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       # taz.de -- Der Sonntaz-Streit: Darf man öffentlich knutschen?
       
       > Eng umschlungen im Café schmusen, sich auf der Straße küssen, Zunge im
       > Bus: Wie weit geht unsere Toleranzgrenze beim Knutschen?
       
   IMG Bild: So wird das nichts mit dem Weltrekord im Küssen.
       
       Straßenbahn, Restaurant, Parkbank oder an der Schlange im Supermarkt -
       überall knutschende Pärchen. Jeder kennt das. „Ist doch schön, wenn zwei
       sich lieben“, sagen die einen. Das solle man ruhig auch öffentlich bekunden
       dürfen, wann immer einem danach ist. „Haben die kein Zuhause?“, sagen
       andere. Knutschen ist für viele bereits Intimität und gehört hinter
       geschlossene Türen. Alles Spießer? Alle nur neidisch!
       
       Wo darf man, wo darfs man nicht? Fängt Knutschen bei intensivem Küssen an,
       erst wenn die Zunge ins Spiel kommt oder ist alles, was über einen kurzen
       Kuss auf den Mund hinausgeht schon Knutschen? Gibt es fürs Knutschen eine
       Altersbegrenzung?
       
       In den meisten Internetforen sind sich Männer und Frauen einig: Zungenküsse
       oder auffällige, provokante, übermäßig erotische Küsse müssen in die
       Öffentlichkeit nicht sein. Es geht nicht nur um so scheinbar altmodische
       Begriffe wie Anstand oder Sitte, sondern um die Ästhetik. Ist Knutschen
       also unkultiviert? Zur Begrüßung oder zum Abschied ein kurzer Kuss störe
       sicherlich niemanden. Zum Abschied am Bahnhof sei auch ein inniger Kuss
       erlaubt. Auf Parties oder beim Tanzen ist ein kurzer Kuss zwischendurch
       völlig in Ordnung.
       
       ## Ein Aufreger
       
       Knutschen in der Öffentlichkeit kann jedoch nicht nur störend wirken, zum
       Beispiel in einem schicken Restaurant oder in einem Laden. Wer knutscht,
       sollte auch Nichtknutschende im Blick behalten, die Einsamen, die mit
       Liebeskummer oder die, die einfach vorbeigehen. Weil sich, wer hinschaut,
       womöglich schon als Voyeur entpuppt?
       
       In Japan fasst man Küsse als sexuelles Vorspiel auf. Japanern – und auch
       ausländischen Touristen – ist es deswegen verboten, sich in der
       Öffentlichkeit zu küssen.
       
       Im britischen Birmingham ist das Küssen in einem Kino strengstens verboten.
       Der Betreiber des Filmesaals möchte damit wilde Knutschereien vermeiden. So
       streng geht es in Deutschland nicht zu. Das zeigt zumindest das Ergebnis
       einer Recherche im Netz.
       
       Manchmal genügt es ja einfach wegzuschauen. Aber warum eigentlich? Wer
       morgens in der vollen U-Bahn sitzt, in einem Café kellnert oder als
       BademeisterIn in der Saunalandschaft arbeitet, wird täglich mit dieser
       Situation konfrontiert. Alles nicht so einfach. Sind öffentlichen
       Liebesbekundungen etwas Schönes und sollten toleriert werden oder stört
       Knutschen in der Öffentlichkeit?
       
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       Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors
       versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 3. Juli eine Mail an:
       [1][streit@taz.de]
       
       2 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /streit@taz.de
       
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   DIR Elisa Heidenreich
       
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