankreich diesen aufs Wort
       glauben, dass alles ausschließlich immer dem guten Zweck gedient hat. Ihr
       Vertrauen wird da arg strapaziert.
       
       5 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
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