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       # taz.de -- Polizei erschießt nackten Mann in Berlin: Berlins Innensenator fordert Taser
       
       > Gegen den Berliner Polizisten, der am Freitag einen nackten Mann
       > erschossen hat, wird wegen Totschlags ermittelt. Innensenator Frank
       > Henkel nimmt ihn in Schutz.
       
   IMG Bild: Die Untersuchung nach dem Schuss: Polizisten sichern den Ort der schwer fassbaren Ereignisse.
       
       MÜNCHEN/BERLIN dpa | Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hat sich nach
       dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 31-Jährigen für den Einsatz
       von Elektroschock-Pistolen ausgesprochen. Sogenannte Taser seien trotz
       Risiken ein vergleichsweise mildes Mittel, sagte Henkel der B.Z. am
       Sonntag. Es sei durchaus ratsam, erneut darüber zu diskutieren. „Allerdings
       ist völlig unklar, ob es dafür eine politische Mehrheit gäbe“, zitierte die
       Zeitung den Minister.
       
       Das Vorgehen des Polizisten selbst, das ein im Internet abrufbares
       Youtube-Video dokumentiert, verteidigte Henkel: „Was auf dem Video nicht zu
       sehen ist, ist die Ich-Perspektive und das Innenleben eines Polizisten, der
       Millisekunden hat, um eine Entscheidung zu treffen, auch über sein eigenes
       Leben.“ Es spreche vieles dafür, dass der Beamte in Berlin in Notwehr
       gehandelt habe.
       
       Der nackte und verwirrt wirkende Mann hatte sich am Freitag im
       Neptunbrunnen mit einem Messer selbst verletzt und war dann auf einen
       Polizisten losgegangen, ehe dieser schoss. Ob er in Notwehr handelte, wird
       derzeit noch geprüft.
       
       Nach Polizeiangaben hatte der 31-Jährige den Beamten mit einem 20
       Zentimeter langen Messer in dem Brunnen am Roten Rathaus angegriffen. Auf
       die „Messer weg“-Rufe reagierte er nicht, wie auch das Video zeigt. Der
       Beamte schoss daraufhin. Die Kugel durchschlug laut der Obduktion die Lunge
       des Mannes. Er starb wenig später im Rettungswagen. Er hatte sich zuvor mit
       dem Messer mehrfach selbst verletzt und blutete.
       
       ## Polizeigewerkschafter hält Schüsse für angemessen
       
       Der Beamte wollte den Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft zunächst
       beruhigen und aus dem Brunnen holen. Die Mordkommission des Berliner
       Landeskriminalamts ermittelt nun gegen den Polizisten wegen Totschlags.
       
       Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft
       Berlin, Bodo Pfalzgraf, war das Vorgehen des Beamten jedoch angemessen,
       auch der Schuss auf den Brustkorb. Es sei nicht möglich, alle Berliner
       Beamten zu Scharfschützen auszubilden, die in solchen Situationen in Arme
       oder Beine schießen, sagte der im Inforadio des RBB.
       
       „Wenn am Ende jemand mit der Waffe auf einen losgeht, dann ist auch das
       staatliche Gewaltmonopol gefragt, weil man nicht alle Konflikte dieser Welt
       sprachlich lösen kann“, sagte Pfalzgraf. Kein Polizist mache es sich leicht
       auf einen anderen Menschen zu schießen. Im Notwehrbereich sei zudem der
       ganze Körper die Trefferfläche, erklärte Pfalzgraf. „Man muss diesen
       lebensbedrohlichen Angriff abwehren. Da wird nicht trainiert, auf Arme und
       Beine zu schießen.“
       
       ## Unionspolitiker kritisieren Facebook-Video
       
       Politiker haben die Verantwortlichen des Internet-Netzwerkes Facebook für
       die Veröffentlichung eines Videos mit dem tödlichen Schuss eines Berliner
       Polizisten auf einen 31-Jährigen kritisiert.
       
       „So etwas darf nicht gepostet werden. Wenn es etwas gibt, wo Facebook
       sofort reagieren muss, damit die Bilder aus dem Netz genommen werden, dann
       sind das solche Fälle“, sagte der CDU-Medienexperte und
       Unions-Fraktionsvize Michael Kretschmer dem Focus: Die Bilder des auf
       Facebook zigfach geteilten youtube-Videos seien „menschenverachtend“.
       
       Ähnlich äußerte sich dem Magazin zufolge auch ein Sprecher von
       Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU): „Offenbar reichen die technischen
       Instrumente und die Teams, die Inhalte der Seiten angeblich rund um die Uhr
       prüfen, nicht aus.“
       
       29 Jun 2013
       
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