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       # taz.de -- NSA-Abhörskandal: USA will auf Vorwürfe reagieren
       
       > Während der Chef des US-Geheimdienstes Aufklärung im Abhörskandal
       > verspricht, werden neue Details bekannt: Der NSA soll auch in weiteren
       > Ländern mitgehört haben.
       
   IMG Bild: Sprachtalente: Die Mitarbeiter der NSA-Zentrale hören weltweit mit.
       
       WASHINGTON/BERLIN dpa/afp | Der oberste Chef der US-Geheimdienste, James
       Clapper, hat sich am Sonntag (Ortszeit) zu dem mutmaßlichen Abhörskandal in
       europäischen Regierungs- und EU-Einrichtungen geäußert. „Die US-Regierung
       wird der Europäischen Union angemessen über unsere diplomatischen Kanäle
       antworten“, erklärte das Büro des Geheimdienstdirektors. Klärung werde es
       auch in dem beidseitigen Experten-Dialog über die Geheimdienste geben, den
       die USA vor Wochen angekündigt haben.
       
       „Wir werden diese Themen auch bilateral mit EU-Mitgliedsstaaten
       besprechen“, so die Erklärung. „Während wir grundsätzlich bestimmte,
       mutmaßliche Geheimdienstaktivitäten nicht öffentlich kommentieren, haben
       wir klar gemacht, dass die USA ausländische Geheimdienstinformationen in
       der Weise sammeln, wie es alle Nationen tun.“
       
       Unterdessen berichtet der britische Guardian, dass der US-Geheimdienst auch
       die diplomatischen Vertretungen von Frankreich, Italien und Griechenland in
       Washington und bei den Vereinten Nationen ausgespäht. Die NSA habe in den
       Botschaften und UN-Vertretungen unter anderem Wanzen installiert und Kabel
       angezapft, berichtete die britische Zeitung am Sonntag auf ihrer
       Internetseite unter Berufung auf Dokumente des flüchtigen IT-Spezialisten
       Edward Snowden. Insgesamt seien in den NSA-Dokumenten 38 Überwachungsziele
       genannt worden, darunter auch Japan, Mexiko, Südkorea, Indien und die
       Türkei.
       
       Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte zuvor bereits über
       NSA-Lauschangriffe auf EU-Einrichtungen berichtet. Auch in Deutschland
       wurden demnach monatlich rund eine halbe Milliarde Telefonate, E-Mails oder
       SMS überwacht.
       
       Diese Berichte stießen auf heftige Empörung. EU-Kommissarin Viviane Reding
       drohte damit, die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU
       und den USA ruhen zu lassen, sollten die Berichte zutreffen. „Partner
       spionieren einander nicht aus“, sagte sie in Luxemburg.
       
       ## „Es ist beunruhigend“
       
       Auch in Deutschland hält die Kritik weiter an. Berichten zufolge war die
       Überwachung der Bundesrepublik durch den US-Geheimdienst NSA offenbar viel
       umfangreicher als bislang angenommen. „Das geht weiter als die
       Vorratsdatenspeicherung und ist ein schwerwiegender Eingriff in unsere
       Grundrechte“, sagte der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar,
       den Ruhr Nachrichten.
       
       „Die USA muss restlos aufklären.“ Es müsse genau geprüft werden, ob die
       Meldungen stimmten. „Es ist beunruhigend, dass die US-Seite die Meldung
       nicht von sich gewiesen hat, sondern sich gar nicht äußert.“
       
       Die massenhafte Ausspähung deutscher Kommunikationsverbindungen durch die
       NSA muss nach Meinung der SPD auch Konsequenzen für den deutschen
       Bundesnachrichtendienst haben. „Unsere Spionageabwehr muss auf ihre
       Effektivität überprüft werden, wenn es ausländischen Geheimdiensten ohne
       Mühe möglich ist, die Telefonate und E-Mails deutscher Bürger millionenfach
       abzufangen und auszuwerten“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der
       SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, der Frankfurter Rundschau. „Das
       stellt unseren Geheimdiensten kein gutes Zeugnis aus.“
       
       1 Jul 2013
       
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