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       # taz.de -- Neue US-Studien zum Fracking: Mehr Gase im Brunnen
       
       > Die Schiefergasförderung wird als klimafreundlichere Alternative zur
       > Kohle propagiert. Eine Studie der US-Uni Duke zeigt: Das ist gar nicht zu
       > beweisen.
       
   IMG Bild: Vorsicht, heiß und frackig: Eine Förderanlage in Dawson Creek
       
       BERLIN taz | Die USA sollen ihre Position als führende Erdgasproduzentin
       stärken, weil dieser Rohstoff nicht nur eine sichere und billige, sondern
       auch eine klimafreundliche Energie ist. Das sagte Barack Obama Anfnag der
       Woche in seiner Rede zur Umweltpolitik. Der US-Präsident stützte damit eine
       These der Fracking-Befürworter: Weil Erdgas sauberer als Kohle verbrenne,
       sinke der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) bei der
       Stromproduktion aus fossilen Energieträgern.
       
       Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter
       großem Druck in Schiefergestein gepresst, um das darin enthaltene Öl und
       Erdgas an die Oberfläche zu drücken. Um Erdgas-Lagerstätten auszufindig zu
       machen und auszubeuten, müssen zuvor zahlreiche Löcher ins Gestein gebohrt
       werden – aber gerade in dem massenhaften Bohren von Löchern liegt ein
       Problem dieser Art von Förderung.
       
       Davon gibt es bereits viele. Fracking ist hochumstritten. Kritiker
       argumentieren, durch die Fördermethode werde Grundwasser verschmutzt und
       Schwermetalle an die Erdoberfläche gepumpt. In einer [1][neuen Studie]
       haben Forscher der Duke-University in North Carolina Hinweise gefunden,
       dass durch Bohrungen Gase ins Trinkwasser gelangen und es verunreinigen.
       
       Sie untersuchten Proben aus 141 privaten Brunnen im Nordosten von
       Pennsylvania, einer der US-Bundesstaaten, wo besonders viel Fracking
       betrieben wird. Die Wissenschaftler entdeckten sehr viel höhere
       Konzentrationen von Methan, Ethan und Propan in solchen Brunnen, die sich
       weniger als ein Kilometer von Gasförderstellen befinden.
       
       Auch durch ein Gutachten der Princeton University dürfte die Zahl der
       Kritiker zunehmen. In einer Studie für das gemeinnützige Wissenschaftler-
       und Journalistennetzwerk „[2][Climate Central]“ kommt der
       Energiewissenschaftler Eric D. Larson zum Schluss, dass die
       Klimafreundlichkeit von Fracking derzeit nicht zu beweisen ist.
       
       Bei der Ausbeutung von Erdgas entweicht Methan, das 25-mal klimaschädlicher
       als CO2 wirkt. Erdgas besteht zu 98 Prozent aus Methan. Laut Larson gibt es
       bisher noch keine belastbaren Erkenntnisse darüber, wie viel Methan bei der
       Schiefergasförderung durchschnittlich ausgestoßen wird. Es fehlten schlicht
       die empirischen Beweise, sagt Larson.
       
       ## Beim Methanverlust herrscht Unsicherheit
       
       Er verweist darauf, dass die Unterschiede in den bisher veröffentlichten
       Schätzungen über den Methanverlust mit unter einem bis zu acht Prozent sehr
       hoch seien. Diesen Verlust zu bestimmen, erschweren seiner Meinung nach
       eine Reihe von Unklarheiten: Einerseits die großen Unterschiede in der
       industriellen Arbeitsweise bei Bohrköpfen sowie der Mangel an ausreichender
       Erfahrung mit Schiefergasbrunnen. Darum seien auch mehr Messungen und Daten
       sowie ein besseres Verständnis, wie die Industrie arbeitet, nötig.
       
       In den USA gibt es trotz Fracking-Boom keine Verpflichtung für die
       Industrie oder staatliche Behörden, die Höhe des Methanverlustes zu
       beobachten. In Deutschland gibt es zum Fracking vorerst keine gesetzliche
       Regelung. Die CDU/CSU-Fraktion entschied Anfang Juni, einen Entwurf, der
       die umstrittene Technik mit Einschränkungen erlaubt hätte, in dieser
       Legislaturperiode nicht mehr ins Parlament einzubringen.
       
       „Larsons Aussage über den Methanverlust ist grundsätzlich richtig“, sagt
       Björn Völlmar von der [3][Bundesanstalt für Geowissenschaften und
       Rohstoffe]. Methan entweicht beim Bohren, Fördern, Verarbeiten und
       Transport. „Beim Fracking geht man aber von vornherein von höheren
       Erdgasemissionen aus.“ Der höhere Ausstoß liege daran, dass die größten
       Verluste beim Erschließen eines Schachts durch Bohrung von oben nach unten
       angenommen würden.
       
       „Insofern fallen durch die bei der Schiefergasförderung notwendigen
       zahlreicheren Bohrungen höhere Methanemissionen an.“ Zugleich betont
       Völlmar, dass in den veröffentlichten Angaben aus den USA jeweils
       ausdrücklich bemerkt wird, dass die Schätzungen zum Methanverlust mit sehr
       hohen Unsicherheiten behaftet seien.
       
       29 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.pnas.org/content/early/2013/06/19/1221635110.full.pdf+html
   DIR [2] http://www.climatecentral.org/
   DIR [3] http://www.bgr.bund.de/DE/Home/homepage_node.html
       
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