URI: 
       # taz.de -- Ärger bei Fenerbahçe Istanbul: Kraftmeiers großer Auftritt
       
       > Wegen eines Manipulationsskandals hat die Uefa Fenerbahçe für mehrere
       > Jahre gesperrt. Ex-Präsident Aziz Yıldırım stellt sich als Opfer dar.
       
   IMG Bild: Ganz groß in Geldgeschäften – so sieht dieses Fan-Transparent Aziz Yıldırım.
       
       BERLIN taz | Es geriet zu einem gepflegten Rundumschlag, was die
       versammelten Journalisten geboten bekamen auf der groß angekündigten
       Pressekonferenz von Aziz Yıldırım am Donnerstagnachmittag in Istanbul. Der
       60-Jährige ist mutmaßlich hauptverantwortlich für den Manipulationsskandal
       rund um Fenerbahçe – und damit auch für die am Mittwoch von der Uefa
       ausgesprochene dreijährige Klubsperre für alle europäischen Wettbewerbe,
       von der das letzte Jahr wohl auf Bewährung ausgesetzt ist.
       
       Yıldırım nutzte den Anlass für einen fast schon grotesken Auftritt. „Aziz
       Yıldırım gibt nicht auf, und auch Fenerbahce als Verein wird niemals
       aufgeben“, kraftmeierte der Unternehmer in die Mikrofone. Bemerkenswert das
       Schild davor, das Yıldırım ausdrücklich nicht als Vereinspräsidenten
       titulierte. Ein Istanbuler Gericht hatte den langjährigen Klubobersten
       parallel zum Uefa-Urteil aus dem Amt gehoben.
       
       Trotzdem – oder gerade deswegen – erging sich Yıldırım in
       Durchhalteparolen, posaunte Sätze wie „ein Aziz Yıldırım geht nirgendwohin“
       und zog gar etwas verschwurbelte Parallelen zum 2012 unter umstrittenen
       Umständen inhaftierten früheren General Ilker Başbuğ. Der Anklage nach soll
       dieser ein führender Kopf der ominösen „Ergenekon“-Untergrundorganisation
       gewesen sein, die den Sturz der Erdoğan-Regierung geplant hätte. Genauer
       wurde Yıldırım dann aber doch nicht. Auf jeden Fall aber hätten
       Uefa-Präsident Michel Platini und dessen Generalsekretär Gianni Infantino
       höchstpersönlich von „Druck“ berichtet, der auf sie im Zusammenhang mit dem
       Ausschluss ausgeübt würde.
       
       Ob all dieser Nebligkeiten scheinen nun langsam auch die Fener-Fans genug
       zu haben von ihrem einstigen Heilsbringer. Formierten sich nach
       Bekanntwerden des Skandals 2011 immer wieder Solidaritätskundgebungen für
       Aziz Yıldırım, fordern die Anhänger der „Kanarienvögel“ auf Bannern nun:
       „Yıldırım! Rücktritt! Und der ganze Vorstand gleich mit!“ Hunderte Fans
       hatten sich dem vereinseigenen Şükrü-Saracoğlu-Stadion versammelt.
       
       Zwar besteht noch Hoffnung, dass der bereits eingelegte Einspruch Erfolg
       hat – in einem ähnlichen Fall wurde der FC Porto 2008 erst für zwei Jahre
       aus den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen, ehe das Urteil teilweise
       aufgehoben wurde. Einzig eine Geldstrafe von 150.000 Euro und ein
       zweijähriges Berufsverbot für den Vereinspräsidenten Pinto da Costa blieben
       übrig.
       
       Sollte es aber bei den Sperren für Fenerbahçe und auch für den Istanbuler
       Rivalen Beşiktaş bleiben, die Wirkung könnte fatal sein für die Klubs, die
       ihren Fans stets Transfers international bekannter Akteure versprechen.
       Gerade erst hat Beşiktaş den Kroaten Slaven Bilić als neuen Übungsleiter
       vorgestellt. Wegen Verschiebungen in Pokalspielen sollen die „schwarzen
       Adler“ ebenfalls in Europa nur zusehen dürfen, allerdings lediglich für
       eine Saison. Hochrechnungen gehen von Verlusten von 15 Millionen Euro für
       Beşiktaş und gar 35 Millionen für Fenerbahçe aus.
       
       Bei Trabzonspor scheinen sie derlei Finanznöte bereits zu kennen. Der Klub
       von der Schwarzmeerküste, der als einziger seit Jahrzehnten fast konstant
       mithalten kann mit den Vereinen aus Istanbul, wurde von Spieler Didier
       Zokora wegen ausstehender Boni verklagt und musste 400.000 Euro nachzahlen.
       
       So könnte Galatasaray Istanbul zum großen Profiteur der aktuellen Situation
       werden. Der aktuelle und 19-malige Titelträger ist der Einzige dieser
       „großen vier“, der sich seine weiße Weste im Manipulationsskandal bewahren
       konnte. Einen Fleck gibt es aber auch hier: Gerade hat Trabzon nun
       Galatasaray verklagt. Es geht um Verzug bei Transferzahlungen.
       
       28 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Digili
       
       ## TAGS
       
   DIR Fenerbahçe
   DIR Uefa
   DIR Istanbul
   DIR Proteste in der Türkei
   DIR Besiktas
   DIR Ultras
   DIR FC Chelsea
   DIR Europa League
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Razzien gegen Fußballfans: Zur Strafe nur Frauen und Kinder
       
       Der Fußballclub Besiktas wird für Ausschreitungen bestraft. Die Polizei
       nimmt bei Razzien 80 Fans der drei großen Istanbuler Vereine fest.
       
   DIR Uefa-Urteil gegen türkische Vereine: Europapokal ohne Fener und Besiktas
       
       Der Manipulationsskandal in der Türkei 2011/12 hat Folgen: Die Uefa
       schließt die Istanbuler Klubs Fenerbahçe und Besiktas aus dem Europapokal
       aus.
       
   DIR Fußballfans bei den Taksim-Protesten: „Wir haben gewonnen“
       
       Laut, fröhlich, kampfbereit und politisch – sagenumwoben waren sie schon
       immer. In den Tagen des Protests sind die Beşiktaş-Fans endgültig zu
       Volkshelden avanciert.
       
   DIR Halbfinale Europa League: Chelsea trifft auf Benfica
       
       Basel ist knapp gescheitert. Der FC Chelsea und Benfica Lissabon werden das
       Finale der Europa League in Amsterdam unter sich ausmachen.
       
   DIR Halbfinale Europa League: Chelsea und Fenerbahce vorn
       
       Der FC Chelsea steht kurz vor dem Einzug ins Finale der Europa League. Sie
       gewannen beim FC Basel mit 2:1. Fenerbahce Istanbul siegte mit 1:0 gegen
       Benfica Lissabon.