# taz.de -- Klage wegen Porno-Filesharing: „Primitive Sexakte“ ohne Tiefe
> Münchner Richter wollen zwei Pornos aus den USA nicht vor Tauschbörsen im
> Internet bewahren. Doch ihre Begründung ist eine sehr seltene.
IMG Bild: Schöpfungstiefe? Naja. Aber wenigstens geht's gleich zur Sache.
BERLIN taz | Es gibt [1][ein Pornofilmchen], das immer als Kichervorlage
herhalten muss, wenn es darum geht, wie primitiv Pornos sind: Stroh in
einer Zimmerecke, der Stromkasten ist hin. Auftritt Elektriker,
Wollpullover, schwarze Maske, nebst einer Frau in Unterwäsche. Er: „Warum
liegt hier überhaupt Stroh rum?“. Sie: „Und warum hast du ne Maske auf?“.
Er: „Na dann blas mir doch einen.“
Das ist bescheuert. Lässt aber Grundzüge einer Handlung, ja einer
„persönlichen geistigen Schöpfung“ erahnen, wie es das deutsche
Urheberrecht für schützenswerte Werke formuliert. Ob das den Schöpfer
dieses Fickfilms interessiert hat? Aber mit etwas Wohlwollen: Da hat sich
jemand Gedanken gemacht und den Aufhänger mit dem Stromkasten erfunden.
Ebendieses Gedankenmachen hat nun [2][ein Münchner Gericht] zwei US-Filmen
abgesprochen, die – illegal, klagte der angebliche Produzent – in deutschen
Internettauschbörsen kursierten. „Flexible Beauty“ und „Young Passion“
fehle es an „persönlicher geistiger Schöpfungstiefe“.
Es wurde also dermaßen handlungsfrei gevögelt („lediglich sexuelle Vorgänge
in primitiver Weise gezeigt“ heißt es im Beschluss), dass die Richter es
unterhalb der „Schöpfungshöhe“ im Urheberrecht ansiedelten. Das sieht
nämlich eine ästhetische Fallhöhe – Kriterium: „Individualität“ – vor. Man
könnte nun wie die Richter argumentieren: Mit der Kamera auf zwei Menschen
/ zwei Tiere / ein Toastbrot draufzuhalten reicht nicht.
Doch das machen in Deutschland sehr wenige Richter, wie „Lawblogger“
[3][Udo Vetter schreibt]: „Fast alle Gerichte bejahen ohne großes Aufhebens
die erforderliche Schöpfungshöhe, auch bei Pornofilmen ohne sonstige
Handlung.“ Till Kreutzer und John Weitzmann von der Bürgerrechtsplattform
Irights weisen zudem darauf hin, dass es sich hier um eine in
Zivilprozessen übliche [4][„formelle Wahrheit“] handelt, die weder diese
Pornos im Speziellen noch Pornografie im Allgemeinen bewertet.
Aber selbst wenn den Filmchen nun doch noch eine gewisse Schöpfungstiefe
zugesprochen würde: An der Einschätzung würde sich vermutlich nichts
ändern. Das Gericht sah es nämlich nicht als erwiesen an, dass die Kläger
überhaupt die Rechteinhaber der Filme waren. Die klagende Firma, eine
Malibu Media LLC, ist aber auch schon in den USA als Massenabmahnerin
bekannt. [5][US-Anwälte gehen davon aus], dass sie auf schnelle
außergerichtliche Einigungen hofft und in der Regel bei Widerstand vor
Gericht die Klagen fallen lässt. (akl/mbr/lrs)
Update 03.07. 16.45: Der Artikel wurde mit einem Verweis auf Irights.info
ergänzt.
3 Jul 2013
## LINKS
DIR [1] http://www.youtube.com/watch?v=5HfVjf6_ny8
DIR [2] http://www.wbs-law.de/wp-content/uploads/2013/06/LG-M%C3%BCnchen-7-O-22293-12.pdf
DIR [3] http://www.lawblog.de/index.php/archives/2013/06/28/sexuelle-vorgnge-in-primitiver-weise/
DIR [4] http://irights.info/nicht-kreativ-genug-eine-porno-ente-erobert-die-schlagzeilen
DIR [5] http://dietrolldie.files.wordpress.com/2012/11/rr_mol_mtd_02088pa.pdf
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